Gewürzhändler Kotányi: "Eine Verdopplung der Preise müssen wir weitergeben"
Der Klimawandel bedroht weltweit die Landwirtschaft und zu geringe Erntemengen führen zu Preissteigerungen. Davon sind auch Gewürze nicht ausgenommen.
Im KURIER-Interview spricht Erwin Kotányi, Chef des Gewürzhandelsunternehmens Kotányi, darüber, was auf Konsumenten zukommt, wieso Eigenmarken immer mehr zur Konkurrenz werden und wie es um das Unternehmen international steht.
KURIER: Wie läuft das Geschäft aktuell?
Erwin Kotányi: Geschäftlich gibt es eigentlich keine außergewöhnlichen Vorkommnisse. Umsatzmäßig werden wir dieses Jahr wieder etwas zulegen. Wie es jetzt aussieht, werden wir heuer erstmals die 200 Millionen Euro Umsatz knacken. Veränderungen gibt es aber aktuell und in den letzten Jahren bei den Gewürzpreisen. Die sind auch bei uns raufgegangen. Wir können aber glücklicherweise sagen, dass die Stückzahlen im Verkauf für uns gleich geblieben sind im Vergleich zu günstigeren Produkten.
Weil Sie das Thema Preiserhöhungen angesprochen haben: Inwiefern geben Sie diese an Ihre Kunden weiter?
Wir passen schon auf, dass wir den Konsumenten nicht überfordern und bei der Marke halten, indem wir versuchen, die gestiegenen Kosten irgendwie zu kompensieren. Aber die Preise sind stark gestiegen, beim Pfeffer hat sich der Preis zum Beispiel nahezu verdoppelt. Und der Pfeffer ist das Hauptgewürz in der ganzen Branche und auch Bestandteil vieler Gewürzmischungen.
Warum ist der Pfefferpreis so stark gestiegen?
Das liegt an den Klimaveränderungen, wie etwa die extreme Hitze in Brasilien und allgemein in Südamerika. Es wurden um 40 Prozent weniger Pfeffer geerntet als erwartet und als diese Mengen bekannt wurden, sind die Preise im Rekordtempo in die Höhe geschossen. Wir befinden uns hier in einer ganz unsicheren Situation. Es fehlen 100.000 Tonnen Pfeffer am Markt. Und auch in Vietnam, wo der größte Teil des Pfeffers produziert wird, ist die Ernteerwartung 15-20 Prozent geringer als sonst.
In der Vergangenheit haben Sie, etwa bei Ihren ganzen Zimtstangen, den Verpackungsinhalt reduziert bei gleichbleibendem Preis. Ist das diesmal auch geplant, um die Preise halten zu können?
Was Sie ansprechen mit dem Zimt, war damals ein Einzelfall. Wir haben prinzipiell nicht vor, die Mengen unserer Produkte zu verändern. Aber eines ist klar: Eine Verdoppelung des Pfefferpreises müssen wir weitergeben. Wir planen Preisveränderungen ab Beginn des nächsten Jahres und kalkulieren gerade, wie hoch diese werden. Heuer werden wir den Preis aber vorerst halten können.
Vor dem Gewürzregal im Supermarkt hat man das Gefühl, dass es neben Kotányi maximal ein paar Produkte der Eigenmarken gibt, aber sonst kaum Mitbewerber. Haben Sie hierzulande überhaupt Konkurrenz?
Das ist schön, dass Sie das so empfinden. Tatsächlich hat sich da einiges verändert in den letzten Jahren. Es sind einige Mitbewerber auch aus dem Onlinebereich dazugekommen und mit ihnen auch eine Vielzahl anderer Produkte. Der Wettbewerb ist also stärker geworden. Unser größter Mitbewerber sind aber immer noch die Eigenmarken selbst, auch weil sie ihr Sortiment in den letzten Jahren ausgebaut haben.
Sind wegen der Teuerung Kunden von Ihnen zu den meist günstigeren Eigenmarken abgewandert?
Also der große Shift hat schon viel früher stattgefunden. Die Zielgruppe, die primär auf den Preis schaut, kauft schon seit Jahren Eigenmarken oder gleich beim Diskonter ein. Vereinzelt merken wir aber schon, dass Kunden abwandern. Das ist aber sehr überschaubar und wahrscheinlich im einstelligen Prozentbereich.
Kotányi wurde 1881 in Ungarn gegründet und hat seinen Sitz im niederösterreichischen Wolkersdorf, wo bis heute produziert wird. Unter der Leitung von Erwin Kotányi arbeiten insgesamt mehr als 600 Mitarbeiter.
Seit den 1990er Jahren hat das Unternehmen immer weiter ins Ausland, vorrangig nach Osteuropa, expandiert und ist heute in mehr als 20 Ländern aktiv (darunter auch Russland und die Ukraine). In vielen dieser Länder – wie auch in Österreich – ist Kotányi Marktführer.
Wie läuft es im Gastronomiebereich?
Die Gastronomie ist für uns ein wichtiger Zweig. Wir machen unsere Geschäfte über den Großhandel und sind als Marke gut positioniert. Die Entwicklung vom Zusammenbruch in der Pandemie bis zum Wiederaufbau der Branche haben wir natürlich miterlebt. Jetzt sind wir aber erfreulicherweise wieder auf dem Umsatzlevel von 2019, vielleicht sogar etwas darüber.
Wie entwickelt sich das Geschäft international und wo ist Ihr wichtigster Markt?
Der wichtigste Markt ist immer noch Österreich. Österreich ist zwar nicht der umsatzstärkste Markt, aber vom gesamten Geschäftsvolumen ganz vorne. Zwar sind die Märkte in Osteuropa auch groß und wichtig, aber so ein großes Gastrogeschäft wie hierzulande haben wir im Ausland nicht.
Vor ein paar Jahren haben Sie in einem KURIER-Interview von China als Zukunftsmarkt gesprochen. Was ist daraus geworden?
Das lief leider nicht so positiv, muss ich offen sagen. In China ist die Stimmung in Richtung westlicher Produkte nicht sehr gut, aufgrund aktueller Entwicklungen und der dortigen Politik. Deswegen haben wir auf dem chinesischen Markt nicht nur nicht zulegen können, sondern sogar einiges verloren.
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