Ein Ölembargo (fast) ohne Konsequenzen
Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen (G-7-Gruppe) haben sich auf weitere Sanktionen gegen Russland verständigt. Dabei geht es auch um einen Importstopp von russischem Öl.
Wann er greifen soll, steht noch nicht fest. "Wir werden dafür sorgen, dass wir dies rechtzeitig und geordnet tun, und zwar in einer Weise, die der Welt Zeit gibt, alternative Lieferungen zu sichern", hieß es in der gemeinsamen Erklärung. In der Hälfte der G-7-Staaten werden diese Neuigkeiten wohl gelassen aufgenommen. Denn in den USA, Kanada und Großbritannien sind entsprechende Embargos bereits in Kraft. In Japan ist der Anteil russischen Erdöls vergleichsweise niedrig (siehe Infobox).
Der G-7-Gruppe gehören aber auch die EU-Staaten Deutschland, Frankreich und Italien an. Und die EU hat vergangenes Jahr etwa ein Viertel seiner Ölimporte aus Russland bezogen.
Deswegen gibt es auf EU-Ebene bisher auch keine Einigung zu einem Ölembargo. Einige Mitgliedsstaaten, die stark von russischem Öl abhängig sind, haben den Plänen bisher nicht zugestimmt. Ungarn fordert beispielsweise eine Übergangsfrist von fünf Jahren.
Energie und Inflation
Erdöl ist Russlands Exportgut Nummer eins und für den Staatshaushalt noch wichtiger als Gas. Das Land ist der drittgrößte Ölproduzent und der zweitgrößte Ölexporteur der Welt. Nach Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) steht Russland für 14 Prozent der weltweiten Rohöl- und Spritproduktion.
Die Inflation in Europa wird bereits durch die weltweit hohen Energiepreise getrieben und eine Verknappung könnte sie weiter anheizen. Die Märkte haben am Montag allerdings nicht merklich auf die Ankündigung reagiert, sondern auf hohem Niveau leicht nachgegeben. Harald Oberhofer, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien und Ökonom am Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), erklärt das im Gespräch mit dem KURIER damit, dass "in der Ölpreisentwicklung der letzten Woche die Ankündigung des europäischen Ölembargos bereits enthalten" sei. Die Einnahmen Russlands könnten durch das Embargo trotzdem sinken, wenn es neue Abnehmer finden muss. Allerdings "nicht so stark, wie es bei Gas der Fall wäre", denn der Transport von Öl sei nicht so stark von Pipelines abhängig.
Auch die österreichischen Autofahrerklubs ÖAMTC und ARBÖ rechnen nicht mit einem starken Preisanstieg an den Zapfsäulen. "Wir gehen davon aus, dass die Treibstoffpreise auf dem jetzigen Niveau bleiben werden und eventuell im Sommer, wenn die Reisezeit losgeht, geringfügig steigen könnten" heißt es beim ARBÖ auf Anfrage des KURIER.
Anteil von russischem Erdöl an den Importen in G-7-Staaten im Jahr 2021:
EU-Raum
Deutschland 35 %
Italien 15 %
Frankreich 10 %
Weltweit
Großbritannien 8 %
Japan 4 %
USA 3 %
Kanada 0 %
Russland bezieht 45 % seiner Einnahmen aus dem Verkauf von Gas und Öl, 30-35 Prozent entfallen dabei auf Öl und Sprit. Etwa 60 Prozent gehen nach Europa, ein Fünftel wird nach China exportiert.
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