Die Halfpipe in China ist 7,10 Meter hoch, 22 Meter breit und gut 200 Meter lang und wird aufgrund der Maße als „Superpipe“ bezeichnet. Zehetner ist eine absolute Schlüsselarbeitskraft in China. Die Disziplin ist mit bis zu 100 Millionen TV-Zusehern einer der beliebtesten Olympia-Bewerbe. Dennoch gibt es weltweit nur eine Handvoll Menschen, die eine Olympia-Pipe bauen können.
Seit 15. Dezember ist der Salzburger bereits in Zhangjiakou. Zunächst war eine grobe Erdform notwendig. Dann wurde beschneit. „Zweieinhalb Wochen lang bin ich nur damit beschäftigt gewesen, den Schnee vorzubereiten“, erzählt Zehetner. Man müsse ihn „umrühren“, um ihn so trocken wie möglich zu machen.
Erst dann kann er ihn auf den sieben Meter hohen Wänden verteilen. Erst beim Fräsen erkenne man, ob der Schnee ohne Luftlöcher eingeschoben wurde. „Der Schnee ist kalt und trocken – hat eine sehr gute Qualität.“ Er müsse hart sein, aber nicht eisig, erklärt der Spezialist.
Jeden Abend nach dem Training fuhr Zehetner in der vergangenen Woche mit dem „Pipe Monster“, einer speziell geformten Pistenraupe, die Strecke auf und ab. Mit Spezialrechen wird der Feinschliff gemacht – mit freiwilligen Helfern, die das Handwerk vor Ort erst lernen mussten.
„Irgendwas muss ich richtig machen“, sagt Zehetner. Bei den nächsten Winterspielen 2026 in Italien würde er gerne wieder „shapen“. „Das wäre endlich mal in der Nähe von daheim.“ Viel Konkurrenz gibt es für ihn derzeit – vor allem in Europa – ohnehin nicht.
Nachwuchsproblem
Doch eine Frage drängt sich auf. Wie kann es sein, dass das Knowhow, olympische Halfpipes zu bauen, aus Österreich nach China exportiert wird, aber kein einziger heimischer Athlet bei diesem Bewerb dabei ist? Ein Nachwuchsprogramm für Freestyle Snowboard oder Ski sucht man hier vergeblich. Die Weltklasse-Freestyler die für den ÖSV in Peking dabei sind, sind self-made (Gasser) oder eingebürgert (Svancer). „Wir rühmen uns gerne mit fertigen Sportlern in diesem Bereich“, sagt Zehetner.
Ähnliche Kritik kam zuletzt im KURIER-Interview von Anna Gasser: „Der ÖSV unterstützt viel zu wenig und viel zu spät. Bei uns gibt es keine Infrastruktur. Man müsste schon Zwölfjährige oder noch Jüngere fördern, wie beim Skifahren.“ In der Skination Österreich undenkbar.
Doch die im Alpinski ähnlich verwurzelte Schweiz erzeugt Olympiateilnehmer im Snowboarden auf dem laufenden Band. Bis hin zu Goldmedaillengewinnern. „Die hatten das Glück, dass sie eine Zeitlang keine guten Alpinskifahrer hatten. Die Medien haben sich dann auf die Snowboarder gestürzt“, sagt Zehetner. Die sind dort so bekannt, das ist nicht vergleichbar mit Österreich.
Doch nicht nur die Nachwuchsarbeit fehlt. Auch die Trainingsplätze. Waren in den 90er-Jahren noch etliche (viel kleinere) Halfpipes über ganz Österreich verstreut, findet sich heute nur noch eine Pipe auf Wettkampfniveau – am Kitzsteinhorn-Gletscher. Und wer baut und pflegt sie? Alli Zehetner. Er sagt, er habe dort das Glück, dass der Schnee aus Schneedepots kommt und daher die Erstellung der Halfpipe verhältnismäßig günstig ist. „Wenn du 30.000 m³ Schnee produzieren musst, um die Pipe zu machen, kostet das empfindlich mehr“, erklärt er.
Doch ohnehin kann Zehetner keinen Willen erkennen, in Österreich mehr von dieser Sorte zu bauen. „Vom ÖSV kommt kein Euro.“ Am Kitzsteinhorn ist es eine Zusammenarbeit zwischen seinem Team und den Gletscherbahnen, die das Projekt Jahr für Jahr ermöglicht. Und der Park finanziert sich im Grunde von selbst. Denn jeden November kommen die besten der Welt nach Kaprun, um dort zu trainieren. Dann wird die Halfpipe vermietet und gesperrt. Viele der Athleten, die heute in Zhangjiakou am Start stehen, sind auch am Kitzsteinhorn schon gefahren. Natürlich wussten sie auch, dass die Pipe vom Olympiashaper gebaut wurde.
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