Jedes zweite E-Auto kommt aus China
Mit etwa 17 Millionen wird heuer jedes fünfte weltweit verkaufte Auto ein E-Auto sein – und laut einer Prognose der Internationale Energieagentur IEA wird das Wachstum stark weitergehen. Jedes zweite Elektroauto kommt bereits aus China.
Man könnte in Anbetracht der Berichterstattung in den letzten Monaten meinen, dass der Markt für E-Autos eingebrochen sei. So streicht etwa Tesla in Anbetracht von Überkapazitäten weltweit 14.000 Stellen, 400 davon in seinem einzigen europäischen Werk in Grünheide (Deutschland). Die Daten würden aber ein anderes Bild zeigen, nämlich „ein robuste Steigerung des Elektroauto-Absatzes“, sagte IEA-Chef Fatih Birol .
Obwohl zuletzt manche Hersteller Schwierigkeiten hatten, lagen die Verkaufszahlen im ersten Quartal um ein Viertel höher als im Rekordjahr 2023, in dem weltweit 14 Millionen E-Autos verkauft wurden. Zur Relation: Die Verkäufe im ersten Quartal des laufenden Jahres entsprechen denen des gesamten Jahres 2020.
„Die anhaltende Dynamik bei Elektroautos ist in unseren Daten deutlich zu erkennen, auch wenn sie in einigen Märkten stärker ist als in anderen“ sagte Birol am Dienstag bei der Präsentation der Zahlen.
Der größte Markt für E-Autos ist China, dort wird heuer ein Absatz von 10 Millionen Stromern prognostiziert – das entspricht 45 Prozent der Autoverkäufe. In Europa ist es etwa jedes Vierte, in den USA hingegen nur jedes Neunte. Die Entwicklung ist stark von staatlich gesetzten Rahmenbedingungen abhängig. So ist der Absatz etwa in Deutschland mit dem Wegfall der staatlichen Kaufprämie heuer deutlich eingebrochen.
Leistbarkeit als Schlüssel: E-Autos werden billiger
Das Tempo des Übergangs wird laut IEA vor allem von der Leistbarkeit abhängig sein. Hier zeigt sich: Während in der EU und den USA E-Autos vergleichsweise teuer sind, sind sie in China oft sogar billiger als vergleichbare Verbrenner. Dass die chinesischen Unternehmen zunehmend exportieren und auch Werke im Ausland bauen, führt auch in Europa zu einem Preisdruck. So kündigte etwa Chery an, ein Werk in Spanien zu eröffnen, BYD will in Ungarn künftig nicht nur Busse, sondern auch Pkw bauen.
Insgesamt werden E-Autos immer leistbarer, ausschlaggebend sind insbesondere die Kosten für die Batterien. Auch hier zeigt sich der Vorsprung von China: Etwa drei Viertel der Batterien für E-Autos kommt aus China. Europäische Hersteller sind hier im Hintertreffen, insbesondere was den Zugang zu kritischen Rohstoffen betrifft. Der Europäische Rechnungshof fordert Handelsabkommen, um den Zugang abzusichern.
Bis 2030 könnte jedes fünfte Auto elektrisch sein
Bis 2035 könnte nach Prognose der IEA jedes zweite weltweit verkaufte Auto elektrisch angetrieben sein. Wenn die Klimaziele voll erreicht werden, sogar zwei von drei. In Europa und den USA wird im Jahr 2030 der Prognose nach jedes fünfte Auto batterieelektrisch sein, in China jedes Dritte. Das bedeutet einerseits, dass der Bedarf von Öl im Straßenverkehr sinkt, aber auch, dass sich die Autoindustrie wandelt. Das zeige sich etwa bei den Investitionen in neue Batterieproduktionen.
Die Internationale Energieagentur (IEA) ist eine Kooperationsplattform der Industriestaaten zu Energiefragen. Sie wurde im Jahr 1974 als Reaktion auf die Ölkrise ins Leben gerufen, Österreich gehörte zu den Gründungsmitgliedern. Neben den inzwischen 31 Mitgliedern, haben elf weitere Volkswirtschaften, darunter China und Indien, den Status eines assoziierten Landes. Der Sitz der IEA ist in Paris, Exekutivdirektor ist seit 2015 der türkische Wirtschaftswissenschaftler Fatih Birol.
Ladestationen und Ladetarife sorgen für Verunsicherung
Bei der Entscheidung für oder gegen ein E-Auto, spielt aber nicht nur der Anschaffungspreis eine Rolle. Auch das Netz öffentlich zugänglicher Ladestationen ist für viele Konsumentinnen und Konsumenten ein wichtiger Entscheidungsfaktor. Hier gibt es insbesondere in Südosteuropa noch deutliche Lücken. Siebzig Prozent der öffentlichen Ladepunkte in der EU sind in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. In Österreich ist der Ausbau relativ weit fortgeschritten. Das EU-Ziel für 2030, auf Autobahnen alle 60 Kilometer eine Lademöglichkeit zu bieten, wird bereits seit 2023 erfüllt. Im Jahr 2030 soll es alle 25 Autobahnkilometer eine öffentliche Ladestation geben, im niederrangigen Straßennetz sogar alle 15 Kilometer.
Auch die uneinheitlichen Lade- und Verrechnungsmodelle führen zu Unsicherheiten. So können bei der Nutzung von Ladekarten höhere Kosten anfallen, wenn die Infrastruktur eines anderen Anbieters verwendet wird. Die meisten Ladezyklen finden bisher allerdings in privaten Haushalten oder bei Unternehmen statt. Das liegt auch daran, dass sich ein E-Auto für jene schneller rechnet, die eine private Lademöglichkeit haben.
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