Jobs der Zukunft: Alles digital oder was?
Der rasante Digitalisierungs- und Automatisierungsschub durch die Covid19-Pandemie wird auch den Arbeitsmarkt und damit die Nachfrage nach bestimmten Qualifikationen nachhaltig verändern. Besonders gefragt werden in den nächsten fünf Jahren jene Arbeitskräfte sein, die die fortschreitende Digitalisierung in ihrer Tätigkeit für sich nutzen können, heißt es im aktuellen "Future of Jobs 2020"-Report des Weltwirtschaftsforums (WEF).
Besonders groß wird die Nachfrage nach Datenwissenschaftern, Experten in Sachen künstlicher Intelligenz (KI) bis hin zu Robotik-Ingenieuren. Auf der anderen Seite brechen immer mehr klassische Bürotätigkeiten von der simplen Dateneingabe über die Buchhaltung und Lohnverrechnung bis zur Kundenbetreuung zunehmend weg. Die Bürojobs müssen freilich nicht ganz verschwinden, jedoch ändert sich das jeweilige Anforderungsprofil für den Job.
Das WEF hat dazu eine eigene Tabelle erstellt (Grafik: Agenda Austria):
Mehr Jobabbau als -aufbau
Der WEF-Report aggregiert die Ansichten von Führungskräften mit den neuesten Daten aus öffentlichen und privaten Quellen, um ein Bild sowohl der aktuellen Situation als auch der zukünftigen Aussichten für Arbeitsplätze und Qualifikationen zu schaffen. Der Bericht enthält auch ausführliche Informationen für 15 Industriezweige und 26 Industrie- und Schwellenländer.
Laut Report geben 43 Prozent der befragten Führungskräfte an, dass sie aufgrund der Technologieintegration ihre Belegschaft bis 2025 reduzieren werden, 41 Prozent planen, ihren Einsatz von Auftragnehmern für aufgabenspezialisierte Arbeit auszuweiten, und 34 Prozent haben vor, ihre Belegschaft aufgrund der Technologieintegration zu erweitern. Viele Unternehmen erwarten aber auch Veränderungen an Standorten, Wertschöpfungsketten und Personalstand aufgrund von Faktoren, die über die Technologie hinausgehen, also andere Ursachen haben.
Kritisches Denken gefragt
Nicht neu, aber durch die Digitalisierung als Top-Kompetenzen bei Arbeitskräften noch gefragter werden kritisches Denken und Analysieren sowie Fähigkeiten im Selbstmanagement wie aktives Lernen, Resilienz, Stresstoleranz und Flexibilität. Im Durchschnitt rechnen die befragten Unternehmen damit, dass etwa 40 Prozent der Arbeitnehmer eine Umschulung von sechs Monaten oder weniger benötigen werden.
Das Zeitfenster für die Umqualifizierung und Qualifizierung von Arbeitskräften wird auf dem neu eingeschränkten Arbeitsmarkt jedoch immer kürzer. Dies gilt sowohl für Arbeitnehmer, die wahrscheinlich in ihren Funktionen bleiben, als auch für Arbeitnehmer, die aufgrund der steigenden rezessionsbedingten Arbeitslosigkeit Gefahr laufen, ihre berufliche Rolle zu verlieren.
eLearning wird Standard
Online-Lernen und -Ausbildung nehmen entsprechend zu. So hat sich laut Report die Zahl der Personen, die auf eigene Initiative nach Möglichkeiten zum Lernen im Internet suchen, zuletzt vervierfacht, die Zahl der Online-Lernmöglichkeiten für ihre Arbeitnehmer durch Arbeitgeber verfünffacht und die Zahl der Einschreibungen für Lernende, die über staatliche Programme Zugang zu Online-Lernen erhalten, verfünffacht.
Ungleichheit wächst
Der Report geht auch davon aus, dass sich die Ungleichheit am Arbeitsmarkt durch die doppelten Auswirkungen der Technologie und die Pandemierezession verschärfen wird. So seien die Arbeitsplätze von Arbeitnehmern mit niedrigeren Löhnen, Frauen und jüngeren Arbeitnehmern durch die Covid-Pandemie stärker betroffen als bei der Finanzkrise 2008. Die Auswirkungen seien daher generell viel bedeutsamer und daher sei es wahrscheinlich, dass sich die bestehenden Ungleichheiten vertiefen.
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