Europas gefährlicher Konsumhunger

Umweltorganisation warnt: Um seinen Bedarf zu decken, braucht Europa 14-mal die Fläche Österreichs.

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 warnt in einer neuen Studie vor den katastrophalen Folgen des europäischen Konsumhungers. In dem Bericht, der heute Vormittag gemeinsam mit dem Sustainable Europe Research Institute (SERI) sowie internationalen Projektpartnern in Wien präsentiert wird, heißt es: "Um Europas Bedarf an Lebensmitteln und Konsumgütern zu befriedigen, werden jährlich allein etwa 120 Millionen Hektar an landwirtschaftlich genützter Fläche außerhalb von Europa benötigt – dies entspricht der Größe Skandinaviens (inklusive Finnland) oder 14-mal der Größe Österreichs" (siehe interaktive Grafik unten). Die Folgen für Menschen und Ökosystem sind dramatisch.

"Nicht nur für die Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten wird Land benötigt. In all unseren Konsumgütern ist indirekt Land enthalten, das für die Erzeugung genutzt wurde", sagt Lisa Kernegger, Ökologin bei GLOBAL 2000 und Ko-Autorin des Berichts. "Für die Erzeugung einer Tasse Kaffee werden 4,3 Quadratmeter Land benötigt. Die Fertigung eines Laptops schlägt sich mit 10 Quadratmetern Land zu Buche." Die Folgen dieser indirekten Landnutzung ("Land-Fußabdruck"): Überdüngte und ausgelaugte Böden, Pestizidablagerungen und gerodete Wälder, die fortan als Ackerland genutzt werden.

Landraub geht zu Lasten der Armen

Problematisch ist laut Global 2000 auch das sogenannte "Land Grabbing", zu Deutsch "Landraub": Große Unternehmen oder nationale Regierungen setzen die lokale Bevölkerung vermehrt unter Druck, um sich große Flächen Ackerland anzueignen. Kleinbauern bangen vielerorts um ihre Existenz. Nach Angaben der Welthungerhilfe verschärft das "Land Grabbing" auch das weltweite Hungerproblem: Ausländische Firmen produzieren in armen Ländern oft nur, um gleich wieder zu exportieren - und auch die Gewinne fließen ins Ausland.

Wie kann das Problem gelöst werden? "Es ist sehr wichtig, dass wir alle unseren Gesamtkonsum drastisch senken. Dazu gehört insbesondere auch ein Umdenken in Sachen Fleischkonsum, da die Nutztierhaltung besonders große Flächen beansprucht“, sagt Lisa Kernegger von Global 2000. Aber nicht nur die Bürger, auch die Politik sei gefordert, "effektive Maßnahmen für eine Reduktion der Landnutzung innerhalb Europas und in anderen Erdteilen zu gestalten“.

Den Bericht zum Download finden Sie hier.

Die Grafik zeigt, wie viel Ackerfläche ein Land außerhalb seiner Grenzen braucht, um seinen Bedarf zu decken. Österreich braucht beispielsweise 48 Prozent "importierte" Landfläche.

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