Kein Sieg. Gerade einmal vier Podestplätze. Lediglich sechs Resultate in den Top 5. Nur ein ÖSV-Läufer im Gesamtweltcup unter den ersten 25. Im Nationencup zur dritten Kraft degradiert und bereits uneinholbare 1.189 Punkte hinter der Schweiz.
Das ist eine verheerende Bilanz für einen Verband, der so einen immensen Aufwand betreibt wie der ÖSV.
Platzfahrer
Bei jedem Fußballverein wäre nach so einem Fehlstart schon längst eine Trainerdiskussion entbrannt. Das ist der übliche Reflex, wenn die Dinge schieflaufen und sich die Abwärtsspirale nicht und nicht stoppen lassen will. Überhaupt, wenn in dreieinhalb Wochen eine Heim-Weltmeisterschaft ins Haus steht.
Im Skisport gehen die Uhren anders. Und auch beim Österreichischen Skiverband wird in dieser sportlichen Krise nach außen Ruhe und Gelassenheit demonstriert. Was bleibt auch anderes übrig? Ein Fußballverein kann zur Not neue Spieler verpflichten, der ÖSV-Herrenchef Marko Pfeifer muss mit den Athleten leben und das Auslangen finden, die da sind.
Und aktuell tummeln sich im österreichischen Herrenteam, vom Slalom bis zur Abfahrt, schlicht zu viele Platzfahrer und Mitläufer, die irgendwie immer dabei, aber nie mittendrin sind. Sportler, die gefühlt seit Jahren auf der Stelle treten, aber trotzdem eine Startnummer bekommen, weil von hinten niemand nachdrängt. „Wir können die Läufer nicht herbeizaubern“, sagt Marko Pfeifer.
Und wenn dann, wie in dieser Saison im Herrenteam, auch noch die letzten Leistungsträger und Leithammel schwächeln, dann sieht’s plötzlich zappenduster aus.
Pechsträhne
Manuel Feller dominierte im vergangenen Winter den Slalom, heuer kam er in sechs von acht Saisonrennen nicht in die Wertung, auch in Madonna schied er am Mittwoch aus.
Marco Schwarz tut sich bei seinem Comeback nach einjähriger Verletzungspause (Kreuzbandriss, Bandscheiben-OP) sichtlich schwer und hat bei vier Starts erst einen 26. Platz zu Buche stehen.
Und auch Speedexperte Vincent Kriechmayr fährt der Form früherer Winter noch hinterher.
Keine Werbung für die Ski-WM
Viel Zeit bleibt den Österreichern freilich nicht mehr, um eine Euphorie zu entfachen wie sie noch bei den letzten Heim-Weltmeisterschaften 2001 in St. Anton und 2013 in Schladming im ganzen Land zu spüren war. Dabei soll die WM in Saalbach-Hinterglemm doch „die lässigste aller Zeiten“ werden, wie erst diese Woche im Rahmen einer Pressekonferenz verkündet wurde.
Das ambitionierte Ziel: Bei jedem Rennen ein ausverkauftes Stadion und 150.000 Zuschauer. Die bisherigen Auftritte des ÖSV-Alpinteams sind nicht gerade Werbung für die Veranstaltung, noch immer sind 60.000 Tickets zu haben.
Hoffnungsanker
Vielleicht stehen die Vorzeichen aber gar nicht einmal so schlecht. Vielleicht kommt es ja wirklich so, wie es manche im ÖSV prophezeien bzw. es sich in ihrem Zweckoptimismus einreden.
Dass nämlich Österreichs Skifahrer mit ihren Un-Leistungen die Erwartungshaltung dermaßen weit nach unten geschraubt haben, dass sie bei der Heim-WM eigentlich nur mehr positiv überraschen können.
Wahr ist nämlich auch: Sollten die Österreicher wider Erwarten in Saalbach-Hinterglemm groß abräumen und bei der WM ein sportliches Wintermärchen inszenieren, dann wird sich keiner mehr an den Slalom in Madonna erinnern und all die Debakel in dieser Saison sind mit einem Schlag Schnee von gestern.
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