Was macht ein Österreicher bei der Eröffnung der Fußball-EM?
Lasset die Spiele beginnen! Mit einem Jahr Verspätung startet heute die 16. Fußball-Europameisterschaft, die natürlich auch im Zeichen der Corona-Pandemie steht. 24 Teams sind dabei, alle wollen sie ins große Finale am 11. Juli im Londoner Wembley-Stadion. Die KURIER-Redaktion klärt die letzten offenen Fragen vor dem Anpfiff. Unter anderem, warum ein Österreicher schon heute im Mittelpunkt steht.
Warum heißt das Turnier EURO 2020, obwohl 2021 gespielt wird?
Die UEFA wollte den Namen aus mehreren Gründen beibehalten. So kann sie die EM weiter als 60-Jahr-Jubiläumsfeier bezeichnen, die erste EM ging 1960 über die Bühne. Außerdem wird so weniger Müll produziert. Das meiste Material mit dem entsprechenden Branding hat bereits vor der Absage existiert. Bei einer Umbenennung hätte es vernichtet und neu produziert werden müssen.
Was hat der ehemalige österreichische Ski-Freestyler Christian Rijavec bei der Eröffnungsshow zu suchen?
Der 48-Jährige ist Mitglied des Ensembles „Vertical drums by Team Extreme“, das bei der elfminütigen Eröffnungsshow mitwirkt und wohl für die spektakulärsten Bilder sorgen wird. Die zwölfköpfige Crew trommelt in 20 Metern Höhe unter dem Stadiondach, mit computergesteuerten Seilwinden werden die Artisten förmlich in die Höhe katapultiert. „Mit einer Geschwindigkeit von acht Metern pro Sekunde“, erklärt Rijavec, der seinerzeit als Freestyler acht Weltcupbewerbe gewinnen konnte. Seit 2009 ist der Wahl-Tiroler Mitglied der internationalen Combo.
Wer ist der Favorit auf den EM-Titel?
Als Topfavorit bei den Buchmachern und auch bei vielen Experten geht Weltmeister Frankreich in das Turnier. Aber auch Deutschland, Spanien, Belgien und England werden hoch gehandelt. Die Niederlande, Italien und Titelverteidiger Portugal gelten als heiße Außenseiter. Jede andere Mannschaft als Europameister wäre eine Riesensensation.
Nach welchem Modus wird gespielt? Welche Gruppendritten steigen ins Achtelfinale auf?
Neben den jeweils sechs Gruppensiegern und -zweiten kommen auch die vier besten Gruppendritten in die K.-o.-Phase. Gereiht werden diese nach folgenden Kriterien: Punkte, Tordifferenz, erzielte Tore, Anzahl der Siege, Fair-Play-Wertung.
Warum wird doch nur in elf und nicht in zwölf Städten gespielt?
Die Veranstaltungsorte mussten frühzeitig garantieren, dass trotz Pandemie Zuschauer in die Stadien dürfen. Bilbao und Dublin konnten das nicht und wurden daher gestrichen. Statt Bilbao kommt Sevilla neu dazu, die in Dublin geplanten Partien werden auf St. Petersburg und London aufgeteilt.
Wie viele Zuschauer dürfen in die Stadien?
Das ist je nach Stadion und den in den betreffenden Ländern geltenden Corona-Bestimmungen verschieden. Das einzige Stadion, das voll sein wird, steht in Budapest. In der Puskás-Arena dürfen alle 68.000 Plätze besetzt werden. Während ins Final-Stadion in London immerhin noch 22.500 Fans reindürfen, werden im Hampden Park von Glasgow nur 12.750 Leute live dabei sein können. Die Zahlen können sich natürlich noch kurzfristig ändern.
Was passiert, wenn ein Spieler positiv auf Corona getestet wird? Drohen Spielabsagen?
Die Spieler müssen vor Anreise zum jeweiligen Spielort einen PCR-Test abgeben. Bei positivem Ergebnis entscheiden die lokalen Behörden über eine mögliche Quarantäne. Ein Spiel wird angepfiffen, solange ein Team 13 Spieler, darunter einen Tormann, zur Verfügung hat. Um das Risiko von Spielabsagen zu verringern, wurden die Kader von 23 auf 26 Spieler aufgestockt. Außerdem dürfen die Teams zusätzlich Akteure einberufen, die nicht auf der Kaderliste stehen. Wenn das passiert, muss eine entsprechende Zahl an Spielern aus dem 26-Mann-Kader gestrichen werden.
Was passiert, wenn eine Mannschaft nicht mehr genügend Spieler hat?
Wenn ein Team das Minimum von 13 Spielern nicht erreicht, kann die Partie innerhalb der nächsten 48 Stunden neu angesetzt werden. „Wenn ein Spiel verschoben werden muss, aber im gleichen Stadion stattfinden kann, dann wird es am folgenden Tag um 12 Uhr oder 15 Uhr angepfiffen“, erklärt UEFA-Turnierdirektor Martin Kallen. Wenn eine Verlegung unmöglich ist, entscheidet die UEFA-Disziplinarkommission. Das Team, das für die Absage verantwortlich ist, wird mit 0:3 als Verlierer gewertet.
Wie ist die aktuelle Corona-Situation in den Gastgeberländern?
Rumänien steht mit einer Inzidenz von 6,3 je 100.000 Einwohner derzeit am besten da. Dänemark ist mit knapp 100 das Schlusslicht.
Wie viel kann man bei der EURO verdienen?
So viel wie noch nie. Wenn der Europameister alle drei Gruppenspiele gewinnt, kann er maximal 28,25 Millionen Euro verdienen. Insgesamt schüttet die UEFA Prämien in Höhe von 331 Mio. Euro aus. Das Antrittsgeld beträgt 9,25 Mio. Euro, für jeden Sieg in der Vorrunde gibt es 1 Mio., für jedes Remis 0,5 Mio. Danach kassieren die Mannschaften pro überstandener Runde eine Prämie.
Wie weit müssen die Teams fliegen?
Ganz unterschiedlich. Länder wie Italien, Dänemark, die Niederlande, England, Spanien oder Deutschland in der Vorrunde gar nicht. Sie tragen alle Gruppenspiele zu Hause aus und haben ihre Quartiere nicht weit weg. Vielflieger sind die Polen, die zwischen St. Petersburg und Sevilla pendeln müssen. Sie werden alleine in der Vorrunde schon mehr als 7.000 Kilometer in der Luft zurücklegen. Ähnlich ergeht es der Schweiz, die zunächst in Baku und Rom spielt. Bei entsprechendem Turnierverlauf könnte die „Nati“ damit auf knapp 17.500 Flug-Kilometer kommen.
Was ist sonst noch neu bei der EURO?
Mit Nordmazedonien und Finnland sind diesmal zwei Debütanten am Start. Die Französin Stéphanie Frappart ist die erste weibliche Schiedsrichterin bei einer Männer-EM. Sie fungiert beim heutigen Eröffnungsspiel Italien gegen die Türkei als vierte Offizielle.
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