Macht Stress gesunde Ernährung sinnlos?
So sehr man sich auch bemüht, gut und gesund zu essen, ein stressiger Alltag wirkt den dadurch bedingten gesundheitlichen Effekten offenbar negativ entgegen. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf eine neue US-Studie, die im Fachblatt Molecular Psychiatry veröffentlicht wurde. Demnach konnte bei gestressten Probandinnen festgestellt werden, dass die Höhe der Entzündungswerte im Körper unabhängig von der Ernährung anstiegen.
Gesättigte vs. ungesättigte Fettsäuren
Für die Studie wurden 58 Frauen untersucht. In der ersten Studienphase aßen die Untersuchungsteilnehmerinnen eine Mahlzeit, die viele gesättigte Fettsäuren enthielt. Gesättigte Fettsäuren sind unter anderem in tierischen Produkten wie Butter und Fleisch enthalten und erhöhen, bei entsprechend hohem Konsum, das Risiko der Arterienverkalkung (Atherosklerose) und führen zu einem Anstieg des gesundheitsgefährdenden LDL-Cholesterins.
Eine Woche später wurde den Probandinnen Essen mit einem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, diese sind vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten und gelten als Wunderwaffe gegen Herzinfarkte und Schlaganfälle, aufgetischt. Die beiden Speisen waren, bis auf den Fettsäurengehalt, identisch (Kaloriengehalt, Kohlenhydratgehalt und Eiweißgehalt waren gleich). Vor dem Konsum der Speisen mussten die Frauen einen Fragebogen ausfüllen, der depressive Symptome und Stressfaktoren abfragte. Blutproben wurden vor und nach dem Essen entnommen.
Stress wirkt Gesundem entgegen
Es zeigte sich, dass jene Frauen, die ein geringes Stresslevel aufwiesen nach dem Verzehr der "ungesunden" Speise einen höheren Entzündungswert im Blut aufwiesen. Probandinnen mit hohem Stressniveau hatten einen konstant hohen Entzündungswert, unabhängig davon, ob sie gesund oder ungesund aßen. Anhand dieses Blutwertes suchen Mediziner typischerweise gezielt nach Infektionen im Körper.
"Das Überraschende ist, dass der Stress die Mahlzeit mit den 'gesünderen' Fetten wie jene mit den gesättigten Fettsäuren aussehen ließ", so Janice Kiecolt-Glaser, Studienleiterin und Professorin an der Ohio State University. Stress würde den Stoffwechsel demnach auf eine Art und Weise beeinflussen, die zuvor nicht bekannt war, so die Forscherin. Obwohl die Aussagekraft der Studie im Hinblick auf die Größe der Stichprobe stark limitiert sei, mache sie deutlich, dass großangelegte Forschungen in diesem Bereich essentiell seien.
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