Laut Weltwirtschaftsforum (WEF) ist Österreich auf der globalen Rangliste um 26 Plätze – auf Platz 47 von 146 – abgerutscht. ABZ*Austria Geschäftsführerin Manuela Vollmann erklärt, dass es an der heimischen Regierung und dem Parlament liegt: „Nur noch fünf von vierzehn Regierungsmitgliedern sind weiblich. Im Vorjahr waren es sieben von fünfzehn.“
Neueinstellungen von Frauen in Führungspositionen seien, Studien zufolge, weltweit gesunken. Chefinnen bleiben derzeit vor allem in börsennotierten Unternehmen Einzelkämpferinnen. Trotz zahlreicher jahrelanger Bemühungen ist keine nennenswerte Verbesserung in Sicht. Im Gegenteil: der Anteil der Frauen ist in manchen (oberen) Bereichen wieder rückläufig.
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Ex-Politikerin und Unternehmerin Maria Rauch-Kallat weiß, warum: „Männer haben erkannt, dass jeder Platz für eine Frau, einen Platz weniger für sie selbst bedeutet.“ Zusätzlich zu den häufig diskutierten Rahmenbedingungen, wie Kinderbetreuungsmöglichkeiten, spielten auch gesellschaftliche Ungleichheiten eine Rolle:
„Männer haben den hierarchischen Aufstieg im Auge, das ist bei Frauen weniger der Fall. Wenn sie einen Job haben, der sie befriedigt, denken sie nicht daran, ihn zu verlassen.“ Außerdem hätten Frauen ein geringeres Selbstwertgefühl: „Es wurde uns Jahrhunderte lang unbewusst anerzogen. Das haben wir verinnerlicht.“
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Wollen sie überhaupt?
Maßnahmen für mehr Frauen in Führungspositionen sind altbekannt. Es beginnt mit der gerechten Aufteilung der unbezahlten Care- und Hausarbeit (der Gender-Pay-Gap liegt in Österreich übrigens bei 18,8 Prozent, weit über dem EU-Durchschnitt von 12,7 Prozent) und reicht bis zu den verpflichtenden Väter-Karenzen und Frauenquoten:
„Die Frauenquote ist zwar kein elegantes Instrument, aber sie wirkt“, sagt Rauch-Kallat. So habe sich der Frauenanteil in den Aufsichtsräten von börsennotierten Unternehmen seit der Quoten-Einführung von 22,4 Prozent 2018 auf 35 Prozent 2023 erhöht. Der Vorwurf, dass Frauen einfach nicht führen wollen, stellt sich somit als unwahr heraus: „Sie wollen, sogar mit Kleinkindern. Brauchen aber entsprechende Rahmenbedingungen“, sagt Vollmann.
Teilzeit sei dabei aber keine Antwort: „Wir haben top-ausgebildete Frauen. Volkswirtschaftlich ist es ein großes Problem, wenn wir sie in die Teilzeit drängen.“ Stattdessen sollten Führungsmodelle geändert werden: „Die alten Modelle greifen selbst bei Männern nicht mehr.“
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Frauen fehlen.
„Ein Frauenmangel bedeutet einen Verlust für Unternehmen“, ist Rauch-Kallat sicher. „Gemischte Teams sind eine Chance für ein besseres Betriebsklima und mehr Erfolg.“ Für Vollmann steht fest: „Wenn Frauen nicht mitmischen, können sie auch nicht mitentscheiden und für eine nachhaltige Veränderung sorgen.“ Die Crux: Je weniger Frauen in Führungspositionen, desto weniger Vorbilder für junge, künftige Chefinnen.
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