Die mögliche Beschaffung von bis zu 640 chinesischen Elektroautos der Marke BYD für den öffentlichen Dienst sorgt weiter für Diskussionen. BYD hat – großteils mit dem Kleinwagenmodell Dolphin – zwei von acht öffentlichen Ausschreibungen der Bundesbeschaffung gewonnen. Durch einen Rahmenvertrag können in den kommenden vier Jahren die E-Autos geordert werden. Produktionsgewerkschaft ProGe und Opposition üben heftige Kritik an dem Deal, sprechen von Wettbewerbsverzerrung durch hohe Subvention in China und fordern eine Neuausschreibung.
Post: 700 Elektrotransporter aus China
Doch nicht nur die Bundesbeschaffung, auch die heimische Post fährt auf China ab. Der chinesische Hersteller Maxus liefert 700 Elektrotransporter für die Zustellung an. Die Post hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 Briefe, Pakete und Werbesendungen nur noch elektrisch an die Haushalte liefern. "Maxus kann hohe Stückzahlen in ebensolcher Qualität liefern und uns damit auf unserem Weg in eine grün-gelbe Zukunft begleiten", sagt der zuständige Post-Vorstand Peter Umundum. Bei der Post-Flotte kommen aber auch andere Hersteller zum Zug, pro Jahr werden etwa 1.000 zusätzliche E-Fahrzeuge bestellt.
Kerle: "Kann Aufregung nicht nachvollziehen"
Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, kann die Aufregung um "Made in China" nicht nachvollziehen. "Wir müssen uns in Europa damit abfinden, dass China jetzt am Automarkt mitmischt. Bei E-Autos in der günstigen Preisklasse sind uns die Chinesen um Jahr voraus", sagt Kerle zum KURIER. Allein bei der Batterietechnologie, hier ist insbesondere BYD ein Vorreiter ist, habe die China derzeit die Nase vorne. Eine Ansicht, die Kerle mit dem deutschen Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer teilt.
Dieser rechnet damit, dass die China-Marken sowohl verstärkt Kooperationen in Europa suchen als auch Werke errichten werden. BYD ist gerade auf Standortsuche und soll Medienberichten zufolge Ungarn für seine erste Autofabrik in Europa favorisieren. Die Entscheidung wird bis Jahresende erwartet. Seit Vertriebsstart in Österreich Anfang des Jahres konnte BYD nach eigenen Angaben bereits mehr als 900 E-Autos verkaufen. Generalimporteur ist die Denzel-Tochter CCI Car Austria GmbH. 2024 sollen weitere Modelle nach Österreich kommen, etwa ein Elektro-Familien-SUV.
Was die öffentliche Ausschreibung anbelangt, so warnen Experten vor Protektionismus. Wifo-Chef Gabriel Felbermayr ist "froh, dass sich die österreichischen Behörden an die geltenden Gesetze halten“" Die Umgehung der EU-Vergaberegeln wäre ein sehr schlechtes Signal. Wenn man schon den europäischen Markt und europäische Hersteller schützen wolle, dann könne man maximal auf bestimmte Qualitätskriterien und auf die regionale Wertschöpfung abstellen, Aber auch in europäischen Autos stecke sehr viel China.
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