Warum Kaffee und dunkle Schoko Ihrem Darm gut tun

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Laut einer niederländischen Studie haben Schokolade, Kaffee und weitere Lebensmittel einen positiven Effekt auf die Darmflora. Woran das liegt.

Sie trinken gerne Rotwein, Kaffee oder Buttermilch und lieben dunkle Schokolade? Die Bakterien in Ihrem Darm wird es freuen. Denn laut einer Studie der Universität von Groningen in den Niederlanden aus 2016 können diese Lebensmittel die dortige Artenvielfalt deutlich erhöhen.

Eine Liste der Lebensmittel, deren Konsum sich positiv auf die Darmflora auswirkt umfasst:

  • Früchte
  • Gemüse
  • Tee
  • Joghurt
  • Rotwein
  • Kaffee
  • Buttermilch
  • Dunkle Schokolade

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Sie alle wirken sich positiv auf die Vielfalt der Bakterien im Darm aus. "Und mehr Bakterienarten sind bei der Abwehr von Krankheiten hilfreich", sagt der Mediziner Jingyuan Fu, einer der Autoren der niederländischen Studie zur Darmgesundheit.

Welche positive Wirkung Kaffee und Kakao auf den Darm haben

Ein Grund für die positive Wirkung: Die sekundären Pflanzenstoffe in Obst, Gemüse, Kaffee, Tee oder Wein "führen ein reges Wechselspiel mit dem Mikrokosmos im Darm", sagt Ernährungswissenschafterin Marlies Gruber vom "forum.ernährung heute".

Sie erklärt zu den sekundären Pflanzenstoffen: "Sie fördern das Wachstum nützlicher Bakterien und hemmen jenes krankmachender Keime."

Illustration des Dickdarms
Bildnummer: 76341153

Gruber nennt zwei Beispiele dieser sekundären Pflanzenstoffe:

  • Polyphenole in Zitrusfrüchten: Sie bremsen das Wachstum des potenziell schädlichen Magenkeims Helicobacter pylori, der als Risikofaktor für Gastritis und Magenkrebs gilt.
  • Polyphenole in Kakao und Kaffee: Sie steigern den Anteil der Bifidobakterien, die sich positiv auf die Darmflora auswirken.

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Welche Lebensmittel der Darmflora schaden

Gleichzeitig zeigte sich: Große Mengen an kurzkettigen Kohlenhydraten (z.B. Zucker, Weißmehl) reduzieren die Bakterienvielfalt.

Die Bakterienvielfalt im Darm wurde in der Studie reduziert durch:

  • gesüßte Limonadengetränke
  • Milchprodukte mit hohem Fettgehalt
  • Rauchen

Neue Zusammenhänge zeigte außerdem eine zweite Untersuchung, das „Flämische Darmflora Projekt“. Diese ergab, dass vor allem die Verweildauer des Stuhls im Darm einen starken Einfluss auf die Zusammensetzung der Bakterienwelt hat.

Welche Medikamente die Darmflora beeinflussen

Bei Liebhabern ganz dunkler Schokolade konnte eine sehr spezielle Bakteriengruppe nachgewiesen werden. „Wir nannten das den Belgische-Schokolade-Effekt“, sagt Studienleiter Jeroen Raes. „Und wir fanden auch Zusammenhänge zwischen der Darmflora und dem Bierkonsum.“

Wie sich bereits in früheren Studien gezeigt hat, beeinflussen auch Medikamente die Zusammensetzung der Darmflora stark. Darunter: 

  • Antibiotika
  • Abführmittel
  • Präparate gegen Pollenallergien (Heuschnupfen)
  • Hormonpräparate zur Verhütung (Pille) und zur Milderung von Symptomen nach dem Wechsel

Bis dato gibt es kein komplettes Bild der Bakterienvielfalt im Darm

Die Ergebnisse der Studie könnten Grundlage für künftige Therapien sein. „So wissen wir heute, dass bei Parkinson die Magen-Darm-Transitzeit der Nahrung etwas länger ist, was wiederum die Darmflora beeinflusst“, so Raes.

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Die Forscher betonen auch, dass sie mit ihren Daten aus Stuhlproben von 3500 Menschen erst rund sieben Prozent der Variationen in der Darmzusammensetzung erklären können. Für ein komplettes Bild der Vielfalt im Darm wären mindestens 40.000 Proben notwendig.

Warum Kaffee und dunkle Schoko Ihrem Darm gut tun

Darmbakterien verwerten etwas zehn Prozent der gesamten Nahrungsenergie. Bei schlanken und normalgewichtigen Menschen sind jene Bakterienstämme stärker vertreten, die weniger Energie aus der Nahrung aufnehmen. Bei Übergewichtigen hingegen haben jene Bakterien Oberhand, die viel Energie aus der Nahrung ziehen.

Allerdings, so Gruber: Eine Änderung der Ernährung wirkt sich bereits innerhalb von zwei Tagen auch auf die Zusammensetzung der Darmflora aus.

Wie Darm und Gehirn zusammenarbeiten

Das Nervensystem im Darm und das Gehirn stehen in ständigem Kontakt – alle Darmbakterien zusammengenommen wiegen auch ungefähr so viel wie das Gehirn. So könnte etwa ein durchlässiger Darm eine durch Stress oder einseitige Ernährung durchlässig gewordene Darmschleimhaut das Risiko für Depressionen erhöhen. Als Reaktion schüttet das Immunsystem Botenstoffe aus, die ins Gehirn gelangen können.

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Trotzdem verwehrt sich der Neurogastroenterologe (Magen-Darm-Nerven-Spezialist) Univ.-Prof. Peter Holzer von der MedUni Graz gegen die Begriffe „Bauchgehirn“ oder „zweites Gehirn“.

„Das ist zwar nett, weil sie den Stellenwert des Darms widerspiegeln. Aber unser menschliches Gehirn ist so viel toller, größer und auch plastischer , sodass im Vergleich dazu die Darmnerven mit der Bezeichnung Gehirn eindeutig überbewertet werden“, sagt er im Fachmagazin ernährung heute. Trotzdem dürften aber ihre Einflüsse auf die Gesundheit viel größer sein als bisher gedacht.

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