Sonderbehandlung für Marcel Hirscher: Die FIS steht in der Kritik
Am Ende seiner alten Karriere hatte Marcel Hirscher weite Reisen gescheut und sich im Sommertraining auf heimischen Gletschern herumgetrieben. Zu Beginn seiner neuen Karriere zieht es den 35-Jährigen nun in den entlegensten Winkel der Welt, wo man um diese Jahreszeit Skifahren kann.
In Coronet Park im fernen Neuseeland arbeitet der Neo-Niederländer ab Freitag am Comeback und der Hochform. Begleitet von seinem Privatteam und einer Abordnung der Medienabteilung seines Helmsponsors. Die Bilder von den ersten Schwüngen des achtfachen Gesamtweltcupsiegers werden perfekt inszeniert und sollen um die Welt gehen.
Nicht mehr in den Top 300
Im Rahmen seines dreiwöchigen Camps in Neuseeland hat Hirscher auch Starts bei FIS-Rennen geplant. Ursprünglich hatten die Wettkämpfe das Ziel, wertvolle FIS-Punkte zu sammeln, um sich im Ranking und der Startliste nach vorne zu arbeiten. Nach dem Rücktritt im Herbst 2019 scheint Marcel Hirscher in der Weltrangliste aktuell im Slalom und Riesentorlauf nämlich nicht mehr in den Top 300 auf.
Doch der Altstar dürfte bei seiner Rückkehr gar nicht auf zusätzliche FIS-Punkte angewiesen sein. Denn Hirscher soll zumindest beim Weltcup-Auftakt in Sölden in den Genuss einer Wildcard kommen, die es ihm ermöglichen wird, im Riesentorlauf mit Nummer 31 zu starten.
Diese Sonderregelung für Hirscher, die vom Weltverband ohne Einbindung der Athleten und Sportgremien durchgewinkt wurde, sorgt bei den Läufern und Funktionären für großen Unmut.
„Es geht hier überhaupt nicht gegen den Marcel. Man hätte aber klügerweise alle ins Boot holen sollen. Solche Beschlüsse erschüttern nicht das erste Mal die Glaubwürdigkeit der FIS“, ärgert sich etwa ÖSV-Geschäftsführer Christian Scherer.
Der Osttiroler begrüßt die Rückkehr von Marcel Hirscher in den Weltcup. Der Skisport wird auch davon profitieren, dass der achtfache Gesamtweltcupsieger fortan für die Niederlande antritt, das Mutterland seiner Mama.
"Die Aufmerksamkeit für den Skisport und Weltcup Auftakt in Sölden ist natürlich genial und darüber freuen wir uns", betont Christian Scherer. Für die Zukunft wünscht sich der ÖSV-Chef mehr Gesprächskultur. "Wildcards gibt es ja in vielen Sportarten - dort funktionieren sie auch gut. Deshalb wäre es ein Einfaches gewesen, mit allen Stakeholdern - insbesondere mit den Athleten, die unserer Information, nichts davon wussten, zu sprechen"
Beim Weltverband hat man offenbar nicht mit diesem Gegenwind gerechnet. Laut KURIER-Informationen soll die Wildcard-Regel adaptiert werden.
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