Vor dem Slalom: ÖSV-Star Marco Schwarz und der große Olympia-Frust

OLYMPISCHE SPIELE PEKING 2022: SKI ALPIN RTL DER MÄNNER: SCHWARZ (AUT)
Der Kärntner wirkt vor dem olympischen Slalom am Mittwoch verunsichert und verärgert. "Es ist mühsam, es will nicht laufen."

Wenn Marco Schwarz in diesem Winter ins Ziel kommt, dann nimmt er häufig noch einmal Fahrt auf und flitzt schnurstracks durch den Bogen aus dem Zielbereich. Man kennt das vom Norweger Henrik Kristoffersen, der nach misslungenen Läufen auch gerne keine Augen für das Publikum und die Anzeigetafel hat, sondern fluchtartig das Ziel verlässt.

"Es will nicht laufen", sagt Marco Schwarz und man sieht es dem Kärntner auch in allen Lebenslagen an, dass er mit sich und der Gesamtsituation unzufrieden ist. Auf der Piste fehlen ihm die Leichtigkeit und Sicherheit der vergangenen Saison, als er zwei Siege feierte, den Slalom-Weltcup für sich entschied und zwei WM-Medaillen holte.

Alpine Skiing - Beijing 2022 Olympic Games

Davon ist Marco Schwarz in diesem Winter und bei Olympia weit entfernt. Dass er im Riesentorlauf in Peking (Rang 14) nur Außenseiterchancen hatte, war von vornherein klar, aber dass es für den amtierenden Weltmeister in der Alpinen Kombination zu keiner Medaille gereicht hatte, war dann doch eine herbe Enttäuschung.

Als Fünfter der Abfahrt hatte der 26-Jährige eine sehr gute Ausgangsposition und die Medaille quasi auf dem Silbertablett. Im Slalom, seiner eigentlichen Domäne, konnte Marco Schwarz dann auf die Speedspezialisten Aleksander Aamodt Kilde (NOR/2.) und den Kanadier James Crawford (3.) gerade einmal drei Zehntelsekunden aufholen, Olympiasieger Johannes Strolz, der unmittelbar vor dem Kollegen gestartet war, war sogar mehr als eine Sekunde schneller.

Nachwehen der Verletzung

Mit diesen herben Enttäuschungen geht Marco Schwarz nun am Mittwoch in den Slalom. Gerade in dieser Disziplin sind Sicherheit, Souveränität und Selbstvertrauen die Erfolgsgaranten. Drei Attribute, die der Kärntner aktuell nicht wirklich verkörpert. "Ich muss zu viel nachdenken", gestand Schwarz nach dem Riesentorlauf. "Es ist mühsam."

FIS Alpine Ski World Cup - Men's Slalom

Die Wurzel allen Übels liegt laut Schwarz in einer Verletzung, die er sich im November zugezogen hatte. Zwar blieb dem Kärntner nach dem Einriss des vorderen Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk eine Operation erspart, doch der 26-Jährige verpasste die wichtigsten Trainingswochen für den Winter.

"Die Verletzung hat mich aus dem Konzept geworfen", gesteht Marco Schwarz. Das erkennt man an seinen Fahrten, das spiegeln auch die Ergebnisse wider. Ein neunter Platz im Riesentorlauf von Adelboden und ein zehnter Rang im Slalom in Wengen waren seine Top-Ergebnisse. Damit wäre er nach Papierform im österreichischen Slalomteam nur die Nummer fünf, denn Strolz, Manuel Feller, Michael Matt und Fabio Gstrein schafften es in diesem Winter allesamt in die Top 4.

Die Favoriten sind im Slalom am Mittwoch definitiv andere. Marco Schwarz hofft auf ein Aha-Erlebnis. Er weiß, dass er skitechnisch das Zeug hat, um die Spitzenplätze mitzufahren. Seine sportliche Krise ist im Moment vor allem eine Kopfsache. "Die Lockerheit geht mir ab. Ich muss versuchen, den Flow vom letzten Winter zu finden."

Vielleicht ist es für Marco Schwarz ein Trost, dass es anderen Stars gerade ähnlich geht. Der französische Weltcupgesamtsieger Alexis Pinturault plagt sich ebenfalls und steht nach drei Bewerben noch ohne Medaille da, und auch Mikaela Shiffrin (USA) wartet noch auf ein Erfolgserlebnis bei diesen Spielen.

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