Weitenjagd in der Sauna: Die Skispringer schwitzen beim Sommer-Grandprix

VIERSCHANZENTOURNEE - INNSBRUCK: 2. DURCHGANG
Die Skispringer starten in Courchevel in den Sommer-Grand-Prix. Im Fokus steht auch Jungstar Stephan Embacher (18), der als größtes Skisprungtalent der Welt gilt

Mario Stecher ist dieser Tage wieder einmal heilfroh, dass seine Karriere schon hinter ihm liegt. Er käme sonst ordentlich ins Schwitzen. Es gibt fürwahr angenehmere Dinge, als sich bei 35 Grad plus in einen engen Sprunganzug zu zwängen, wenn alle anderen in der Badehose herumlaufen.

SKI ALPIN: ÖSV-PRESSEKONFERENZ "AUSBLICK WM-SAISON 2024/25": SCHERER / STECHER

Sportdirektor Mario Stecher (re.) und Geschäftsführer Christian Scherer (li.) leiten seit Sommer die Geschicke des ÖSV

Die Skispringer bestreiten in Courchevel gerade die ersten Wettkämpfe des Sommer-Grand-Prix, der heuer ein Hochsommer-Grand-Prix ist. Für Gesamtweltcupgesamtsieger Stefan Kraft und seine Adler-Kollegen fühlt es sich an, als würden sie in der Sauna skispringen. 

Um es in den Worten von ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher zu sagen: „Fein ist das nicht. Du schwitzt im Sprunganzug ohne Ende.“

Dabei kann sich die aktuelle Skispringer-Generation ja noch glücklich schätzen. Heutzutage gondeln die Athleten auf jeder Schanze bequem und schnell mit einem Lift zum Sprungturm. 

"Eine Katastrophe"

Zu Mario Stechers Zeiten mussten die Springer und Kombinierer meist noch zu Fuß den steilen Sprunghügel emporklettern. Dieser Kraftakt würde den meisten Adlern von heute schon die Flügel stutzen. „Früher war das wirklich eine Katastrophe“, erinnert sich Mario Stecher. „Der Anzug pickt dann auf der Haut. Das fühlt sich nicht gut an.“

Augen auf Embacher

Österreichs Skisprungteam tritt in Courchevel nahezu in Bestbesetzung an. Von jener Mannschaft, die in der vergangenen Saison mit neuem Punkterekord den Nationencup gewinnen konnte, fehlt lediglich Daniel Tschofenig, der einen Adduktoreneinriss auskuriert.

Auch Stephan Embacher wurde von ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl für die Bewerbe in Courchevel nominiert. Der 18-Jährige aus dem Tiroler Brixental gilt derzeit als größtes Skisprungtalent der Welt. Wobei Embacher ja in Wahrheit schon gar nicht mehr als Talent durchgeht.

Im vergangenen Winter war der junge Tiroler bei seinem Weltcupdebüt am Bergisel gleich einmal auf dem 13. Rang gelandet. Embacher gelang im Frühjahr 2024 noch drei weitere Male der Sprung in die Top 15 und später holte er bei der Junioren-WM in Planica seine Goldmedaillen drei und vier.

In jeder anderen Nation wäre der Teenager gesetzt, in Österreich sind die Weltcupplätze allerdings extrem begehrt, weshalb selbst Top-Ten-Springer kein fixes Leiberl haben. „Das macht es mir als Trainer echt schwer. Das sind oft schwierige Entscheidungen“, sagt der österreichische Erfolgscoach Andreas Widhölzl.

Startplatz dank Sonderregelung

Stephan Embacher muss sich in der kommenden Saison vorerst keine Sorgen um seinen Startplatz machen. Dank einer Initiative von ÖSV-Direktor Mario Stecher kommt der 18-Jährige in den Genuss einer Wildcard. Denn jene drei Nationen, die bei der Junioren-WM die Springer in den Medaillenrängen stellen, erhalten fortan einen zusätzlichen Startplatz.

Der 18-jährige Stephan Embacher braucht also nicht um seinen Startplatz schwitzen.

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