Eine Ohrfeige für Mercedes - jederzeit abrufbar
Das beste Drehbuch schreibt der Zufall. Und der Hochmut. In der zweiten Staffel der Netflix-Dokureihe „Drive to Survive“ über die Formel 1, die ab Freitag exklusiv auf der Streamingplattform zu sehen ist, gewährten erstmals auch die beiden Topteams Ferrari und Mercedes einen Blick hinter die Kulissen.
Jeweils bei einem Rennwochenende der Saison 2019 durften die Produzenten einen Rennstall begleiten. Die Weltmeistermannschaft von Mercedes suchte sich dafür den Heim-Grand-Prix aus. Beim Rennen auf dem chronisch unterfinanzierten Hockenheimring sprang der deutsche Autobauer nicht nur als Geldgeber ein, die Silberpfeile feierten zudem noch 125 Jahre Motorsport bei Mercedes-Benz.
Die Rennwagen waren dafür umlackiert worden, die Boxencrew hatte sich aus einem Kostümfundus Originalkleidung der Jahrhundertwende um 1900 ausgeliehen. Viel Aufwand, doch Teamchef Toto Wolff, mit Hut und Hosenträgern ausgestattet, tobte nach Rennende: „Manchmal muss man sich eine Ohrfeige abholen und daraus lernen“, sagte der Wiener.
Die Formel 1 hatte gerade eines der aufregendsten Rennen der letzten zehn Jahre erlebt. Dreher, Unfälle, Regen, Überholmanöver – und mittendrin zwei völlig bediente Mercedes-Piloten: Lewis Hamilton schleppte sich als Neunter ins Ziel, Valtteri Bottas rutschte, den Sieg vor Augen, von der Piste. „Wahrscheinlich haben wir für Netflix besseren Content gemacht als an jedem anderen Wochenende“, gestand Wolff.
Auch Max Verstappen, der das Chaosrennen in Hockenheim gewann, blickt der Folge gespannt entgegen: „Auf diese Episode freue ich mich. Ein bisschen Drama tut der Serie bestimmt gut.“ Zum Drama gesellt sich noch ein Schuss Tragik: Der Tod von Niki Lauda wird in der Folge mit dem Titel „Dunkle Tage“ ebenfalls beleuchtet.
Folge vier ist zweifelsfrei einer der Höhepunkte der zehnteiligen Reihe. Dennoch sind es weniger die packenden Rennszenen, die die zweite Staffel so interessant machen. Am Faszinierendsten ist die Serie immer dann, wenn die Kamera von der Strecke schwenkt – in den Besprechungsraum, in den Privat-Pkw, zum Frühstückstisch.
„Ich habe dich auf Netflix gesehen, die Serie ist toll“, schildert Renault-Pilot Daniel Ricciardo seine Erfahrungen in der Öffentlichkeit, „das ist nicht selbstverständlich für Piloten, denn wir tragen bei der Arbeit einen Helm. Es hilft der Formel 1, wenn zum Namen endlich ein Gesicht hinzukommt.“
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