Spritpreis: Was bringt das neue Jahr?
Die Fahrt zur Tankstelle ist in der Corona-Pandemie ein vergleichsweise unbeschwerter Weg. Die Preise an der Zapfsäule für einen Liter Diesel oder Benzin sind im Jahresvergleich um etwa 20 Cent gefallen. Verglichen mit dem Höchststand im Herbst 2012 sind es sogar 45 Cent.
Der Grund dafür ist freilich wenig erfreulich: Mit dem Einsetzen der Corona-Pandemie sackte heuer die Nachfrage ab. Laut dem Fachverband der Mineralölindustrie (FVMI) lag der Spritverbrauch in den ersten drei Quartalen 2020 um 16 Prozent unter dem Vorjahreswert, beim Flugzeugtreibstoff betrug das Minus sogar 60 Prozent.
Als die Nachfrage von Energie weltweit einbrach, reagierte die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) mit Förderkürzungen um etwa 10 Prozent. Über den Sommer pendelte sich der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent bei etwa 40 US-Dollar ein und erreichte im Dezember wieder 50 US-Dollar (siehe Grafik). Im Vergleich zu Dezember 2019 ist er damit noch immer um etwa 20 Prozent niedriger.
Prognosen
In den letzten Wochen sorgten die Fortschritte bei der Entwicklung von Impfstoffen bei den Konjunkturprognosen für Optimismus. Allerdings ist fraglich, wie schnell ausreichende Mengen produziert und verteilt werden können.
In Anbetracht neuerlich absehbaren Einschränkungen der Wirtschaft im Zuge der Bekämpfung der Corona-Pandemie bleiben OPEC und die Internationale Energieagentur (IEA) vorsichtig. „Die Nachfrage wird eindeutig längere Zeit niedriger sein als erwartet“, teilte die IEA am Dienstag mit.
Auch die OPEC hat ihre Prognose für 2021 bereits wieder gesenkt. Nach dem heurigen Minus von 9,8 Millionen Barrel pro Tag wird für das kommende Jahr mit einer Zunahme um durchschnittlich 5,9 Millionen Barrel täglich gerechnet.
Für die Autofahrer bedeutet das, dass auch im neuen Jahr vorläufig nicht mit einem sprunghaften Anstieg der Preise zu rechnen ist. Beim FVMI schätzt man, dass das Vorkrisenniveau der Absatzzahlen im dritten Quartal 2021 wieder erreicht werden könnte.
Was das für die Spritpreise bedeutet, sei „aufgrund fehlender Glaskugel“ nicht genau vorherzusehen, so Martin Grasslober vom ÖAMTC. Nach Einschätzung des Autofahrerklubs wird das Preisniveau vom Januar 2020 aber voraussichtlich erst gegen Ende 2021 wieder erreicht.
Öl- und Spritpreise korrelieren zwar prinzipiell, die Schwankungen beim Rohstoff setzen sich aber nicht eins zu eins um. Der Preis an der Zapfsäule wird durch die Kosten für Raffinerie, Logistik und Steuern stabilisiert. Staatliche Abgaben machen in Österreich derzeit 55 Prozent des Diesel- und 61 Prozent des Benzinpreises aus.
CO2-Abgabe
In Deutschland werden die Preise bereits mit 1. 1. um sieben bis acht Cent pro Liter steigen. Grund dafür ist die Ausweitung der CO2-Bepreisung auf die Sektoren Heizen und Verkehr. Wer eine Tonne des Treibhausgases verursacht, soll dafür 25 Euro an den Staat zahlen. Eine ähnliche Regelung ist auch in Österreich zu erwarten, ist man sich bei FVMI, ÖAMTC und dem Verkehrsclub Österreich (VCÖ) mit Verweis auf das Regierungsprogramm einig.
Die Details sind noch unklar, werden sich aber „im Laufe des nächsten Jahres zeigen“, schätzt Hedwig Doloszeski, Geschäftsführerin des FVMI. Die letzte Erhöhung der Mineralölsteuer im Jahr 2011 wurde mit einer Bepreisung des CO2-Ausstoßes von 20 Euro pro Tonne begründet. Das führte zu einer Preiserhöhung von vier Cent pro Liter Benzin und fünf Cent bei Diesel.
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