Überraschende Ergebnisse: GenZ fährt voll auf Formale 1 ab

Warum feiern junge Generationen die Formel 1 so sehr?
Neue Marktanalysen zeigen, dass bei jungen Generationen vor allem eine Sportart die Nase vorne hat – und das überrascht.

Die Formel 1 erlebt bereits seit einigen Jahren einen bemerkenswerten Wandel in ihrer Fanbase: Immer mehr junge Menschen entdecken die Königsklasse des Motorsports für sich.

Neue Umfrage-Ergebnisse untermauern den Trend und zeigen, was besonders fasziniert.

Das Forschungs- und Beratungsunternehmen Nielson Sports hat im Frühjahr 2025 neue Umfrage-Ergebnisse veröffentlicht und dabei die Formel 1 zur beliebtesten Sport-Serie überhaupt gekürt. Die weltweite Formel-1-Community ist im Jahr 2024 um zwölf Prozent auf 826,5 Millionen Fans gewachsen. Besonders hervorzuheben ist der Anstieg bei jungen Generationen. 

42 Prozent der neu dazugekommenen Fanbase sind jünger als 35 Jahre alt. Auch der Anteil der Frauen ist eklatant gestiegen. Die 16- bis 24-jährigen Frauen sind der am stärksten wachsende Sektor. Auch der EY Sports Engagement Index 2025 zeigte, dass die Formel 1 zu den drei beliebtesten Sportarten bei 18- bis 24-Jährigen im Vereinigten Königreich gehört – neben Fußball und Laufen.

Warum lieben Junge die Formel 1?

Doch was hat die jüngeren Zielgruppen so sehr in den Bann gezogen? Die Antwort liegt laut Analyse im Ausbau der digitalen Vermarktung. Liberty Media hat die Formel 1 im Jänner 2017 vom damaligen Eigentümer CVC Capital Partners übernommen. Der Medienkonzern mit Sitz in Englewood, Colorado, hat dabei seine Expertise im Bereich des digitalen Community-Managements mit in die Formula One Group gebracht und diese neu ausgerichtet. Da konnte der Ex-Eigentümer als Finanzunternehmen, das traditionell auf langfristige Ausrichtung setzt, hinsichtlich der Kommunikationsfähigkeiten wohl nicht ganz mithalten.

Rasch erfolgte eine Phase der Modernisierung und Digitalisierung, um den Sport attraktiver für ein globales und jüngeres Publikum zu machen. Folgende Maßnahmen wurden umgesetzt:

  • Die Entwicklung der Netflix-Serie "Drive to Survive" (ab 2019)
  • Der Ausbau von Social-Media-Kanälen wie Instagram, TikTok und YouTube
  • Die Förderung von Esports-Formaten und virtuellen Rennen
  • Der gezielte Aufbau einer Lifestyle- und Popkultur-orientierten Markenstrategie

Netflix-Serie als großer Treiber

Den größten Effekte auf die Generation Z hatte wohl die 2019 gestartete Netflix-Serie "Drive to Survive". Gemeinsam mit der britischen Produktionsfirma Box to Box Films hat man es sich zum Ziel gemacht, einen einzigartigen Blick hinter die Kulissen der Formel 1 zu gewähren. Liberty Media legte dabei großen Wert auf die persönlichen Geschichten und Herausforderungen der Fahrer sowie Teamchefs und ließ somit besondere Verbindungen zwischen Publikum und Protagonisten zu, die für gewöhnlich eher bei Reality-Shows als bei einer Dokumentationsreihe entstehen. 

"Drive to Survive" hat maßgebliche Erfolge eingefahren

Die Dokureihe hat seit ihrer Einführung maßgeblich zur globalen Popularität der Formel 1 beigetragen. Laut einer Analyse von Plum Research erreichte die vierte Staffel von "Drive to Survive" im März 2022 mit 1,5 Millionen Unique Viewers in der Veröffentlichungswoche ihren bisherigen Höhepunkt. Insgesamt wurden in dieser Woche 4,7 Millionen Stunden der Serie gestreamt. Laut Nielsen-Analyse haben fast 16 Millionen Menschen zumindest einen Teil der Serie gesehen. Eine YouGov-Umfrage aus dem Jahr 2023 zeigte, dass nahezu ein Viertel (22 Prozent) der neuen Formel-1-Fans die Serie als ihren Einstiegspunkt nannten. Warum die Serie trotzdem Kritik kassierte, kann man hier erfahren.

"Ich habe die Serie gesehen und war sofort begeistert. Sie hat mir geholfen, die Fahrer besser kennenzulernen und ihre Geschichten zu verstehen." 

von Emilia

Reddit-Nutzer

Mit Social Media auf der Überholspur

Aber nicht nur das Serien-Interesse wird von der Formula One Group zu ihrem Vorteil genutzt, auch Social Media ist ein großer Bestandteil des Erfolgs bei Jungen. Seit der Einführung eines offiziellen TikTok-Accounts im Jahr 2020 nutzt die Formel 1 virale Trends, Memes und Kurzvideos, um junge Fans zu erreichen. Auch die aktive Nutzung von Social Media durch Fahrer trägt maßgeblich zur Popularität der Formel 1 bei. Laut einer Analyse von Blinkfire Analytics verzeichnete der erste Grand Prix der Saison 2025 über 56,7 Millionen Interaktionen auf den offiziellen Social-Media-Kanälen der Formel 1.

"Rennfluencer"

Der britische Formel-1-Content-Creator Aarava (bürgerlich Aarav Amin) hat sich insbesondere durch seine Gaming-Inhalte rund um die offiziellen F1-Videospiele einen Namen gemacht. Auf YouTube verzeichnet rund 818.000 Abonnenten. Weibliche Content-Creatorinnen wie Lissie Mackintosh und Toni Cowan-Brown spielen ebenso eine zentrale Rolle bei der Ansprache der weiblichen Gen Z. Mackintosh beispielsweise erreicht über 335.000 Follower auf Instagram, von denen 57 Prozent zwischen 18 und 24 Jahren alt sind. Die "Get Ready With Me"-Videos an Rennwochenenden, Interviews mit Fahrern und ihr Podcast "Going Purple" kommen besonders gut an.

Rennfahrer ganz nah

Auch, dass es mittlerweile Usus geworden ist, als Rennfahrer gleichzeitig eine Social Media-Persönlichkeit zu sein, gefällt dem jungen Publikum. So teilt der der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton auf Instagram nicht nur Inhalte aus der Formel 1, sondern auch aus seinen anderen Interessensgebieten wie Mode, Musik und Aktivismus. Der McLaren-Fahrer Lando Norris hingegen ist bekannt für seine aktive Präsenz auf Plattformen wie Twitch und YouTube, wo er Gaming-Streams und persönliche Vlogs teilt. Der Ferrari-Pilot Charles Leclerc nutzt Instagram, um sowohl professionelle als auch persönliche Momente zu teilen. Vor allem sein Hund Leo hat es den Fans angetan.

Formel 1: Nicht nur Sport, sondern Lifestyle 

Die Formel 1 positioniert sich zudem zunehmend als Lifestyle-Marke. Durch Kooperationen mit Modemarken und die Integration von Musik- und Popkultur-Elementen spricht die Rennserie die kulturellen Interessen der GenZ an. Dabei stellt man sich besonders breit auf: Von Luxusmarken wie Louis Vuitton und TAG Heuer über klassische Streetwear-Kooperationen mit Puma und Adidas bis hin zu Alltagsbegleitern wie Levi's und Kappa: jede Lebenslage wird mitgedacht.

Warum überrascht der Hype?

Es gilt als überraschend, dass die Formel 1 bei der jungen Generation so gut ankommt, weil sie in mehrfacher Hinsicht nicht den typischen Erwartungen an nachhaltigen, zeitgemäßen Sportkonsum entspricht. Besonders der Aspekt des Klimawandels spielt hierbei eine entscheidende Rolle: Die Gen Z gilt laut zahlreichen Studien als besonders umweltbewusst, klimaengagiert und kritisch gegenüber Industrien, die hohe Emissionen und Ressourcenverbrauch verursachen. Laut einer Umfrage des Pew Research Centers (2021) geben 67  Prozent der Gen Z an, dass der Klimawandel eine ihrer größten Sorgen sei - das ist mehr als jede andere Altersgruppe. Gleichzeitig bemühen sich viele um nachhaltigen Konsum und lehnen umweltschädliche Aktivitäten ab.

Die Formel 1 hingegen ist ein Sport, der historisch gesehen

  • auf Verbrennungsmotoren basiert,
  • mit einem großen CO₂-Fußabdruck durch weltweite Reisen, Transporte und Rennveranstaltungen verbunden ist,
  • durch den Einsatz von Hochleistungs-Kraftstoffen nicht als "grün" wahrgenommen wird.

In dieser Logik müsste die Formel 1 also weniger attraktiv für junge Menschen sein. 

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