"Viel auf mich eingeprasselt"
Diese Geschichten aus seiner Vergangenheit kamen Strolz alle in den Sinn in den aufregenden, turbulenten, emotionalen Stunden nach seinem Olympiasieg in der Alpinen Kombination. „Es ist viel auf mich eingeprasselt“, gestand der 29-jährige Vorarlberger.
Und das nicht erst gestern. Das Skifahrerleben dieses Johannes Strolz hat in den vergangenen Wochen eine Wendung genommen, die sich nur die Wenigsten hätten vorstellen können. Noch im vergangenen Sommer war Olympia für den 29-Jährigen ungefähr so weit entfernt wie sein Heimatdorf Warth von Peking. Johannes Strolz war aus allen Kadern des ÖSV gefallen, er war praktisch auf sich allein gestellt, um Geld zu verdienen versah der Polizeisportler zweieinhalb Monate Dienst in der Polizeiinspektion Dornbirn. „Und nebenbei habe ich trainiert“, erzählt Strolz. „Zu diesem Zeitpunkt habe ich mir keine Hoffnung gemacht, dass ich bei Olympia dabei sein könnte.“
Kein Groll
Er habe damals keinen Groll verspürt, weil ihm der ÖSV den Kaderstatus entzogen hatte. „Das war nachvollziehbar, weil mir die Ergebnisse gefehlt haben. Ich hatte nie das Gefühl, dass mich der Verband verstoßen hätte“, sagt Johannes Strolz.
Im Nachhinein sei es womöglich gar nicht einmal das Schlechteste gewesen, dass er deshalb auf eigenen Füßen stehen und sich alles selbst organisieren musste. „Ich habe meine eigenen Entscheidungen treffen müssen. Durch diese Selbstständigkeit habe ich einen Schritt vorwärts gemacht.“
Die größte Stütze war dabei stets die Familie. Johannes Strolz hat einen sehr engen Bezug zu seinem Vater Hubert, der 1988 in Calgary ebenfalls Olympiasieger wurde. Ebenfalls in der Kombination. Damit schließt sich der Kreis. „Ich habe den Papa nie als Olympiasieger gesehen, sondern immer als Papa. Der Papa ist ein großes Vorbild, er hat mich immer bestärkt.“
Rat vom Vater
Er gab ihm auch einen Rat mit auf den Weg nach China. „Er hat gesagt, ich soll alles genießen“, erzählt Johannes Strolz, der auch genau diesen Eindruck erweckt, dass er befreit und gelöst seine ersten Olympischen Spiele bestreitet. Seit seinem Sensationserfolg im Slalom von Adelboden Anfang Jänner scheint in seiner Karriere plötzlich alles wie von allein zu laufen. „Ich lebe gerade einen großen Traum“, sagt Strolz.
Zwischen der Abfahrt und dem Slalom hätten seine Gedanken ein bisschen verrückt gespielt, gesteht der 29-Jährige. Denn dem Halbzeitvierten schoss plötzlich, dass ihm die große Stunde schlagen könnte, dass er auf den goldenen Spuren seines Vaters wandeln könnte. „Ich hatte plötzlich die Medaille im Kopf und dacht mir: Das ist zum Greifen nahe, du kannst Olympiasieger werden.“
Er hatte die Befürchtung, dass er im Überschwang den Fokus auf das Wesentliche verlieren könnte, erzählt Johannes Strolz. „Ich habe mir eingeredet: Mach das, was du tun musst.“
Und er hat es durchgezogen. So wie damals beim Kinderskirennen in Warth.
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