Thiem gegen Schwartzman: Ein Viertelfinal-Duell in aller Freundschaft
Acht Mal. Nur acht Mal waren Dominic Thiem und Diego Schwartzman für ein paar Stunden keine Freunde. Acht Mal, in denen sich die beiden auf dem Platz gegenüberstanden. Der Argentinier hat es Thiem sechsmal auch verziehen, von ihm besiegt worden zu sein.
Auch heute wird am Court nicht über Damen, Play-Station-Spiele oder Sonstiges diskutiert werden, wenn sich die beiden im Viertelfinale von Paris gegenüberstehen. Es wird ein harter Fight, beide sind topfit, auch Thiem nach der Fünf-Satz-Partie gegen Lokalmatador Hugo Gaston. „Er hat das gut weggesteckt“, sagt Physio Alex Stober.
Gratulation
Thiem kann mit Freundschaften gut umgehen. Dazu gehört eben auch, diese für gewisse Minuten und Stunden auszublenden. Zuletzt ist dies bei den US Open geschehen. Alexander Zverev und Dominic Thiem verbindet seit Jahren eine dicke Freundschaft. Der Deutsche, mit 23 Jahren vier Jahre jünger, kam schon sehr früh auf die Tour, zwischen ihm und dem Lichtenwörther hat es bald „gefunkt“.
Im Finale der US Open war freilich jeder mit sich selbst beschäftigt. Herauskam sicher nicht eines der besten, aber eines der spannendsten Finale der Grand-Slam-Geschichte. Erstmals musste in einem solchen ein Tie-Break im fünften Satz entscheiden, den Thiem gewann.
Zverev gratulierte Thiem nicht nur auf dem Platz, sondern auch noch um 4 Uhr früh mit einer Nachricht per Handy. „Du hast es Dir verdient“, stand drinnen. Ein Charakterzug, den Thiem auch danach immer wieder erwähnte. „Das war großartig und zeigt, was er für ein Mensch ist.“
Jahrelang saßen die beiden an der Play-Station, jetzt sind beide erwachsen geworden und teilen auf andere Weise die Freizeit.
Schmähbruder
Schwierig ist es aber für Thiem nicht, mit Freunden auf den Courts um Punkte, Prestige und Preisgeld zu fighten. Das gilt auch für das heutige Match. „Im Tennis muss man sich nicht körperlich wehtun, man berührt sich nicht einmal, von dem her ist das echt einfach“, sagt Thiem zum Duell mit Kämpferherz Schwartzman.
„Wir sind bis auf die paar Stunden, in denen wir gegeneinander spielen, echt gute Freunde. Zwischen uns rennt echt der Schmäh immer wenn wir uns sehen, auch die Matches gegen ihn sind immer superfair, machen richtig viel Spaß.“ Zudem habe er gegen den kleinen Argentinier (1,70 Meter) schon „einige geile Partien gespielt“ und erinnerte an das Wien-Finale 2019, als Thiem in einem hochklassigen Match siegte.
Natürlich drückt er seinen Freunden, zu denen auch der Deutsche Jan-Lennard Struff zählt, in ihren Spielen die Daumen. Nur jüngst kam er in Gewissensnot, als Zverev in der ersten Runde auf Dennis Novak traf. „Da war ich erstmals gegen Sascha.“
Mit Novak verbindet ihn eine langjährige Freundschaft, er war im Knabenalter nicht nur schon Trainingspartner. Gemeinsam spielen sie mittlerweile auch Fußball bei Thiems Hobbyklub. Wenn es um den größeren Ball geht, sind die beiden nicht immer einer Meinung. Thiem ist Chelsea-Fan, Novaks Herz schlägt für Liverpool.
Respekt
Thiems Standing auf der Spielertour ist sehr hoch. Weil er von allen Topstars respektiert wird. Nach dem US-Open-Titel sagte Nadal über Thiem: „Er hat es sich mehr als jeder andere verdient.“ Als sich Zverev und Thiem nach dem Final-Thriller umarmten, schrieb Nadal auf Twitter: „Das ist es, was den Sport ausmacht. Respekt, Wertschätzung und Freundschaft.“
An gegenseitiger Wertschätzung wird sich zwischen Thiem und Schwartzman auch nach dem Viertelfinalkampf nichts ändern. Für Schwartzman geht es um das erste Semifinale bei einem Major. Vielleicht gratuliert er aber Thiem um 4 Uhr morgens zum Sieg.
Kommentare