Wie Trainer Widhölzl die ÖSV-Springer wieder zu Superadlern machte
Andreas Widhölzl hätte gerade allen Grund, abzuheben und in anderen Sphären zu schweben. Seine Skispringer landen in dieser Saison einen Coup nach dem anderen und fliegen dabei der Konkurrenz regelrecht um die Ohren.
Der ÖSV-Vierfachsieg unter der Woche in Trondheim war der bisherige Höhepunkt der schon länger andauernden Hochphase der ÖSV-Adler und ein weiterer eindrucksvoller Beleg für die Lufthoheit der Österreicher unter der Leitung des Cheftrainers aus Fieberbrunn.
Andreas Widhölzl verdient sich die Haltungsnote 20,0 für die Art und Weise, wie er die Höhenflüge seiner Mannschaft moderiert und kommentiert. Der 47-Jährige demonstriert Bodenhaftung und rückt sich selbst in den Hintergrund. „Ich stehe zwar da als Cheftrainer und trage meinen Teil dazu bei. Aber das Radl ist noch viel größer. Es ist ein riesiges Team, das alles reinbuttert und für das ganze System arbeitet“, sagt Andreas Widhölzl.
Seit 2020 ist der Tiroler mittlerweile in dieser Position tätig und sein persönlicher Flugschreiber spuckt bemerkenswerte Daten aus: WM-Gold 2021 (Stefan Kraft), Olympiasieg mit der Mannschaft 2022, Triumph im Nationencup in der vergangenen Saison 2022/’23. Aber der heurige Weltcupwinter toppt noch einmal alles.
Widhölzls Springer feierten bisher 16 Weltcupsiege, Stefan Kraft, der allein zwölf Mal gewann, sicherte sich zum dritten Mal den Gesamtweltcup, im Nationencup liegen die Österreicher mit mehr als 2.000 Punkten Vorsprung voran. Der Himmel hängt gerade voller Geiger.
Diese Dominanz erinnert an die goldene Ära der sogenannten „Superadler“, als die Österreicher, angeführt von Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer, das Skispringen diktierten und sportliche Superlative selbstverständlich waren.
Widhölzl, der 2006 mit dem Team Olympia-Gold gewann, war in den Anfängen dieser Hochphase selbst noch aktiv und er hat mitbekommen, dass seinerzeit beileibe nicht alles Gold war, was nach außen hin so geglänzt hat. „Es hat damals intern einige Reibereien gegeben“, gesteht Schlierenzauer.
Die neue Generation der rot-weiß-roten Superadler tickt da augenscheinlich anders und präsentiert sich deutlich harmonischer. Widhölzl lebt diesen Teamspirit auch vor. „Wir ziehen alle an einem Strang, genau das wollte ich schaffen, als ich Trainer geworden bin.“
In dieser vertrauten Umgebung gelang der gesamten Mannschaft der Sprung auf ein höheres Level. Manuel Fettner, der in wenigen Monaten 39 wird, erlebt gerade die beste Phase seiner Karriere. Mit Michael Hayböck und Daniel Huber sind zwei weitere Routiniers nach schwierigen Jahren wieder durchgestartet. Jan Hörl, der lange den Ruf eines Luftikus hatte, ist so stark wie noch nie und feierte zwei Saisonsiege. Nicht zu vergessen Daniel Tschofenig, den Widhölzl als unbekannten Teenager in die Nationalmannschaft holte und der sich inzwischen an der Weltspitze etabliert hat.
Es könnte für Widhölzl also besser nicht laufen, wäre da nicht das Dilemma mit den limitierten Startplätzen. Im Hintergrund drängen etliche hochtalentierte Springer nach, die in jeder anderen Nation Leistungsträger und gesetzt wären. „Das sind für mich die härtesten Entscheidungen, wenn ich Leute nicht im Weltcup mitnehmen kann, die es sich eigentlich verdient hätten.“
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