ÖSV-Präsidentin Stadlober: "Hatte mir Olympia schlimmer vorgestellt"

ÖSV-Präsidentin Stadlober: "Hatte mir Olympia schlimmer vorgestellt"
Ihre Olympia-Premiere als ÖSV-Chefin endete mit einem Medaillenregen. Wie erlebte Stadlober die Winterspiele in China?

Der Blick in den Medaillenspiegel zaubert Roswitha Stadlober ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht. Unter der neuen ÖSV-Präsidentin waren die Verbandssportler erfolgreicher als bei den vergangenen Spielen, als noch Peter Schröcksnadel das Zepter schwang.

Die Salzburgerin, die in der zweiten Olympia-Woche nach China reiste, war positiv überrascht von den Winterspielen in Peking. Unter ihrem Mädchennamen Steiner nahm Stadlober selbst zwei Mal an Olympischen Winterspielen teil, ging 1984 und 1988 im Slalom als Vierte aber zwei Mal leer aus. Bei ihrer Olympia-Premiere als ÖSV-Präsidentin prasselte hingegen ein Medaillenregen über die Radstädterin ein.

KURIER: Wären Sie bei diesen Spielen gerne als aktive Sportlerin im Einsatz gewesen?

Roswitha Stadlober: Aus Sicht einer fast 60-jährigen Frau würde ich sagen: Nein, das müsste ich nicht mehr haben, in dieser Kälte würde ich heute nicht mehr Spitzensport betreiben wollen. Aber wenn du 25 bist und bei Olympia starten darfst, dann denkst du nicht, dass es kalt ist. Auch wenn es sehr am Limit ist.

Wie sind Ihre Eindrücke?

Ich bin echt positiv überrascht, weil ich es mir schlimmer vorgestellt hatte. Wir haben alle gewusst, dass wir uns auf spezielle Spiele einstellen müssen. China ist nun einmal anders, dazu kommt Corona. Uns ist es gelungen, dass die Athleten mit einem Lächeln aus dem Flugzeug ausgestiegen und am Ende wieder mit einem Lächeln eingestiegen sind.

War dieser positive Zugang ein Erfolgsfaktor?

Ganz bestimmt. Wir haben im Vorfeld gesagt: ,Wir lassen uns nicht narrisch machen. Die Situation ist eben so, also stellen wir uns darauf ein und tun alles, damit wir das gut bewältigen.’ Das war ein Schlüssel zum Erfolg. Un jetzt haben wir als ÖSV die zweiterfolgreichsten Spiele nach Turin 2006. Das muss man unter diesen Umständen erst einmal schaffen.

Welche Rolle und Aufgabe haben Sie bei diesen Spielen übernommen?

Mir ist es extrem wichtig, dass ich mit den Sportlerinnen und Sportlern in einem engen Kontakt bin. Ich möchte nah dran sein am Sport und wissen, was die Athleten und Betreuer bewegt und welche Bedürfnisse sie haben. Als Felix Leitner das Material der Biathleten kritisiert hat, habe ich ihn angerufen und mir seine Sicht der Dinge schildern lassen. Mir ist auch extrem im Magen gelegen, dass unsere Snowboarderin Sabine Schöffmann in Quarantäne musste. Ich war erst wieder beruhigt, wie ich ihre Stimme gehört und ihre positive Einstellung mitgekriegt habe. Dieser Austausch ist mir extrem wichtig. Ich möchte eine Präsidentin zum Angreifen sein.

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Was hat Sie aus sportlicher Sicht positiv überrascht?

Ich bin wirklich hochzufrieden und dankbar für jede Medaille. Weil jede Medaille hat ihre eigene Geschichte. Wir haben bei diesen Spielen viele österreichische Wintersportmärchen erlebt.

Für eines hat Ihre Tochter Teresa mit der Bronzemedaille im Skiathlon gesorgt. Wie geht es Ihnen persönlich, wenn Sie Ihrer Tochter zusehen?

Ganz ehrlich: Es ist ganz schlimm. Ich bin viel lieber live dabei, weil ich dann direkt mitbekomme, wie es ihr geht. Bei der Fernsehübertragung siehst du ein Bild und hoffst immer, dass ihr nichts passiert, dass sie sich nicht verläuft. Der Skiathlon war für mich sehr emotional.

Können Sie das beschreiben?

Schwer. Da kommen Gefühle hoch, die man nicht beschreiben kann. Ich glaube, da geht es jeder Mutter gleich. Ich habe die Bilder von der Mutter von Benjamin Karl gesehen, wie sie sich gefreut hat über den Olympiasieg. Mir ist nicht anders ergangen. Das sind emotionale Momente, in denen man nicht weiß, wo gerade oben und unten ist. Man will für sein Kind halt immer nur das Beste und wünscht sich, dass sie ihre Träume verwirklichen kann. Und dann passiert so was. Die erste Medaille gleich am ersten Tag – und das von der eigenen Tochter.

ÖSV-Präsidentin Stadlober: "Hatte mir Olympia schlimmer vorgestellt"

Die Langläufer wurden nach dem Dopingskandal von Seefeld 2019 vom ÖSV ausgelagert. Wie geht’s mit der Sparte weiter?

Ganz außerhalb des ÖSV waren die Langläufer ja nicht, die Sparte war nur anders strukturiert. Teresa hatte die volle Unterstützung seitens des Verbandes. Wir werden Langlauf wieder eingliedern und unterstützen wie jede andere Sparte auch.

Wie werden Sie das abschließende Langlaufrennen Ihrer Tochter verfolgen?

Wenn ich gebraucht werden sollte, dann stehe ich an der Strecke und helfe mit. Das habe ich schon öfter gemacht, da kenne ich mich auch aus.

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