Mogelpackungen: Warum immer öfter weniger drinnen ist

Mogelpackungen: Warum immer öfter weniger drinnen ist
Dem Süßwarenhersteller Manner wird vom Gericht bescheinigt, bei der Füllmenge der „Mozart-Schnitten“ zu tricksen. Doch es gibt auch Produkte anderer bekannter Hersteller mit „Irreführungspotenzial“.

Die Säckchen bei den drei Manner-Produkten sind gleich hoch. Während jedoch die Neapolitaner- und Mignon-Schnitten mit 400 Gramm befüllt sind, beträgt die Menge bei den Mozart-Schnitten nur 300 Gramm. Letztere Verpackung sei „zu weniger als 50 Prozent mit Waffeln gefüllt“.

„Der einzige nahe liegende Grund für die Abweichung ist, dass die Mandel-Haselnussschnitten (Mozart-Schnitten) in der Produktion teurer sind als reine Haselnussschnitten und dieser Umstand aber nicht durch einen höheren Verkaufspreis, sondern eine geringere Füllmenge ausgeglichen werden soll“, hält das Oberlandesgericht Wien in einem Urteil gegen Manner fest, das der Verein für Konsumenteninformation (VKI) erstritten hat. „Ein Verbraucher erwartet aber nicht, dass solche (Verpackungen) zu weniger als 50 Prozent (...) gefüllt werden, und wird daher durch die Verpackungswahl über das Volumen des Inhalts bzw. der Menge der Schnitten (…) in die Irre geführt.“ Laut OLG Wien „vermag auch der Umstand, dass das Gewicht auf jeder Verpackungsseite ausdrücklich angeführt ist, diese Irreführung nicht beseitigen“. Somit hat das Gericht die „Mozart-Schnitten“ rechtskräftig zur „Mogelpackung“ erklärt.

„Shrinkflation“

Versteckte Preissteigerungen über eine Reduktion der Füllmengen sind keine Seltenheit. „Shrinkflation“ nennt man das. „Der Trend setzt sich leider fort, uns werden laufend Produkte gemeldet, wo man eine Verringerung der Füllmenge entdeckt hat“, sagt VKI-Expertin Teresa Bauer zum KURIER. Nicht alles ist auch gleich eine Mogelpackung, der VKI spricht lieber von Produkten mit „Irreführungspotenzial“.

Doppelte Preissteigerung

„Teils ist es nicht leicht zu erkennen, weil die Verpackungen gleich groß bleiben und nur ein bisschen weniger eingefüllt wird“, so die Expertin. „Oft findet eine doppelte Preissteigerung statt, einerseits weil man weniger anfüllt und anderseits wird der Preis auch noch angehoben.“ Zum Teil erklären die Hersteller die Mengenreduktion mit den hohen Energie- und steigenden Rohstoffkosten.

Weniger Füllmenge

Fast 700 Beschwerden zu Lebensmittelprodukten sind 2022 beim VKI-Lebensmittel-Check eingegangen. Im Vorjahr machte der Nahrungsmittelhersteller Upfiel von sich reden, weil seine Margarine Rama zwar in einer gleich großen Verpackung abgefüllt, die aber mit 450 Gramm 50 Gramm weniger Inhalt hat. „Auch bei den Produkten Becel und Thea hat der Hersteller Upfiel die Füllmengen reduziert“, sagt Bauer.

Vor allem bei Knabbergebäck haben Hersteller den Inhalt verringert. So hat Kelloggs bei den Pringles-Chips die Menge von 200 Gramm auf 185 Gramm gesenkt. Außerdem hat der deutsche Hersteller Intersnack bei Funny-frisch-Chips, Ültje-Erdnüssen und Soletti die Füllmenge herabgesetzt.

„Bei Soletti wurde die Menge von 250 auf 230 Gramm reduziert“, weiß VKI-Expertin Bauer. „Es werden uns auch immer mehr Eigenmarkenprodukte gemeldet, wo weniger drinnen ist.“ Nachsatz: „Da haben wir Popcorn-Verpackungen, wo weniger drinnen ist.“ Oder bei Mandeldrinks wurde die Füllmenge und Menge der Mandeln verändert. Indes ist die Schweizer Wander AG berühmt für ihr Getränkepulver Ovomaltine. „Die Nachfüllpackung enthält jetzt 900 Gramm statt wie früher 1.000 Gramm. Der Preis ist derselbe wie davor“, so der VKI. Bereits seit 2021 füllt der Ferrero-Konzern in die Gläser seines Klassikers Nutella nur noch 700 Gramm, 50 Gramm weniger pro Glas als früher.

Nicht nur Lebensmittel

Es gibt aber nicht nur bei Lebensmitteln die „Shrinkflation“. „Es gibt sie auch bei Toilettenpapier, Taschentüchern oder Waschmitteln“, sagt Bauer. „Das sind Produkte, bei denen sich die Menge schlechter nachvollziehen lässt.“

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