China vor Olympia: Macht und Ohnmacht eines Wirtschaftsgiganten
Am Donnerstag, dem Tag der offiziellen Eröffnung der olympischen Dörfer, meldeten Chinas Gesundheitsbehörden landesweit 25 lokale Infektionsfälle und davon ganze fünf Fälle in der 20-Millionen-Metropole Peking.
China hat das Virus schon seit mehr als eineinhalb Jahren weitgehend im Griff. Doch weniger als eine Woche vor Eröffnung der Winterspiele darf nichts passieren, was eine Gefahr für das Mega-Spektakel bedeuten könnte. Dabei haben die Chinesen vor allem Angst, dass die ausländischen Athleten das Virus einschleppen könnten, weniger, dass die Sportler gefährdet wären.
Vor Kurzem wurde die Bevölkerung sogar dazu aufgerufen, weniger Pakete im Ausland zu bestellen. Obwohl das höchst unwahrscheinlich ist, gab es die Sorge, das Virus könnte auch per Post kommen.
China soll seine überaus rigorose Null-Covid-Strategie – mit strengster Überwachung und Kontaktverfolgung und Ausgangssperren für Millionen – jetzt aufgeben. Das empfiehlt der Internationale Währungsfonds (IWF). Das Abschotten von Megastädten oder das sofortige Schließen von Häfen schon bei wenigen neuen Infektionsfällen sei überzogen und bremse das Wachstum in China und der Welt, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa bei einer Veranstaltung des Weltwirtschaftsforums von Davos. Neue Lieferkettenprobleme oder Materialengpässe könnten drohen, lautet die Sorge im Westen.
Weil die Wirtschaft in den USA und China nicht mehr so stark wie im Vorjahr wachsen wird – Peking meldete plus 8,1 Prozent für 2021 – musste der IWF auch die Aussichten für die Weltwirtschaft zurücknehmen. Heuer soll Chinas Wachstum nur noch 4,8 Prozent betragen. Nach den zweistelligen Zuwachsraten der Vergangenheit sei dies eine „bedeutsame Flaute“.
Auf der Habenseite steht, dass Peking bisher neben Corona auch die Inflation im Griff hat. Die Teuerung betrug 2021 nur ein Prozent, so konnte die Notenbank soeben die Zinsen senken, um die Konjunktur zu stützen. In den USA passiert das Gegenteil, weil die Inflation bei sieben Prozent angekommen ist.
Die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist Exportweltmeister und überschüttet die Welt regelrecht mit seinen Elektroprodukten und Computern oder Medizin-Produkten wie Masken.
Das 1,4-Milliarden-Einwohner-Land hat aber auch einen gigantischen Hunger nach Energie und Rohstoffen, freilich auch nach Autos und Maschinen. Exporte wie Importe wuchsen 2021 gleichermaßen um rund 30 Prozent. Kaum bekannt: Chinas Exportüberschuss beträgt lediglich 600 Millionen Euro unter anderem deshalb, weil China der größte Rohölimporteur der Welt ist.
Viel eher im Bewusstsein sind die vielen Handelskonflikte und Streitigkeiten etwa in Menschenrechtsfragen. Auch die EU, aber vor allem die USA liegen mit China im Clinch. Ex-US-Präsident Donald Trump hat in seiner Amtszeit Strafzölle auf chinesische Importe über 300 Milliarden US-Dollar erlassen und die meisten sind weiter in Kraft.
Die ostasiatische Wirtschaftsmacht setzt weiter alles daran, zur Nummer 1 in der Welt aufzusteigen. Bis dahin ist es ein weiter Weg. Von den 10 wertvollsten Börsenunternehmen der Welt kommen sieben aus den USA und nur zwei aus China (plus eines aus Saudi-Arabien).
Prominentes Beispiel: Im 4. Quartal war Apples iPhone mit einem Marktanteil von 23 Prozent das meistverkaufte Smartphone in China.
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