Der Preis der Energiewende - was auf die Konsumenten zukommt
Strom ist ein international gehandeltes Gut. Die Preise für Produzenten und Versorger sind also den Schwankungen von Angebot und Nachfrage unterworfen. Allerdings entsprechen die internationalen Großhandelspreise nicht den Kosten, die die privaten Verbraucher tragen.
So drücken die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie seit dem vergangenen Frühling europaweit die Nachfrage. Trotzdem lag die Teuerungsrate für die Konsumenten in Österreich 2020 nach Zahlen der Statistik Austria bei 5,8 Prozent.
Zum Vergleich: Insgesamt betrug die Inflation nur 1,4 Prozent, die Stromkosten wirken also als Preistreiber. Das liege an „mehreren Faktoren“ erklärt Harald Proidl, Leiter der Abteilung Ökoenergie und Energieeffizienz bei der Regulierungsbehörde E-Control, dem KURIER. Der Endkundenpreis setzt sich aus Strompreis, Netzentgelt sowie Steuern und Abgaben zusammen (siehe Grafik).
Erneuerbaren-Ausbau
Klar ist, dass die angestrebte Energiewende auch finanziert werden muss. Fossile Ressourcen wie Gas, Kohle und Öl sollen europaweit durch grüne Energien ersetzt werden.
Das betrifft nicht nur die Stromerzeugung, sondern auch die Bereiche Verkehr und Heizen. Langfristig ist also mit einem steigenden Bedarf zu rechnen. Wenn Elektroautos Verbrenner ersetzen und Wärmepumpen statt Ölheizungen installiert werden, brauchen wir mehr Strom. Auch die Industrie, auf die derzeit knapp die Hälfte des Stromverbrauchs entfällt, sucht Alternativen zu den größtenteils importierten fossilen Energieträgern.
In Österreich sollen bis 2030 27 Terawattstunden (TWh) Strom aus erneuerbarer Energie zugebaut werden. Das sind 27 Milliarden Kilowattstunden (kWh) und entspricht etwa der Leistung von 20 Donaukraftwerken. Damit dieser enorme Zubau gestemmt werden kann, gibt es eine staatliche Förderung, die durch die Ökostromabgabe finanziert wird. Die jährlichen Kosten dafür sollen heuer bei einem durchschnittlichen Haushaltsverbrauch um etwa 18 Euro steigen (siehe Grafik). Laut der Arbeiterkammer (AK) ergibt sich daraus ein Gesamtvolumen von etwa 900 Millionen Euro.
Netzentgelt
Die Förderbedingungen sollen heuer im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) neu definiert werden. Der Entwurf des EAG sieht eine Deckelung der jährlichen Förderungen mit durchschnittlich einer Milliarde Euro vor. Allerdings ist keine strenge Obergrenze vorgesehen. Um die ambitionierten Ausbauziele zu erreichen, könnten die Kosten in den kommenden Jahren also noch steigen.
Mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien geht auch ein weitreichender Um- und Ausbau von Netzen und Speichern einher. „Die Erneuerbaren, die da kommen, müssen ins Netz integriert werden“ erklärt AK-Ökonom Josef Thoman. Finanziert wird das über die Netzentgelte, deren Höhe jährlich in Absprache mit den Netzbetreibern von der E-Control festgelegt werden. Sie variieren regional, abhängig von den konkreten Ausbauvorhaben.
Österreichweit sind die Netzentgelte für private Haushalte 2021 um 4,4 Prozent höher als im Vorjahr. Bei einem durchschnittlichen Haushaltsverbrauch bedeutet das jährliche Mehrkosten von etwa 10 Euro, rechnet die E-Control vor. Am stärksten gestiegen sind die Kosten im Raum Graz und im Burgenland. Dort ist die Teuerung etwa doppelt so hoch.
Ausblick
Die Frage, ob der Strompreis heuer steigen wird, lässt sich dennoch nicht seriös beantworten. Bei Österreichs Energie, der Interessensvertretung der österreichischem Stromwirtschaft, geht man laut einem Sprecher auf Anfrage des KURIER derzeit „nicht von stark steigenden Strompreisen aus“. Sicher ist jedoch, dass Abgaben und Netzentgelte steigen.
Sollte das EAG in den kommenden Jahren die erhoffte Ausbauoffensive anstoßen, muss der Netzausbau mithalten. Langfristig ist also mit hohen Investitionen zu rechnen. Die Kosten dafür trägt, wie Michael Strugl, Chef von Österreichs größtem Stromkonzern Verbund, kürzlich im KURIER-Interview erklärte, „am Ende immer der Stromkunde“.
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