Was genau machen Sie?
Alles dreht sich um die individuelle Athletenanalyse. Wir zerklauben wirklich jeden einzelnen Sportler bis ins kleinste Detail, dabei decken wir Schwächen auf und überlegen uns, wo wir noch Potenziale finden können. In einer Mannschaft wie unserer funktioniert es nur über individuelle Lösungen. Ein Daniel Tschofenig mit 21 ist viel belastbarer als ein Manuel Fettner mit bald 39. Da ist viel Feingefühl gefragt. Ich geb’s zu: Vor der nächsten Saison habe ich ein bisschen Angst.
Warum das?
Weil die Latte mittlerweile sehr hoch liegt. Ich kann eigentlich nur noch die Tournee gewinnen, das ist neben dem Einzel-Olympiasieg das einzige Ziel, was wir noch nicht erreicht haben. Aber wir haben uns bewusst immer schon sehr hohe Ziele gesetzt. Das war vor dieser Saison mit Stefan Kraft nicht anders.
Wie lautete die Vorgabe?
Ich habe Stefan Kraft gesagt: ,Mir reicht es nicht, dass du einer der besten Springer der Welt bist. Ich möchte, dass du der Beste bist. Weil du es einfach drauf hast.‘
Wie hat er drauf reagiert?
Ich glaube, es ist uns gut gelungen, diese Denkweise in seinen Kopf zu kriegen. Stefan Kraft hat uns eindrucksvoll demonstriert, dass er wirklich der Beste ist. Ohne Wenn und Aber.
Was hat Sie als Cheftrainer in dieser Saison am meisten begeistert?
Die Skiflug-WM am Kulm war das Riesenthema, weil wir auch vom ÖSV die klare Vorgabe hatten, dass die WM über allem steht. Dass es dann so aufgeht, war richtig cool. Es ist überhaupt sehr viel Positives passiert. Aber wissen Sie, was mir als Trainer am meisten taugt?
Verraten Sie es.
Dass sich unsere Athleten miteinander freuen. Da ist es völlig egal, wer gewinnt oder am Stockerl steht, die freuen sich alle gemeinsam. Das ist eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit der letzten Jahre. Das sind keine Egoisten, die nur auf sich schauen und dem anderen nichts gönnen, sondern das ist ein verschworener Haufen. Mir ist wichtig, dass keiner zu kurz kommt. Aber auch das haben wir uns erarbeiten müssen.
Sie erinnern an den holprigen Start Ihrer Ära?
Das war brutal schwierig, wenn plötzlich alle im Team Corona haben. Stefan Kraft ist im ersten Jahr zwar Weltmeister geworden, aber im Gesamtweltcup war er 17.. Eigentlich war es ein beschissener Anfang für mich. Aber diese Probleme haben uns auch zusammengeschweißt und stark gemacht.
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