Die mittlerweile zahlreichen Kritiker des OMV-Chefs dürften sich allerdings zu früh gefreut haben. Alles deutet darauf hin, dass Stern CEO bleibt.
Ein Jahr vor Ablauf des Vertrages muss der Aufsichtsrat bekannt geben, ob Stern um weitere zwei Jahre bis 2026 verlängert wird. Die entscheidende Aufsichtsratssitzung war für kommende Woche angesetzt, wird aber wegen Terminproblemen um zwei bis drei Wochen verschoben. Doch die Verlängerung von Stern dürfte fix sein.
„Stern macht einen guten Job und das Unternehmen braucht gerade jetzt Stabilität“, argumentieren seine Befürworter. Der neue Aufsichtsratschef Lutz Feldmann wurde erst Ende Mai bestellt, E&P-Vorstand Berislav Gaso ist ebenfalls ein Newcomer.
Stern wird nicht nur wegen der Energiekrise gebraucht. Adnoc, die Abu Dhabi National Oil Company, übernimmt gerade die OMV-Anteile (24,9 Prozent) ihrer Schwestergesellschaft Mubadala. Im Gegensatz zu Mubadala ist Adnoc ein knallharter strategischer Investor und will, der KURIER berichtete als erstes Medium, einen internationalen Chemie- und Kunststoff-Giganten formen.
Dafür braucht Adnoc unbedingt die hochprofitable heimische Chemiegruppe Borealis, an der die OMV für vier Milliarden Euro die Mehrheit übernommen hat. Insider berichten, dass Adnoc starken Druck auf die OMV und die Staatsholding ÖBAG macht. Konkret muss der Deal zwischen Adnoc und OMV ausgehandelt werden. Stern kennt Borealis bestens, er war zuvor deren langjähriger Chef. „Es wäre ein zu großes Risiko, Stern mitten in diesen Verhandlungen auszutauschen. Die Causa ist unglaublich komplex und herausfordernd“, erklärt ein Insider. Alleine der zuvor notwendige Abtausch der OMV-Anteile zwischen Adnoc und Mubadala sei äußerst aufwendig.
Kein Verkauf
Derzeit werde permanent verhandelt, hört man. Noch ist nicht klar, wie die Beteiligungsverhältnisse am Ende aussehen werden und wann der Deal fixiert wird. Eines aber steht fest. Die OMV will Borealis nicht an Adnoc verkaufen. Sondern in den neu zu schaffenden Chemiekonzern einbringen. Auch die Borealis-Beteiligung Borouge (siehe Erklärung oben) soll eingebracht werden.
Die OMV verliert dann zwar ihre Mehrheit an Borealis und hat dort nicht mehr das Sagen. Bekommt aber einen – kleineren – Anteil am neuen Großen. Die Schätzungen reichen von 15 bis 20 Prozent. Geführt würde das Konstrukt von Adnoc, die OMV wäre nur noch Finanzinvestor.
Die Belegschaft hofft sehr, dass es gelingt, eine Standortgarantie für Borealis festzuschreiben. Die Mitarbeiter befürchten, dass die OMV von den machtbewussten Abu Dhabis übervorteilt werden könnte. Ob der Konzernumbau für Österreich und die OMV vorteilhaft ist, wird von den Bewertungen und den Garantien abhängen.
War also der ohnehin umstrittene, milliardenteure Kauf der Borealis durch die OMV nachträglich betrachtet ein Fehler? Kann man so nicht sagen, meinen Branchenkenner. Denn der künftige Anteil der OMV im Adnoc-Chemiekonzern muss jetzt höher bewertet werden. Wie man aus Abu Dhabi hört, war Adnoc damals gegen den Mehrheitsverkauf der Borealis. Zwischen Adnoc und Mubadala gab es immer wieder Meinungsverschiedenheiten, am Schluss obsiegte Adnoc.
Neuer Syndikatsvertrag
Die Staatsholding ist jetzt auch in der Pflicht, sie muss einen Syndikatsvertrag für die OMV mit Adnoc verhandeln. Die Vereinbarung mit Mubadala wäre noch sieben Jahre gelaufen, war für Österreich sehr vorteilhaft und sicherte die strategische Führung über die OMV ab. Die Gespräche über einen neuen Vertrag sollen bereits angelaufen sein.
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