Gebauer & Griller: Immer die richtige Verbindung
Wer die Motorhaube eines Autos öffnet, merkt schnell: Ohne die richtige Verbindung läuft hier gar nichts. Was die meisten nicht wissen: Die Hightech-Kabel werden von einem österreichischen Unternehmen entwickelt und hergestellt. Die Gebauer & Griller GmbH (G&G) mit Sitz in Wien-Döbling zählt weltweit zu den führenden Anbietern hochwertiger Kabeln für die Automobilindustrie. 2,5 Millionen Kilometer Kabel werden jährlich abgesetzt.
Der globale Durchbruch gelang mit Innovation. Groß geworden mit Kupfer als Leitungsmaterial, brachte das Unternehmen nach langem Tüfteln 1999 seine erste patentierte Aluminium-Verbindungstechnologie auf den Markt. Der Vorteil von Aluminium: Es ist nicht nur leichter als Kupfer, sondern auch billiger. Ein Segen für die Autoindustrie, die auf spritsparende Leichtbauweise umstellt.
Leichtbauweise
Mit dem Automotive-Geschäft ging es seither steil bergauf. Angefangen in der Luxusklasse, wo Elektronik-Schnickschnack immer schon eine große Rolle spielte, hat die Digitalisierung und Leichtbauweise längst die Mittelklasse erreicht. Inzwischen zählt das Who’s who der Autohersteller zu den Kunden der Alu-Pioniere. In der Mercedes-S-Klasse finden sich Batterie- und Starter-Generatoren-Leitungen auf Aluminiumbasis ebenso wie im Audi oder im VW Passat. In den USA zählen Ford und Chrysler zu den Kunden der Wiener.
Elektromobilität
Einen weiteren Schub erhält die Technologie durch die Elektromobilität, schließlich stellt die Stromversorgung dort eine neue Herausforderung dar. "Ich sehe etwa bei der Architektur des Bordnetzes der Elektroautos noch viel Entwicklungspotenzial", sagt G&G-Geschäftsführerin Eva Schinkinger zum KURIER.
Erste Großaufträge für Elektroautos in den USA hat das Unternehmen schon in der Tasche, Namen darf Schinkinger hier keine verraten.
Hergestellt werden die Kabel unter anderem im österreichischen Stammwerk in Poysdorf, wo aktuell rund 900 Mitarbeiter beschäftigt werden. "Der Standort Poysdorf ist für uns auch als Entwicklungszentrum sehr wichtig", sagt Schinkinger. Rund acht Millionen Euro investiert das Unternehmen heuer in die Forschung & Entwicklung. Qualifiziertes Personal dafür zu finden, werde immer schwieriger, klagt die Firmenchefin. Einerseits gebe es ohnehin zu wenige Technik-Absolventen und andererseits lasse auch die Mobilität der Arbeitskräfte zu wünschen übrig: "Wiener sind oft nicht bereit, nach Poysdorf zu pendeln."
Es begann mit Draht
Die Unternehmensgeschichte reicht bis in die 1940er-Jahre zurück, als mit der Draht-Herstellung in Wien begonnen wurde. In den 1960er-Jahren ist G&G bereits Nummer eins bei Kunststoffkabeln. Wegen des regulierten Marktes sind dem Wachstum aber Grenzen gesetzt. Erst in den 1970-er Jahren erschließt man mit den ersten Kabelverbindungen in Autos einen zusätzlichen Absatzmarkt im Ausland.
Heute entfallen 88 Prozent der Umsatzes auf den Automotive-Bereich. Darüber hinaus werden noch Wickeldrähte für Transformatoren und die Motorenindustrie sowie Drähte aus Nickelbasislegierungen für verschiedene Industrieanwendungen gefertigt. Ein relativ junger Bereich ist jener der alternativen Energien wie verzinnte Fotovoltaik-Drähte.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2015/’16 konnte der Umsatz von 420 auf 425 Mio. Euro gesteigert werden, rund 22 Millionen Euro wurden für Investitionen ausgegeben. Neben Poysdorf und Linz gibt es Werke unter anderem in Tschechien, Moldawien, Mexiko, Indien und China. Aktuell beschäftigt G&G 3200 Mitarbeiter, die meisten davon im tschechischen Werk Mikulov.
Weitere Serienteile: kurier.at/pioniere
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