Banker-Duo fälschte Guthaben in Höhe von 425 Millionen Euro
Die Commerzialbank Mattersburg, die durch groß angelegte Malversationen einen 820 Millionen Euro schwere Pleite hinlegte, war auch eine Fälscherwerkstätte besonderen Ausmaßes. Das geht aus einem aktuellen Abschlussbericht der Ermittler der Soko Commerz hervor, der 1.150 Seiten umfasst.
So haben Banker Martin Pucher und seine Vorstandskollegin Franziska K. bei Einvernahmen gestanden, dass sie Bankbestätigungen über Guthaben der Commerzialbank bei verschiedenen österreichischen Banken jahrzehntelang gefälscht haben.
Begonnen habe Pucher „in kleinem Rahmen“, als die Commerzialbank noch Raiffeisen-Filiale war, also vor dem Jahr 1995. Mit der „steigenden Bilanzsumme“ der Bank mussten auch die fingierten Einlagen steigen, so die Rechtfertigung Puchers. Im Jahr 2010 wies die Commerzialbank Guthaben bei anderen Banken in Höhe von 264,16 Millionen Euro aus, davon waren aber 256,6 Millionen Euro fingiert. Es gab tatsächlich nur Einlagen in Höhe von 7,5 Millionen Euro bei fremden Banken.
Zehn Jahre wurde die Bilanz noch weiter aufgebläht und die fingierten Einlagen bei Fremdbanken mussten in der Folge noch höher angesetzt werden.
Die angeblichen Guthaben der Commerzialbank bei anderen österreichischen Banken wurden bei der behördlichen Schließung der Bank Mitte Juli 2020 mit 431,22 Millionen Euro ausgewiesen, davon waren aber Bankbestätigungen in Höhe von 425,5 Millionen Euro gefälscht. Es gab tatsächlich nur Einlagen in Höhe von 5,7 Millionen Euro bei Fredmbanken.
Blankodrucksorten
Bei der Razzia in der Bank wurden „Blankodrucksorten“ sichergestellt, die Franziska K. angeblich von einer regionalen Druckerei herstellen ließ. „Sie hat diese mit falschen Bestätigungen bedruckt und Martin Pucher hat die jeweiligen Unterschriften der Zeichnungsberechtigten der Fremdbanken darunter gesetzt“, heißt es im Abschlussbericht.
Ab etwa 2012 oder 2014 wurden keine Blankodrucksorten mehr verwendet, weil Franziska K. anscheinend diese Bankenbriefe mit den Druckern im eigenen Kreditinstitut herstellte. Dabei gab sie sogar Acht darauf, dass sie jene unterschiedlichen Papiersorten einsetzte, die von den jeweiligen Banken tatsächlich verwendet wurden. „Franziska K. verwahrte zur Bearbeitung der Fälschungen in ihrem Büro verschiedene echte Bankbestätigungen, Listen von Zeichnungsberechtigten und Grußkarten von Banken, um die echten Unterschriften der jeweils zeichnungsberechtigten Personen der Fremdbank als Vorlage aufliegen zu haben“, heißt es in dem Bericht weiter.
Hin- und Retour-Ticket
Indes mussten zwei Bankmitarbeiter immer wieder quer durch Österreich reisen, um die Kuverts mit den gefälschten Bankbestätigungen aus der jeweiligen Stadt, wo die Fremdbank ansässig war, an den Wirtschaftsprüfer der Commerzialbank in Wien zu senden. Hatte die Bank ihren Sitz zum Beispiel in Innsbruck, durften die zwei Burgenländer den Flieger nehmen. Der Rückflug erfolgte noch am selben Tag.
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