Industrie in der Krise: Wo Stellen gestrichen werden und wo es Lichtblicke gibt
Warnungen der Industrie vor Arbeitsplatzabbau, Produktionsverlagerungen und einer drohenden Deindustrialisierung gehören in Österreich zur Folklore. Zuletzt wurde aus der vermeintlichen Schwarzmalerei aber zunehmend Ernst.
Seit mehr als zwei Jahren befindet sich die Industrie in der Rezession. Die Stimmung verdüstert sich.
In einer zu Jahresbeginn veröffentlichten Studie der Unternehmensberater Deloitte gaben vier von zehn heimischen Betrieben an, ihre Produktion oder Teile davon bereits ins Ausland verlegt zu haben oder in den nächsten zwei bis drei Jahren dorthin verlegen zu wollen.
Arbeitslosigkeit stark gestiegen
Der Arbeitsplatzabbau nahm heuer nicht nur in der Automobilzulieferindustrie Fahrt auf. Im Oktober waren beim AMS fast 25.000 Menschen im produzierenden Sektor arbeitslos gemeldet. Ein Plus von fast 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Bedingt durch die Krise der deutschen Automobilindustrie waren Zulieferer besonders betroffen.
- Bei Magna in Graz mussten, nachdem bereits 2023 der Abbau von 450 Jobs angekündigt worden war, heuer weitere 500 Mitarbeiter gehen. Zusätzliche 200 wurden in Lannach freigesetzt.
- Auch AVL List strich in Graz 200 Stellen.
- Bei Steyr Automotive in Oberösterreich wurden im Juli 200 Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet, 2023 mussten bereits 260 gehen.
- Den vorläufigen Schlusspunkt setzte zuletzt der deutsche Zulieferer Schaeffler, der in Berndorf 450 Jobs abbauen will.
Auch in anderen Branchen kam es zum Aderlass.
- Der Leiterplattenhersteller AT&S baut in Leoben und Fehring 250 Jobs ab.
- Bei Infineon in Villach fallen 380 Stellen weg.
- Beim Sensorhersteller Ams-Osram in Premstätten müssen 50 Mitarbeiter gehen. Die Jobs sollen nach Asien ausgelagert werden.
- Auch beim Aluminium-Hersteller Hammerer fallen im Innviertel 100 Jobs weg.
- Beim Solar-Konzern Fronius kostet das Abflauen des PV-Booms 800 Stellen.
An der Salzach rollt nächste Woche die letzte Mozartkugel bei Salzburg Schokolade vom Förderband. Die Fabrik wird Ende des Jahres nach 127 Jahren geschlossen. Die Spezialität aus der Mozartstadt will der Eigentümer Mondelez künftig nicht mehr in Österreich fertigen lassen.
Es gibt auch Lichtblicke
Der oberösterreichische Flugzeugzulieferer FACC konnte sich zuletzt über starke Zuwächse freuen. Die Auftragsbücher sind voll, der Umsatz legte um ein Viertel auf mehr als 640 Millionen Euro zu. Der Gewinn vervierfachte sich auf fast 21 Millionen. Über Standortnachteile klagt man zwar auch bei FACC. Die hohen Kosten will man mit Digitalisierungsmaßnahmen senken. Der Abbau von Mitarbeitern sei „überhaupt kein Thema“, sagt ein Sprecher.
Auch der oberösterreichische Industriekonzern Miba konnte zuletzt stark zulegen. In dem im April abgelaufenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz um fast zehn Prozent auf mehr als 1,2 Milliarden Euro. Besonders stark wuchs man bei Windenergie und E-Mobilität. Neue Werke baut man zwar in China und Mexiko. In der Firmenzentrale in Laakirchen soll immerhin ein Aus- und Weiterbildungszentrum für Lehrlinge entstehen.
Auch der Feuerwehrausrüster Rosenbauer wuchs zuletzt kräftig. Operativ kehrte Rosenbauer nach Verlusten im Vorjahr in die Gewinnzone zurück. Die Mitarbeiterzahl in Österreich legte leicht zu. Dass der künftige Miteigentümer Stefan Pierer, der gemeinsam mit dem Red-Bull-Erben Mark Mateschitz vor Kurzem einen Mehrheitsanteil übernahm, mit KTM in die Pleite schlitterte, dürfte keine Folgen haben. Die Transaktion sei unter Dach und Fach. Auf die geplante Kapitalerhöhung bei Rosenbauer habe das keine Auswirkungen, heißt es.
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