Norwegen ist nach Russland der zweitgrößte Erdgaslieferant der EU, Österreich bezieht etwa 11 Prozent seines Jahresbedarfs von dort. Im kommenden Winter könnte es deutlich mehr sein.
Die OMV ist über eine Tochter an mehreren norwegischen Gasfeldern beteiligt und fördert dort jährlich etwa 30 Terawattstunden (TWh) Gas. Dieses ist aber nicht per se für Österreich bestimmt, sondern geht an europäische Großabnehmer. Gas wird generell mit möglichst geringen Transportwegen verkauft, denn "jeder Kilometer kostet Geld", so ein OMV-Sprecher zum KURIER.
Als Reaktion auf die Zweifel, ob Österreich heuer genug Gas von Hauptlieferant Russland bekommt, hat die OMV ihre langfristigen Lieferverbindlichkeiten zurückgefahren. Das bedeutet, dass sie vermehrt Gas am tagesaktuellen Spotmarkt verkauft, wo derzeit hohe Erträge erzielt werden können.
Die Versorgungssicherheit in Österreich wird aber erst durch die Kombination mit einem zweiten Schritt erhöht, den der Mineralölkonzern am Donnerstag bekannt gab: Die OMV hat sich ab Oktober zusätzliche Transportkapazitäten im europäischen Pipelinenetz gesichert. Bis Ende September 2023 können dadurch bis zu 40 TWh mehr Gas nach Österreich transportiert werden, einerseits aus der Produktion in Norwegen, aber auch aus Italien und über ein Flüssiggasterminal in Rotterdam. Die Menge deckt die Lieferverpflichtungen der OMV in Österreich ab. Zur Relation: Bisher sind in Österreich etwa 46 TWh eingespeichert, der Jahresbedarf lag zuletzt bei 98 TWh.
"Das ist ein entscheidender Meilenstein in der Diversifizierung der Erdgasversorgung. Denn damit können wir das in Norwegen von uns selbst produzierte Gas, aber auch zugekaufte LNG-Mengen im Bedarfsfall nach Österreich bringen und unsere Kundinnen und Kunden zuverlässig versorgen", so OMV-Chef Alfred Stern.
Die Republik Österreich unterstützt das nach den Regeln des Gasdiversifizierungsgesetzes. Wenn Erdgas aus nicht-russischen Quellen nach Österreich importiert und auch hier verbraucht wird, ersetzt der Staat dem Unternehmen die Mehrkosten für den Transport. Dafür stehen 100 Millionen Euro zur Verfügung.
Kostenfrage
Wie viel die zusätzlichen Transportkapazitäten der OMV die Allgemeinheit kosten, konnte weder das Unternehmen noch das Energieministerium auf Anfrage des KURIER beantworten. Erstens sei nicht gesagt, dass die Kapazitäten gänzlich genutzt würden.
Werden sie nicht gebraucht, könnte die OMV die Kapazitäten auch wieder verkaufen. Zweitens könne man nicht beurteilen, welche Mehrkosten die OMV geltend machen wird. Maximal gibt es 2,10 Euro pro Megawattstunde. Es könnten demnach bis zu 84 Millionen Euro werden.
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