Wie 80.000 Österreicher unter chronischer Darmentzündung leiden

Wie 80.000 Österreicher unter chronischer Darmentzündung leiden
Von chronischer Darmentzündung betroffene berichten in einer Umfrage von enormen Belastungen und Einschränkungen in Alltag und Berufsleben.

Die Belastungen durch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind für die Betroffenen enorm. Das zeigt eine Befragung aus 2022. Die Symptome wirken sich im Alltag und auf das Berufsleben aus. Bei einem Großteil der Patienten schreitet die Krankheit fort und zwar durch im Schnitt zwei Krankheitsschübe pro Jahr. Sie leiden unter: 

  • Bauchschmerzen
  • Durchfall 
  • Müdigkeit
  • verminderter Leistungsfähigkeit

Experten nennen das Leid kurz CEDs. Die häufigsten CEDs sind Morbus Crohn, hier ist der gesamter Darmtrakt betroffen, und Colitis ulcerosa, wenn der Dickdarm die Probleme macht.

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Die Ursachen sind nicht gänzlich geklärt, möglicherweise greift das eigene Immunsystem die Darmschleimhäute an, diverse Mikroben stehen auf der Liste der Verdächtigen. Die Ernährung und psychische Belastung könnten die Krankheitsrisiken erhöhen, manche Genvarianten tun dies definitiv.

In einer Umfrage wurden Aussagen von 281 betroffenen Personen aus anonymen Onlineinterviews ausgewertet. Etwa 60 Prozent von ihnen leiden unter Morbus Crohn, rund 40 Prozent an Colitis ulcerosa.

Irreversible Schäden im Darm durch Entzündungsvorgänge

Tatsache sei, dass das menschliche Immunsystem an der Grenzfläche von Körper und "Innenwelt" einen Entzündungsvorgang vorantreibt, erklärt der Mediziner Alexander Moschen von der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH): "Dadurch geschehen chronische Schädigungen des Darms, die nicht mehr rückgängig zu machen sind."

Teils kommen Komplikationen dazu, die oft schlimmer sind als die Darmschädigungen selbst, wie etwa: 

  • Fisteln, die Löcher bis in die Blase oder Vagina bohren können
  • Engstellen im Darm, die operativ behandelt werden müssen

80.000 Patienten mit CEDs in Österreich

In Österreich sind laut den Experten rund 80.000 Menschen an solchen chronischen Entzündungskrankheiten im Darm betroffen: "Beide Krankheiten treten oft schon im Jugendalter auf und begleiten die Patienten und Patientinnen ein Leben lang, zumal sie bis heute unheilbar sind."

Symptome sind etwa:

  • Bauchschmerzen
  • Durchfälle
  • teils Fieber
  • Gewichtsverlust

Die Ärzte können jeweils nur die Symptome lindern und das Risiko für akute Krankheitsschübe senken.

Durchfälle, Bauchschmerzen und Müdigkeit

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass Betroffene mit erheblichen Belastungen und Einschränkungen leben, sagte Andrea Maier vom Biopharma-Unternehmen AbbVie Österreich: "77 Prozent der Befragten leiden unter mindestens einem akuten Krankheitsschub pro Jahr, durchschnittlich haben diese Menschen jährlich zwei davon."

Die Betroffenen berichten in der Studie, welche Belastungen sie in der Woche vor der Untersuchung hatten:

  • 61 Prozent der Befragten gab an, von Durchfällen heimgesucht worden zu sein
  • 60 Prozent von Bauchschmerzen
  • 56 Prozent von chronischer Müdigkeit
  • 27 Prozent berichteten von Blut im Stuhl
  • 32 Prozent von Schwierigkeiten bei der Kontrolle des Stuhlgangs

Auswirkungen und Einschränkungen im Alltag durch chronischen Entzündungskrankheiten im Darm

Auch auf ihren Alltag wirken sich die Beschwerden laut den Probanden der Studie aus:

  • 31 Prozent erklärten, sie hätten durch die Krankheit Schwierigkeiten in der Schule, im Job, Sozialleben und bei Beziehungen
  • 31 Prozent gaben Schlafstörungen an
  • 42 Prozent gaben psychische Belastungen als brennende Probleme an

Folgende Auswirkungen im Berufsleben wurden genannt:

  • Eine enorm verminderte Leistungsfähigkeit (45 Prozent der Befragten)
  • eingeschränkte Karrieremöglichkeiten (22 Prozent)
  • die Herabsetzung der Arbeitszeit auf Teilzeit (20 Prozent)
  • vermehrte Krankenstandstage, und zwar im Schnitt 31 Tage pro Jahr (24 Prozent)
  • sowie Arbeitsunfähigkeit (10 Prozent)

Bessere Behandlungsmöglichkeiten

Die Krankheiten sind zwar nicht heilbar, in der Therapie stünden aber mehr Medikamente und Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung, als früher, erklärte Moschen: "Dadurch können wir unsere Patienten besser behandeln." Wichtig sei eine permanente Kontrolle und Anpassung der Therapieformen, weil sie teils nach einiger Zeit nicht mehr wirken.

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Die Studie wurde vom Biopharma-Unternehmen AbbVie Österreich und der Österreichische Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung (ÖMCCV) in Auftrag gegeben und vom Marktforschungsinstitut Integral durchgeführt.

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