Warum es gut ist, dass Superstar Marcel Hirscher wieder zurückkommt

Der Zufall wollte es, dass zwei einstige Lichtgestalten, die sich in jüngster Zeit sehr rar gemacht haben, beinahe gleichzeitig wieder in der Öffentlichkeit erscheinen: René Benko, der skandalumwitterte Finanzjongleur, der in Innsbruck vor dem Konkursrichter stand.
Und Marcel Hirscher, der erfolggekrönte Slalomartist, der nach fünfjähriger Pause seine Rückkehr in den Skisport verkündete. Das war’s dann aber auch schon wieder mit den Gemeinsamkeiten.
Der Spitzensport wird ja gemeinhin gerne als Spiegelbild der Gesellschaft hingestellt. Das stimmt freilich nur bedingt. Ein Blender wie René Benko wäre in der Sportwelt schnell entlarvt und auf verlorenem Posten. Mit Durchmogeln allein hat es noch keiner an die Spitze geschafft.
Schlag nach bei Marcel Hirscher, hinter dessen Trophäen und Triumphen vor allem eines stand: knochenharte, akribische, oft schon pedantische Arbeit.
Dass das Comeback des achtfachen Gesamtweltcupsiegers hierzulande mehr Aufmerksamkeit erregt als der erste Auftritt von René Benko seit dem Signa-Crash, spricht dann ebenfalls Bände. Österreich hat seine Skiheld/inn/en immer schon in den Rang von Göttern in Weiß gehoben. Ob sie nun Sailer, Schranz, Moser-Pröll oder Maier hießen. Diese Heldenverehrung mag Nicht-Österreicher bisweilen irritieren, aber sie passt zu einem Land, in dem das Skifahren für viele immer noch die wichtigste Nebensache der Welt ist.
Für den alpinen Mikrokosmos ist Hirschers Rückkehr jedenfalls ein Segen. Gerade nach dem harten Winter, den der Ski-Weltcup hinter sich hat. Die Klimaerwärmung macht auch vor dem Skisport nicht halt: Fast jedes fünfte Rennen musste abgesagt werden, dazu kamen reihenweise verletzte Sportler und die Sorge, dass dem Weltcup die letzten Stars ausgehen.
Da trifft es sich gut, dass Hirscher nun für das Heimatland seiner Mutter startet und fortan unter niederländischer Flagge fährt. Ehe heimische Ski-Patrioten dem einstigen Liebling der Nation jetzt Fahnenflucht vorwerfen: Marcel Hirschers Wechsel in die Niederlande ging völlig friktionsfrei über die Bühne und wurde von der ÖSV-Führung einstimmig abgesegnet.
Ohnehin sollten die Funktionäre, Trainer und Athleten beim Österreichischen Skiverband sogar erleichtert sein, dass der Skistar nicht mehr für den ÖSV fährt. Eine Rückkehr von Hirscher hätte enormes Konfliktpotenzial gehabt, denn Extrawürste und Sonderbehandlungen, wie er sie früher erfahren hatte, sind beim ÖSV Schnee von gestern.
Ob Marcel Hirscher nach fünf Jahren Rennpause mit 35 tatsächlich zum siegenden Holländer wird, steht in den Sternen. Aber selbst wenn es am Ende nur eine groß angelegte Marketing-Show seines Kopfsponsors sein sollte, der große Gewinner steht schon jetzt fest: der Skisport.
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