Erfolg als Kopfsache
Und gerade in einem Sport, in dem der Sieger im Kampf Mann gegen Mann ermittelt wird, ist diese Überzeugung Goldes wert. Fünf WM-Titel und drei Olympia-Medaillen lügen nicht und sprechen für die mentale Stärke von Benjamin Karl.
„Erfolg ist eine Kopfgeschichte“, weiß der Routinier. „Wenn du am Start stehst, geht es im Endeffekt nur mehr um das Mentale. Ob du in der Lage bist, die Welt zu zerreißen, oder ob du dir das in diesem Moment nicht zutraust“, sagt Karl. Denn Snowboarden würde jeder können, der bei Olympia am Start steht. „Du musst es einfach am Tag X auch abrufen.“
Von Winnermentalität spricht man dann gerne. Benjamin Karl nennt es Durchsetzungsvermögen. Und man muss weit in seine Kindheit im Ötschergebiet zurückgehen, um seiner mentalen Stärke auf die Spur zu kommen. „Meine Mama war alleinerziehend, Geld war nie da. Sie hat zwei Jobs gemacht, damit sie meine Karriere finanzieren kann“, erzählt Karl, der nach seinem Triumph in Peking emotional wurde und mit Tränen in den Augen seiner Mutter und seiner Familie in Osttirol dankte.
"Mama begleitet mich ein Leben lang"
"Ich freue mich dann ganz in Ruhe im Zimmer oder wenn ich am Weg ins Zimmer bin und ich für mich alleine bin, dann werde ich mit meiner Frau telefonieren, mit meinen Kindern. Und die Mama, die begleitet mich ein Leben lang. Dank ihr bin ich da, wo ich bin. Meine Familie, die ist die, wo man die Mama ausgelassen hat, als Anfang 20-Jähriger und ich mich in die Arme meiner Frau begeben habe mehr oder weniger in ein neues Leben, in ein Leben mit Familie. Da bin ich sehr dankbar und stolz, dass ich so eine großartige Familie gefunden habe und so ein großartiges Leben leben darf."
Benjamin Karl erinnert sich daran, dass er schon in jungen Jahren einem extremen Leistungsdruck ausgesetzt war. „Ich habe mich durchboxen müssen. Als ich in die Skihandelsschule nach Schladming gekommen bin, hat es geheißen: Wenn du sitzenbleibst, war’s das mit dem Snowboarden. Ich hatte immer den Druck: Entweder, oder. Du lernst dann automatisch, mit Druck umzugehen.“
Die meisten seiner Gegner haben Respekt, wenn sie im Parallel-Bewerb auf ihn treffen. Weil sie genau wissen, dass dieser Benjamin Karl sich in den wichtigsten Rennen selten einmal eine Schwäche erlaubt.
Benjamin Karl ist in Peking endgültig am Ziel angelangt. Am höchsten Ziel, das er sich gesetzt hat. Er ist jetzt nicht nur Olympiasieger und fünffacher Weltmeister, der Niederösterreicher ist der beste Alpin-Snowboarder, den es je gab.
„Ich wollte immer ein Alleinstellungsmerkmal. Und jetzt bin ich der, der ich bin.“
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