ÖSV-Seriensieger Kraft: Im Anflug auf die dritte Kristallkugel
Wenn Stefan Kraft Leuten, die mit Skispringen nichts am Hut haben, die Faszination seiner Sportart erklären muss, dann spielt er gerne ein Video vor. Wer sich einmal seinen legendären Flug auf 253,5 Meter in Vikersund vor Augen geführt hat, der kann sich ungefähr ausmalen, welche Glücksgefühle das bei einem Sportler auslösen kann.
„Du spürst die Luftkräfte, steigst weg vom Hang und weißt, jetzt geht es ganz weit hinunter“, schildert Stefan Kraft, der seit diesem einzigartigen Flug im Jahre 2017 den Weltrekord hält.
An diesem Wochenende hebt der Salzburger im Rahmen der Raw-Air wieder auf der Riesenschanze im norwegischen Vikersund ab. Und wenn er dann wieder festen Boden unter den Füßen hat, dann wird Stefan Kraft den nächsten großen Erfolg seiner Karriere landen.
Vor den letzten vier Einzelbewerben liegt der 30-Jährige im Gesamtweltcup mit komfortablen 303 Punkten voran – es ist für den besten Skispringer des vergangenen Jahrzehnts nur ein Katzensprung bis zur dritten großen Kristallkugel.
Stefan Kraft befindet sich gerade in der Hochphase seiner Karriere, die ohnehin bereits von vielen Höhepunkten gekennzeichnet ist. Der Mann ist dreifacher Einzelweltmeister und hat mit dieser Marke sämtliche heimischen Adler-Legenden von Innauer bis Schlierenzauer überflügelt.
Auf Rekordjagd
Kein anderer Athlet ist im Weltcup so häufig auf das Podium gehüpft wie Kraft (116), mit dem Sieg am Mittwoch in Trondheim, dem 42. seiner Karriere, dem zwölften in diesem Winter, rückt der 30-Jährige dem Finnen Matti Nykänen (46 Erfolge) immer näher. Selbst der für uneinholbar geglaubte Rekord von Gregor Schlierenzauer (53) scheint für Höhenflieger Kraft in Reichweite.
Selten einmal hat ein Skispringer über einen so langen Zeitraum die Wolke sieben bewohnen dürfen. Der hochsensible Sport ist bekannt für Sternschnuppen und Stars, die Helden, die so schnell in der Versenkung verschwinden wie sie zuvor im Rampenlicht aufgetaucht waren. Stefan Kraft hält sich nun aber bereits seit einem Jahrzehnt an der Weltspitze und lässt sich durch nichts aus der Bahn werfen.
„Er besitzt die Gabe, dass er sich immer wieder perfekt an das neue Material anpassen kann“, sagt ÖSV-Direktor Mario Stecher. Dazu kommt eine Leichtigkeit, die ihn in lichte Höhen treiben lässt.
Stefan Kraft gibt unumwunden zu, dass er in diesem Winter nicht immer nur seine besten Sprünge gezeigt hat. „Aber selbst wenn ich einen kleinen Fehler mache, dann kommt heuer immer noch etwas Gutes heraus“, berichtet der 30-jährige Dominator. „Das sagt mir, dass das Grundkonzept passt – und zwar so gut wie noch nie in meiner Karriere.“
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