Bei Phosphat könnte Europa in einigen Jahren tatsächlich unabhängig werden, ist Wurmser im Gespräch mit dem KURIER zuversichtlich. Die EU hat für dieses Projekt bereits Förderungen in Milliardenhöhe in Aussicht gestellt, in Form von nicht rückzahlbaren Garantien über die Europäische Rohstoffallianz Erma.
Größer als erwartet
Diese werden auch notwendig sein. Norge Mining hatte vom norwegischen Staat fünf Förderlizenzen erstanden. Doch nach Probebohrungen und Strahlenmessungen zeigte sich, dass man die Größenordnungen des Vorkommens gewaltig unterschätzt hatte. Das Fördergebiet ist dreimal so groß wie Paris.
Das Gesamt-Volumen an rohstoffreichem Gestein wird auf mindestens 70 Milliarden Tonnen geschätzt, das wäre das bis dato weltweit größte bekannte Vorkommen. „Das hatte niemand erwartet. Wir wurden plötzlich zum geopolitischen Player“, schildert Wurmser.
Am wichtigsten ist das Phosphatgestein, der Fund könne den Bedarf von ganz Europa auf Jahrzehnte abdecken. „Europa wäre politisch nicht mehr erpressbar und könnte zusätzlich noch exportieren. Der Bergbau ist in Europa zurück“. Zum Vergleich: Derzeit ist China mit einer Förderung von knapp 28 Millionen Tonnen weltweit die Nummer eins (siehe Grafik). Bis die Förderung anläuft, dauert es allerdings noch.
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Anfang 2025 ist der Baubeginn der Mining-Anlagen geplant, ab 2027/28 könnte dann die Förderung anlaufen. Kalkuliert wird derzeit mit Investitionskosten von mindestens 2,5 Milliarden Euro. Das internationale Interesse sei laut Wurmser enorm.
In Österreich führte der ehemalige Devisenhändler in den vergangenen Monaten erste Gespräche mit dem RWA-Konzern (Raiffeisen Ware Austria), der als Händler für das Phosphat auftreten würde. Titan wird in der Luftfahrtindustrie benötigt, für Batterien und in der Rüstungsbranche. Vanadium ist in großen Batterien für Windkraft und Solarenergie.
Da der Abbau Klimaschützer und Umweltorganisationen auf den Plan rufen wird, betont Wurmser die Nachhaltigkeit und schwärmt von „grünem“ Phosphor. „Wenn am Anfang der Wertschöpfung keine Nachhaltigkeit dargestellt wird, ist die ganze Wertschöpfung inklusive des Produktes am Ende der Kette nicht nachhaltig“. Fazit: Das CO2 werde verflüssigt und am Meeresgrund eingelagert. Diese Technologie (Carbon Capture and Storage, CCS) ist freilich auch umstritten.
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