"Schwarzes Jahr" für die Windkraft

Im Osten Österreichs stehen die Windkraft-"Wälder"
Die Anzahl der Anlagen in Österreich nahm 2020 erstmals ab. Heuer soll die Trendwende gelingen.

Laut Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, war 2020 „ein schwarzes Jahr“ für die Branche. Erstmals waren sowohl die Anzahl der bestehenden Anlagen als auch die produzierte Leistung rückläufig. Zum Jahresende 2020 waren in Österreich um 26 Windräder mit einer Gesamtleistung von 39 Megawatt (MW) weniger in Betrieb.

Der Hintergrund: Windräder haben eine Lebensdauer von etwa 20 Jahren, es müssen also kontinuierlich alte Anlagen durch neue ersetzt werden. Dabei ist allerdings zu beachten, dass neue Anlagen aufgrund des technischen Fortschritts wesentlich effizienter sind und also mit weniger, größeren Windrädern mehr Strom produziert werden kann.

Die Schuld am Rückgang sieht Moidl in der „Stop-and-go-Politik“ der vergangenen Jahre. Die unsicheren Rahmenbedingungen hätten einen Rückstau bei der Umsetzung neuer Projekte verursacht. Ein weiterer Grund ist laut Branchenvertretern die lange Dauer der Genehmigungsverfahren.

Ausbauziele

Die Trendwende soll bereits heuer gelingen. Für 2021 ist in Österreich ein Ausbau von Windkraftanlagen im Volumen von 315 MW Leistung geplant. Rechnet man den Abbau alter Anlagen ein, bleibt netto eine Mehrleistung von 275 MW. In den zwei folgenden zwei Jahren sollen es je etwa 280 MW brutto werden.

Für die Erreichung des Ausbauziels 2030 wären allerdings jährliche Kapazitätssteigerungen von 500 MW notwendig, rechnet die IG Windkraft vor. Die Branche hofft deswegen auf einen möglichst baldigen Beschluss des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes, das die staatliche Ökostrom-Förderung auf neue Beine stellen und Planungssicherheit bieten soll.

Dass diese Förderungen überhaupt notwendig sind, liegt für Moidl nicht an den Kosten der erneuerbaren Energien, sondern an einer Verzerrung des internationalen Strommarktes. So würden fossile Energien und Kernkraft europaweit nach wie vor mit öffentlichen Mitteln gefördert. Diese Kosten würden nicht im Strompreis sichtbar, sondern unbemerkt von der Allgemeinheit getragen.

Ähnlich stellt sich für die Windkraftbranche das Thema Netzausbau dar. In den meisten europäischen Ländern wird dieser gänzlich über die Gebühren der Stromkunden finanziert. In Österreich zahlen die Stromproduzenten aber mit. Auf dem europäischen Strommarkt bedeutet das einen Wettbewerbsnachteil.

Kommentare