Jorge Martin sorgt für beste Unterhaltung. Der junge Spanier hat in seinem ersten Jahr die ganze Bandbreite an Gefühlen ausgekostet: Jubel über seinen Sieg in Spielberg, fürchterliche Schmerzen nach seinem Sturz in Portimão, wobei er sich acht Knochen brach. Wenige Wochen später saß er wieder auf dem Motorrad.
Dieses Wochenende dreht die MotoGP in Silverstone ihre Runden (Rennen am Sonntag um 14 Uhr/live auf ServusTV). In den Freitagstrainings stürzte Marc Márquez bei 270 km/h, blieb aber unverletzt. WM-Leader Quartararo lädierte sich bei einem Unfall den Knöchel. Jorge Martin ist als Dritter für das Qualifying gerüstet.
KURIER: Wie geht es Ihnen nach den tollen Rennen in Spielberg? Konnten Sie das alles genießen?
Jorge Martin: Es war alles ein wenig verrückt. Danach habe ich mir Zeit zum Relaxen genommen, bin mit Freunden an den Strand gegangen, wir hatten eine kleine Party. Letzte Woche habe ich hart trainiert und mich auf Silverstone vorbereitet.
Ihre erste Saison ist verrückt: Poleposition, Sieg, schwerer Unfall und tolles Comeback. Bitte sagen Sie, dass das nicht normal ist.
Es ist wirklich von allem etwas dabei. Nach dem Unfall habe ich mich herantasten müssen, ich war in Spielberg auch noch nicht bei 100 Prozent. Ich muss einen Weg finden, wie ich mich jetzt weiterentwickeln kann. Aber es stimmt, es ist keine normale Saison.
Was dachten Sie unmittelbar nach dem Unfall in Portugal?
Im ersten Moment dachte ich, die Saison ist vorbei. Es war schwer für mich. Nach der Operation hatte ich wieder neuen Mut gefunden und wollte stärker zurückkommen.
Im November geht es wieder nach Portimão. Wie wird es Ihnen ergehen?
Das wird echt eine Herausforderung für mich. Aber das Beste wird sein, dass ich versuche, meinen Job so gut wie möglich zu machen und nicht zu viel an den Unfall zu denken.
Haben Sie eine Erklärung, warum MotoGP-Fahrer dermaßen viele Schmerzen aushalten und teilweise mit Brüchen fahren?
Es klingt vielleicht komisch, aber wir sind an Schmerzen gewöhnt. Wir sind grundsätzlich gut in Form und haben eine gute medizinische Betreuung. Am Ende geht es darum, den Schmerz auszuhalten.
Spielberg ist eine Ducati-Strecke, Silverstone eher nicht. Was erwarten Sie?
Wir starten bei Null und müssen hart arbeiten. Ich erwarte eigentlich nichts, ich will nur Spaß haben. Silverstone ist dennoch eine gute Strecke für Ducati, aber eben auch für alle anderen Teams. Ich bleibe in dieser Saison ein Rookie, will mit beiden Beinen am Boden bleiben und besser werden.
Haben Sie den WM-Titel irgendwann im Visier?
Ja sicher, es ist aber keine leichte Aufgabe. Irgendwann will ich den Titel holen, ich bin ja erst 23 und habe dafür noch etwas Zeit. Zunächst würde ich gerne weitere Rennen gewinnen, den Sieg von Spielberg wiederholen.
Bestimmt das Motorrad auch Ihr Privatleben?
Es spielt immer eine Rolle. Ich möchte generell mein Leben genießen. Ich bin nicht gerne zu Hause, ich bin keiner, der auf dem Sofa herumliegt. Ich muss immer etwas tun und bin gerne unter Menschen. Mit meinen Freunden gehe ich gerne Radfahren oder einfach am Abend etwas essen.
Nein. Wenn, dann tendiere ich zu Atlético Madrid, aber ehrlich gesagt schaue ich kaum Fußball.
Marc Márquez meinte im KURIER-Interview, wenn er nicht MotoGP-Fahrer geworden wäre, wäre er jetzt Mechaniker. Was wären Sie?
Ich glaube, ich wäre dann Skifahrer. Von klein auf war ich von dem Sport fasziniert, ich habe auch einige Zeit in Andorra gelebt. Da bin ich mit Freunden viel gefahren. Aber ich bin nicht der Größte, das wäre vielleicht ein Nachteil. Wobei Slalom ginge ...
Valentino Rossi hört am Saisonende auf. Was bedeutet er für die MotoGP?
Er war der Schlüssel mit seinen Erfolgen und seiner Art, den Sport so populär zu machen, wie er jetzt ist. Ich finde es toll, in seinem letzten Jahr mit ihm auf der Strecke fahren zu dürfen.
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