Warum Kletter-Star Schubert mit 33 noch immer in den Seilen hängt

Als Jakob Schubert seinerzeit die ersten Gehversuche in der Steilwand unternahm, wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, dass er 2024 noch immer in der Steilwand hängen würde.
Kletterer waren lange Zeit dazu gezwungen, sich schon in jungen Jahren wieder vom Wettkampfklettern abzuseilen, weil sie von ihrem Sport nicht leben konnten. „Und dann musst du irgendwann einfach auf deine berufliche Ausbildung schauen“, erklärt Schubert.
Der Ausnahmeathlet aus Innsbruck genießt heute das Privileg, sein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Verantwortlich dafür sind nicht zuletzt seine sechs WM-Titel, die Schubert in den Rang des erfolgreichsten Kletterers der Geschichte gehoben haben.
Zugleich profitiert der 33-Jährige freilich auch von der Entwicklung des Klettersports, mit dem es im vergangenen Jahrzehnt steil bergauf gegangen ist.
Offene Türen
„Für unseren Sport war es extrem wichtig, dass wir 2021 ins Olympiaprogramm aufgenommen wurden“, erklärt Jakob Schubert. Das hat Türen geöffnet und Chancen ermöglicht.
„Als Olympia-Sportart kriegst du einfach andere Förderungen und stehst mehr im Fokus“, sagt der Routinier, der sich aber sicher ist: „Das Klettern hätte sich auch ohne Olympia gut entwickelt. Weil wir als Breitensport extrem gut funktionieren.“
Für ihren Traum von der Olympia-Teilnahme haben die Kletterer freilich auch einiges auf sich genommen. Schubert etwa musste auf seine alten Tage noch zum Allrounder werden, weil bei der Premiere 2021 in Tokio im Kombinationsformat aus Speed, Bouldern und Lead die Medaillen vergeben wurden.
Das ist ungefähr so, als gäbe es im Wintersport eine Kombination aus Abfahrt, Skispringen und Rodeln. „Diese drei Disziplinen, die wir in Tokio hatten, passen nicht zusammen“, erklärt der Olympia-Dritte von 2021.
Ungeliebte Kombi
Drei Jahre später wird in Paris auf Wunsch der Kletterer der ungeliebte Speed-Bewerb als eigene Disziplin gewertet, aber auch die Kombination aus Bouldern und Lead ist für die Athleten ein sehr schwieriger Spagat. Denn während im Bouldern vor allem Artistik und Akrobatik gefragt sind, geht’s in der Königsdisziplin Lead, in der Schubert vierfacher Weltmeister ist, um Kraft, Ausdauer und das perfekte Lesen der Route.
„Wir haben eben drei völlig unterschiedliche Disziplinen. Und das sollte man dann auch berücksichtigen.“ Jakob Schuberts Forderung ist klar: „Für 2028 in Los Angeles wünsche ich mir, dass Lead ein eigener Bewerb ist“, sagt der Routinier. „Das wäre ein Grund, dass ich in vier Jahren vielleicht auch noch dabei bin.“
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