Snowboard-Pionierin Köck: "Euch Brettlrutscher gibt’s eh nicht mehr lang"

Snowboard-Pionierin Köck: "Euch Brettlrutscher gibt’s eh nicht mehr lang"
Gitti Köck, Bronzemedaillengewinnerin von 1998, erinnert sich an die turbulente Olympia-Premiere der Snowboarder in Nagano.

Nachdem Gitti Köck bei der Olympia-Premiere der Snowboarder in Nagano (1998) die Bronzemedaille gewonnen hatte, musste sie sich einige dumme Fragen anhören. „Einer der Reporter hat gefragt, ob wir Boarder überhaupt trainieren“, erzählt die heutige Teammanagerin der ÖSV-Alpinboarder. „Ich hab’ gar nichts gesagt. Ich bin aufgestanden und gegangen.“

Es gab seinerzeit sehr viel Aufregung um die Aufnahme der Snowboarder ins Olympia-Programm. Zuvor waren die jungen Rebellen jahrelang von den Skiverbänden ignoriert und belächelt worden. Auch dem ÖSV bedeutete das neuartige Brettl damals nicht die Welt. „Es hat geheißen: Euch Brettlrutscher gibt’s eh nicht mehr lange. Macht doch, was ihr wollt“, erinnert sich Gitti Köck.

Doch es sollte nicht lange dauern, dann kam die FIS angekrochen. Die Snowboarder hatten einen eigenen Weltverband (ISF) formiert und eine internationale Wettkampfserie ins Leben gerufen, die etliche Geldgeber anlockte und viel Aufmerksamkeit brachte.

Turbulente Zeit

„Auf einmal hat die FIS gemerkt, dass der Nachwuchs weniger wird, weil immer mehr Kids zum Snowboarden angefangen haben. Und dann waren wir plötzlich willkommen und durften zu Olympia“, berichtet Köck.

Nicht alle waren Feuer und Flamme, dass Snowboarden plötzlich olympisch wurde. „Keiner von uns hatte das jemals am Radar. Wie sich diese Tür geöffnet hat, dann haben wir gesagt: Ja gut, fahren wir eben hin.“

Vor allem die Stars rund um den Innsbrucker Martin Freinademetz sahen die Entwicklung mit Skepsis. Sie wollten sich nicht den FIS-Strukturen unterordnen und sahen ihre Freiheit und ihre Ideale gefährdet. „Die haben gemeutert und laut geschrien“, berichtet Köck.

Prompt kam es dann bei der Olympia-Premiere zu einigen Aufregern. Ein Boarder reckte bei der Eröffnung den IOC-Granden den Mittelfinger entgegen, Olympiasieger Ross Rebagliati hatte Spuren von Cannabis im Blut, und Martin Freinademetz wurde wegen Fehlverhaltens von den Spielen ausgeschlossen. „Wir hatten das Image picken: Die jungen Wilden, die nur Partys machen“, sagt Gitti Köck.

Ein Vierteljahrhundert nach der Premiere hat das Alpinboarden ein anderes Imageproblem. Dem IOC ist der Sport nur einen Olympia-Bewerb wert. „Überall anders machen sie Teambewerbe. Wir betreiben einen Riesenaufwand für ein Rennen in China“, ärgert sich Köck. christoph geiler

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