Worauf er sich denn jetzt am meisten freue, wurde Johannes Strolz nach dem Gewinn der Silbermedaille im Slalom gefragt. "Auf meine Familie", antwortete der Vorarlberger. Vorerst muss sich der 29-Jährige aber noch gedulden, denn sein Aufenthalt in China wurde von den Trainern verlängert. Auf einen Läufer, der gerade die Leichtigkeit des Seins verspürt, will und kann der ÖSV im Teambewerb am Samstag nicht verzichten.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Strolz zu seinem Glück gezwungen werden müsste. Nachdem der Warther Anfang Jänner sensationell beim Slalom in Adelboden triumphiert hatte, begannen bei Andreas Puelacher sofort die olympischen Gedankenspiele. "Ich habe ihm gesagt, dass er bei Olympia in der Kombination starten muss", erinnert sich der ÖSV-Cheftrainer. Strolz’ erste Antwort fiel negativ aus. "Er wollte nicht fahren, sein Vater Hubert hat ihn dann überredet", erzählt Puelacher.
Und so nahm ein Skimärchen seinen Lauf: Der Goldmedaille in der Kombination ließ Johannes Strolz die Silbermedaille im Slalom folgen.
"Verrückt, was ich alles erreicht habe", sagte der erfolgreichste männliche Skiläufer dieser Winterspiele. Es ist in diesem Kalenderjahr beginnend mit dem Weltcupsieg in Adelboden schon einiges auf Johannes Strolz eingeprasselt. Und es wird sich auch einiges im Rennläufer-Leben des 29-Jährigen verändern.
Kaderstatus
Auf dem Papier ist Johannes Strolz noch immer kein offizielles Kadermitglied des ÖSV. Die Kadereinteilung wird immer im Frühjahr vollzogen, vor knapp einem Jahr konnte niemand erahnen, dass Johannes Strolz dermaßen durchstarten würde. "Wir wollten ihn nie verlieren. Vielleicht hat er genau diesen Schubs gebraucht, dass er auf eigenen Füßen stehen musste", sagt Andreas Puelacher, der betont: "Die Unterstützung des Verbandes hatte er aber immer." Schon jetzt ist klar: Wenn im Mai die neuen Kader präsentiert werden, dann wird Johannes Strolz als Mitglied des Nationalteams geführt werden.
Privilegien
Einen ersten Vorteil des Daseins als Olympiasieger wird Strolz bei der Heimreise spüren: Als Medaillengewinner wird der Vorarlberger als Dankeschön seitens des ÖOC in die Business Class upgegradet. Dazu winkt ihm ein ÖSV-Dienstwagen aus dem Fuhrpark des offiziellen Weltcup-Geldgebers Audi.
Bekanntlich werden bei Olympischen Spielen keine Preisgelder ausbezahlt. Johannes Strolz kann sich die Medaillen aber trotzdem versilbern. Der 29-Jährige wird Philharmoniker-Münzen im Wert von 17.000 (für Kombi-Gold) und 13.000 Euro (für Slalom-Silber) erhalten – damit hat Strolz allein im Jahr 2022 mehr Geld verdient als zuvor in der ganzen Karriere.
Aufmerksamkeit
Interviews, Ehrungen, Empfänge – Strolz wird in den nächsten Tagen und Wochen einiges um die Ohren haben. Der Bekanntheitsgrad des Vorarlbergers ist in wenigen Tagen in die Höhe geschnellt. Als Kopfsponsor fungierte bisher der Tourismusverband seiner Heimatgemeinde Warth, man kann davon ausgehen, dass dem 29-Jährigen nach dem Olympiasieg einige lukrative Werbeverträge winken.
Servicemann
Auch am Tag vor dem Slalom stand Strolz zwei Stunden im Skikeller und präparierte sich selbst das Material. Er empfindet das nicht als Arbeit, "es hilft mir, in meine Mitte zu kommen, und es beruhigt", erklärt er. Im kommenden Winter wird er einen eigenen Servicemann bekommen. "Dann muss ich mir ein neues Hobby suchen", sagt Strolz. "Mir taugt das Handwerken."
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