Olympia für IOC-Chef "sehr erfolgreich", für Menschenrechtler "ein Alptraum"
IOC-Präsident Thomas Bach hat die Winterspiele in Peking als "sehr erfolgreich" bewertet. Der Chef des Internationalen Olympischen Komitees verwies am Freitag auf "herausragende Leistungen der Athleten" und einen "beispiellosen olympischen Geist" unter den Teilnehmern. Dies sei "weit über dem, was ich bei früheren Olympischen Spielen erlebt habe". Die Menschenrechte-Organisation Human Rights Watch wählte für ihre Kritik hingegen scharfe Worte.
Als ein Beispiel für den olympischen Geist nannte Bach den Big Air im Snowboard der Frauen. Zuerst seien nach der gestürzten Landung der Japanerin Reira Iwabuchi, die sich vor dem Wettkampf die Hand gebrochen habe, alle Mitstreiterinnen zusammengelaufen und hätten sie umarmt. Diesen Moment werde er nie vergessen. Dann hätte sich die Szene wiederholt, als nach dem Sprung der Neuseeländerin (Zoi Sadowski Synnott/Silber) klar gewesen, sei, dass die österreichische Athletin Gold gewonnen habe. Gemeint ist Anna Gasser. "Das hat sich der olympische Geist fantastisch widergespiegelt", sagte Bach.
Rekord gebrochen
Bei den Zuschauerzahlen im Fernsehen und bei Streamingdiensten habe man Rekorde gebrochen, erläuterte Bach weiters in seiner Bilanz. Zudem sei das Konzept der Organisatoren mit sehr strengen Maßnahmen gegen das Coronavirus aufgegangen. Zur gleichen Zeit vermeldeten die Organisatoren eine weitere Infektion mit dem Coronavirus unter den Olympia-Beteiligten. Der Fall sei am Vortag bei einem Ankommenden am Pekinger Flughafen entdeckt worden. In der abgeschlossenen Olympia-Blase gab es dagegen erneut keine neuen Infektionen.
Vor den Winterspielen war die Vergabe an China scharf kritisiert worden. Dem Olympia-Gastgeber werden Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Auch die Corona-Schutzmaßnahmen, die für alle Olympia-Beteiligten die Bewegungsfreiheit stark einschränkten, waren auf Kritik gestoßen.
Während Bach die Winterspiele fast überschwänglich lobt, fällt die Bilanz von Menschenrechtlern vernichtend aus. "Die Spiele waren ein Traum für Chinas Präsident Xi Jinping, aber ein Alptraum für die Menschenrechte", sagte Minky Worden von Human Rights Watch auf einer Online-Pressekonferenz mit Sport-Vertretern. Die Organisation kritisierte Menschenrechtsverletzungen in China wie die Verfolgung der Minderheit der Uiguren, Einschüchterung von Sportlern, chinesische Zensur und eine Politisierung der Spiele.
"Es ist eine Schande"
Die Aktivisten äußerten scharfe Kritik am IOC. "Durch ihr Schweigen sind das IOC und ihre Unternehmenspartner zu Komplizen für Pekings Bemühungen geworden, Menschenrechtsverletzungen vor der Weltöffentlichkeit durch Sport zu übertünchen", sagte Yaqiu Wang von Human Rights Watch. Menschenrechte seien eine "operative Voraussetzung für Olympische Spiele", hob die Organisation hervor.
Rob Koehler von der Vereinigung Global Athlete bemängelte, dass das IOC bis heute der Forderung nicht nachgekommen sei, die UNO-Menschenrechtserklärung in ihre Charta aufzunehmen. "Es ist eine Schande." Er verurteilte chinesische Drohungen an Sportler, dass sie mit Konsequenzen zu rechnen hätten, wenn sie in Peking ihr Recht auf freie Meinungsäußerung ausübten und Kritik äußerten.
Human Rights Watch zitierte Sportler wie den schwedischen Eisschnelllauf-Goldmedaillengewinner Nils van der Poel. Dieser habe nach seiner Rückkehr gesagt, es sei "extrem unverantwortlich", Spiele an ein Land zu vergeben, "das Menschenrechte so himmelschreiend verletzt, wie das chinesische Regime es tut".
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