Ski-Auftakt: Was von den ÖSV-Stars und Sensations-Rückkehrer Hirscher zu erwarten ist

Ski-Auftakt: Was von den ÖSV-Stars und Sensations-Rückkehrer Hirscher zu erwarten ist
Am Wochenende startet in Sölden die neue Weltcup-Saison. Alles blickt auf die Comebacks von Marcel Hirscher und Lucas Braathen – und Richtung Heim-WM im Februar in Saalbach.

Im Jahr 2023 wurde vor dem Weltcupauftakt in Sölden nur über den Klimawandel, den Schneemangel und Störaktionen der Klimakleber diskutiert. Heuer schwärmt Rennleiter Rainer Gstrein von der besten Piste seit Einführung der Gletscherrennen (1993).

Und die einzige Sorge ist, ob sich holländische Marcel-Hirscher-Fans mit ihren Wohnwägen die steile Gletscherstraße hinaufstauen. Am Samstag startet die Saison mit dem Riesentorlauf der Frauen. Worauf sich die Skifans freuen dürfen.

  • Heim-WM 

Weltmeisterschaften im eigenen Land, das kommt in der Skination Österreich einem Hochamt gleich. Die WM im Februar 2025 in Saalbach-Hinterglemm wird Maßstäbe setzen, dafür muss man kein Prophet sein. Stellt sich bloß die Frage, ob die sportlichen Leistungen des ÖSV-Alpinteams mit den perfekten Rahmenbedingungen Schritt halten können. Eine glänzende Ausbeute wie bei der letzten WM in Saalbach (1991) – elf Medaillen, fünf in Gold – wäre ein mittleres Ski-Wunder.

  • Shiffrins Hunderter

Zwei Olympiasiege, sieben WM-Titel, fünf Triumphe im Gesamtweltcup, Weltcupsiege in allen Disziplinen – die Karriere von Mikaela Shiffrin ist ein einziger Superlativ. Die 29-jährige US-Amerikanerin führt mit 97 Weltcupsiegen die ewige Bestenliste an und wird in absehbarer Zeit wohl nicht übertrumpft werden. Der 100er ist nur eine Frage von Wochen und Rennen: Im Idealfall feiert Mikaela Shiffrin Mitte November beim Slalom in Hochgurgl ihr denkwürdiges rundes Jubiläum.

  • Österreichische Stehaufweiblein und -männchen

Als Marcel Hirscher acht Mal in Folge mit traumwandlerischer Sicherheit den Gesamtweltcup gewann, wurde den Liebhabern des Alpinsports ein falsches Bild vorgegaukelt. Ski-Karrieren verlaufen für gewöhnlich nicht so friktionsfrei wie beim Ausnahmekönner aus Annaberg. Vielleicht konnten sich auch deshalb im letzten Winter so viele mit Cornelia Hütter (Sieg im Abfahrtsweltcup) und mit Manuel Feller (Sieg im Slalomweltcup) mitfreuen. Beiden ging nie etwas leicht von der Hand, beiden spielte der Körper immer wieder einen Streich, beide ließen sich nie unterkriegen. Geschichten wie diese ließen sich beim ÖSV beliebig fortsetzen: Nina Ortlieb (22 Operationen) oder Stefan Brennsteiner (4 Kreuzbandrisse) haben dermaßen viel durchgemacht, dass man ihnen Medaillen und Erfolge wünschen muss.

  • Klassiker

Zwei Abfahrten am Lauberhorn, ein doppelter Streifzug in Kitzbühel, zwei Mal über die Kamelbuckel in Gröden und über den Kultriesentorlauf in Alta Badia – im vergangenen Winter gab es viele Weltcup-Klassiker in doppelter Ausführung, was nicht für doppelte Freude und Unterhaltung gesorgt hatte. In dieser Saison haben die Kultrennen gottlob wieder das Alleinstellungsmerkmal, das ihnen zusteht.

  • Lucas Pinheiro Braathen

Kann man diesen Kerl eigentlich nicht gut finden? Braathen war schon als Norweger eine skillernde Persönlichkeit, als erster Weltcupläufer aus dem Land des Zuckerhuts katapultiert sich der extrovertierte 24-Jährige nun endgültig zum Popstar des Skisports. Neo-Brasilianer Braathen ist Discjockey und Designer, er ist Querdenker und Stilikone, sein Horizont endet nicht am Pistenrand – deswegen ist der Sohn einer Brasilianerin ein Segen für den Skisport und wohl das Gesicht der Zukunft.

  • Marcel Hirscher 

Die einen hoffen darauf, dass der 35-jährige Salzburger nun zum siegenden Holländer wird, die anderen wollen den Superstar als Niederländer scheitern sehen – eines ist aber unbestritten: Kaum einen lässt das Comeback von Marcel Hirscher kalt. In einer Woche werden die Fans im Zielstadion am Rettenbachferner und die Zuseher vor den TV-Geräten bis zur Startnummer 31 ausharren.

  • Neue Helden

Nichts gegen Mikaela Shiffrin und Marco Odermatt, aber der Charme und Reiz von Seriensieger sind enden wollend. Auch dem internationalen Skisport stehen neue Helden gut zu Gesicht. Wer erinnert sich nicht an Cyprien Sarrazin, den Dominator auf der Streif im Jänner 2024, und seinen mitreißenden Siegesjubel auf der Bande. Die Fans, aber auch die Medien, lechzen nach neuen Stars und Hoffnungsträgern. Wer beim ÖSV einen Läufer mit Potenzial sucht, landet zwangsläufig beim Vorarlberger Lukas Feurstein (23), dem Riesentorlauf-Juniorenweltmeister von 2021. Es lohnt sich, sich diesen Namen zu merken.

  • Lindsey Vonn 

Am vergangenen Freitag feierte die extrovertierte US-Amerikanerin ihren 40. Geburtstag. Langjährige Wegbegleiter wissen zu berichten, dass Vonn heute mit 40 besser beisammen ist als mit 30. Und das, obwohl ihr heuer eine Knieprothese eingesetzt wurde. Die Siegerin von 82 Weltcuprennen absolvierte in den vergangenen Wochen intensive Trainings in Sölden und präsentierte sich dabei nicht nur schmerzfrei, sondern dermaßen stark, dass ein Comeback im Jänner immer realistischer wird. Bereits im Dezember will Vonn als Vorläuferin beim Abfahrtsweltcup in Beaver Creek starten.

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