„Das zahlt der Bürger“
Jägersberger kennt einige Baufirmen, die Personal wegen des Auftragsrückgangs frühzeitig vor dem Winter-Stillstand freisetzen mussten, Namen will er keine nennen. Nur so viel: Diese sind auf den Einfamilienhausbau spezialisiert. Gänzlich schwarzmalen will er aber nicht, weil die öffentliche Hand derzeit weiter investiere.
Die Lösung? Er kann einer möglichen Aufweichung der neuen Kreditrichtlinien für Private viel abgewinnen. Auch die CO2-Abgabe sieht er zum jetzigen Zeitpunkt skeptisch. „Man darf nicht vergessen: Das zahlt der Bürger, nicht das Unternehmen.“ Generell ortet er ein Versagen der Politik, den hohen Energiepreisen zu begegnen. „Man hat nicht versucht, die Kostentreiber einzudämmen und die Teuerung zu verlangsamen.“ Anstelle des Ökobonusses hätte man „die Kosten der Energie auf ein erträgliches Maß senken“ sollen.
Seit Jahresbeginn hat sich der Preis eines durchschnittlichen, neu gebauten Einfamilienhauses – abhängig von den Materialien – um einen „hohen einstelligen, niedrigen zweistelligen Prozent-Bereich“ erhöht, schätzt er. Auch für das kommende Jahr sieht er „Anzeichen“ für eine Steigerung im höheren einstelligen Bereich. Nicht zuletzt, weil auch die Lohnkosten deutlich steigen werden.
Bauindustrie stabil
Grenzenlosen Optimismus will Peter Krammer, Bau-Manager und Präsident der „Vereinigung Industrieller Bauunternehmungen Österreichs“, zwar auch nicht versprühen. Allerdings sieht er für die Bauindustrie – vereinfacht gesagt die großen Bauunternehmen, die in erster Linie sehr große Bauprojekte wie Straßen- oder Schienenbauprojekte sowie im Gewerbe- und Industriebau oder im Bau öffentlicher Gebäude umsetzen – doch eine relativ stabile Zukunft. So haben die international tätigen österreichischen Baukonzerne Strabag und Porr zuletzt gute (Auftrags)-Zahlen vermeldet. Bei der Strabag ist der Auftragsbestand in den ersten neun Monaten des Jahres um acht Prozent auf 23,3 Milliarden Euro angewachsen. Mitbewerber Porr meldete einen Anstieg um 1,1 Prozent beim Auftragsbestand auf 7,8 Mrd. Euro.
Gute Aussichten also. Sofern alle geplanten Investitionen von großen Infrastrukturunternehmen (vor allem Asfinag und ÖBB) sowie der öffentlichen Hand so getätigt werden, wie sie angekündigt sind, so Krammer. Es gebe einen „guten Auftragsstand und vernünftigen Ausblick für 2023. Im Prinzip kann man jetzt nicht jammern.“ Ein reales Wachstum sieht er zwar für die kommenden Monate nicht, aber auch keinen Auftragseinbruch.
Die Gründe
Generell seien die Preise im Hochbau wesentlich stärker gestiegen als im Tiefbau. Das liege vor allem daran, dass im Hochbau viele Materialien verbaut werden, die „eine hohe Energiekostenkomponente haben“ – Ziegel, Zement, Stahl, Glas, Fassadenelemente. Der Tiefbau sei stärker maschinen- und personallastig. Außerdem sei die Bauindustrie „viel stärker diversifiziert“ als das Baugewerbe und viel im Ausland tätig.
Dennoch habe man es mit einem sehr differenzierten Markt zu tun, die Unsicherheit sei da, so Krammer. Wenn aber eben die ÖBB und Asfinag ihre Milliarden-Investitionspakete umsetzen und die öffentliche Hand die Hälfte der Gemeindemilliarde wie geplant in Infrastruktur investiert, dann „sehe ich bis 2025 keinen großen Einbruch“. Immer vorausgesetzt, dass etwa weiter Gas aus Russland kommt. Der Bau-Boom aber, der „ist definitiv vorbei“.
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