Anscheinend unwichtig? Wieder weniger Frauen in Führungspositionen

Mary Barra ist die erste weibliche CEO von General Motors.
Frauen gelangen nicht nachhaltig in die Führungsetagen – sie sind dort zuletzt wieder weniger geworden. Warum?

Zehn Jahre lang stand Deutschlands Altkanzlerin Angela Merkel ganz oben auf der Forbes-Liste der mächtigsten Frauen der Welt. Ein starkes Rolemodel – bis 2021. Heute gilt Philanthropin MacKenzie Scott als mächtigste Frau (Ex-Frau von Jeff Bezos). Nach ihr: Kamala Harris, Vizepräsidentin der USA, Christine Lagarde, Präsidentin der EZB und Mary Barra (im Bild oben).

Die Managerin ist die erste Frau an der Spitze des Autokonzerns „General Motors“ und hat somit viel geschafft. Allen voran: Als Frau erfolgreich mit den Männern der obersten Etagen mitzumischen. Was nicht so einfach ist – das erkennt man etwa hierzulande, wo von einer dramatischen Verschlechterung der Geschlechtergleichstellung die Rede ist.

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Anscheinend unwichtig? Wieder weniger Frauen in Führungspositionen

Manuela Vollmann ABZ*Austria

Wir sind über 50 % der Bevölkerung. Warum sollten wir uns mit einer 35-Prozent-Quote zufriedengeben?

von Manuela Vollmann ABZ*Austria

Laut Weltwirtschaftsforum (WEF) ist Österreich auf der globalen Rangliste um 26 Plätze – auf Platz 47 von 146 – abgerutscht. ABZ*Austria Geschäftsführerin Manuela Vollmann erklärt, dass es an der heimischen Regierung und dem Parlament liegt: „Nur noch fünf von vierzehn Regierungsmitgliedern sind weiblich. Im Vorjahr waren es sieben von fünfzehn.“

Neueinstellungen von Frauen in Führungspositionen seien, Studien zufolge, weltweit gesunken. Chefinnen bleiben derzeit vor allem in börsennotierten Unternehmen Einzelkämpferinnen. Trotz zahlreicher jahrelanger Bemühungen ist keine nennenswerte Verbesserung in Sicht. Im Gegenteil: der Anteil der Frauen ist in manchen (oberen) Bereichen wieder rückläufig.

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Ex-Politikerin und Unternehmerin Maria Rauch-Kallat weiß, warum: „Männer haben erkannt, dass jeder Platz für eine Frau, einen Platz weniger für sie selbst bedeutet.“ Zusätzlich zu den häufig diskutierten Rahmenbedingungen, wie Kinderbetreuungsmöglichkeiten, spielten auch gesellschaftliche Ungleichheiten eine Rolle:

„Männer haben den hierarchischen Aufstieg im Auge, das ist bei Frauen weniger der Fall. Wenn sie einen Job haben, der sie befriedigt, denken sie nicht daran, ihn zu verlassen.“ Außerdem hätten Frauen ein geringeres Selbstwertgefühl: „Es wurde uns Jahrhunderte lang unbewusst anerzogen. Das haben wir verinnerlicht.“

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Anscheinend unwichtig? Wieder weniger Frauen in Führungspositionen

Maria Rauch-Kallat‚ Ex- Politikerin, Unternehmerin 

Männer haben erkannt, dass jeder Platz für eine Frau, einen Platz weniger für sie selbst bedeutet

von Maria Rauch-Kallat‚ Ex- Politikerin, Unternehmerin

Wollen sie überhaupt?

Maßnahmen für mehr Frauen in Führungspositionen sind altbekannt. Es beginnt mit der gerechten Aufteilung der unbezahlten Care- und Hausarbeit (der Gender-Pay-Gap liegt in Österreich übrigens bei 18,8 Prozent, weit über dem EU-Durchschnitt von 12,7 Prozent) und reicht bis zu den verpflichtenden Väter-Karenzen und Frauenquoten:

„Die Frauenquote ist zwar kein elegantes Instrument, aber sie wirkt“, sagt Rauch-Kallat. So habe sich der Frauenanteil in den Aufsichtsräten von börsennotierten Unternehmen seit der Quoten-Einführung von 22,4 Prozent 2018 auf 35 Prozent 2023 erhöht. Der Vorwurf, dass Frauen einfach nicht führen wollen, stellt sich somit als unwahr heraus: „Sie wollen, sogar mit Kleinkindern. Brauchen aber entsprechende Rahmenbedingungen“, sagt Vollmann.

Teilzeit sei dabei aber keine Antwort: „Wir haben top-ausgebildete Frauen. Volkswirtschaftlich ist es ein großes Problem, wenn wir sie in die Teilzeit drängen.“ Stattdessen sollten Führungsmodelle geändert werden: „Die alten Modelle greifen selbst bei Männern nicht mehr.“

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Frauen fehlen.

„Ein Frauenmangel bedeutet einen Verlust für Unternehmen“, ist Rauch-Kallat sicher. „Gemischte Teams sind eine Chance für ein besseres Betriebsklima und mehr Erfolg.“ Für Vollmann steht fest: „Wenn Frauen nicht mitmischen, können sie auch nicht mitentscheiden und für eine nachhaltige Veränderung sorgen.“ Die Crux: Je weniger Frauen in Führungspositionen, desto weniger Vorbilder für junge, künftige Chefinnen.

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