"Ich hatte immer nur den Corona-Test im Kopf. Du schaust ständig auf das Handy und hoffst, dass das nächste Testergebnis negativ ist. Und am nächsten Tag wieder. Das war mental extrem schwierig."
Durchhaltevermögen
Die Vorgeschichte lässt ihre Bronzemedaille im Skiathlon, in dem jeweils 7,5 Kilometer in der klassischen und der Skatingtechnik gelaufen werden, in einem noch helleren Glanz erstrahlen. Und es zeigt vor allem, aus welchem Holz diese Teresa Stadlober geschnitzt ist und wie sie Zeit ihrer Karriere allen Problemen und Hindernissen trotzt.
Aber diese mentale Stärke und dieses Durchhaltevermögen muss man wohl auch haben, wenn man als Österreicherin im Langlaufsport die Welt erobern will. "Ich bin so glücklich, weil ich so lange auf diesen Moment hingearbeitet habe. Man hat es bei uns nicht immer leicht als Langläuferin", erklärt Teresa Stadlober.
Während ihrer Laufbahn sah sich die 29-Jährige immer wieder mit Tiefschlägen konfrontiert, nicht nur einmal kam sie unverschuldet zum Handkuss, weil Teamkollegen zu unlauteren Mitteln griffen und den Ruf des österreichischen Langlaufsports ruinierten. Ausbaden musste das oft Teresa Stadlober. "Bei den ersten Rennen nach dem Dopingskandal bei der Heim-WM 2019 in Seefeld wollte niemand mehr mit mir reden", erzählt Stadlober.
Die Salzburgerin hat sich von all den Turbulenzen aber nie aus der Spur bringen lassen. Auch nicht als Ex-Präsident Peter Schröcksnadel in einem Anflug von Aktionismus die Langläufer nach der Seefelder Dopingaffäre aus dem ÖSV warf. Seine Nachfolgerin Roswitha Stadlober, die Mutter der Medaillengewinnerin, hat schon angekündigt, die verstoßenen Langläufer zurück in die ÖSV-Familie zu holen.
Einzelkämpferin
Aber Teresa Stadlober war es ohnehin gewohnt, ihre eigenen Wege zu gehen. Ihr blieb gar auch gar nichts anderes übrig, denn es fehlen ihr hierzulande Trainingskollegen auf ihrem Weltklasseniveau. Und trotz des Handicaps war die Einzelkämpferin bei den letzten Großereignissen immer in die Top Ten gelaufen, vor einem Jahr war sie bei der WM in Oberstdorf Vierte. "Jetzt habe ich alle Ergebnisse von vier bis zehn durch. Jetzt sollte einmal eine Medaille her", hatte Stadlober vor einigen Monaten gesagt.
Fortschritte
Damals hatte sie in Hinblick auf Olympia schon neue Wege eingeschlagen und sich einer Trainingsgemeinschaft mit den Stars aus Italien und Russland angeschlossen. Weil ihr klar war: "Man muss mit Besseren trainieren, um auch selbst besser zu werden."
Das machte sich genauso bezahlt wie das erhöhte Trainingspensum. Statt 720 Stunden im Jahr kommt Stadlober nun auf 800. "Ich habe gewusst, dass ich mehr trainieren muss. Es ist seit dem Sommer extrem viel weitergegangen", erklärt sie.
Das war am Samstag im Skiathlon nicht zu übersehen. Beeindruckend, wie sie ihre Mitstreiterinnen aus Finnland und Schweden auf dem letzten Kilometer stehen ließ; bemerkenswert, wie clever sie dieses Rennen angelegt hatte.
"Auf dem letzten Kilometer habe ich mir gesagt: Heute hole ich mir endlich diese Medaille" erzählt Teresa Stadlober. "Das ist so eine Genugtuung. Ich bin so glücklich, ich könnte nur weinen."
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