Warum Salzburg als Meister aller Kassen Rapid enteilt ist
Im Frühjahr 2019 fiel den Rapid-Scouts ein groß gewachsener 15-Jähriger auf: Vor dem Tor stark, aber trotz der langen Beine auch technisch beschlagen. Ob der Stürmer aus dem Nachwuchs von Domzale (SLO) zu verpflichten wäre? Keine Chance – als Ablöse wurden Summen aufgerufen, die von den Hütteldorfern nicht zu bezahlen waren. Am Ende der Verhandlungen gab Manchester City bekannt, dass die selbstauferlegten Beschränkungen für Nachwuchs-Verpflichtungen den Transfer unmöglich machen.
Das Rennen machte Salzburg – zum 16. Geburtstag unterschrieb Benjamin Sesko um eine Ablöse von 2,5 Millionen Euro. Mittlerweile ist der Slowene 17 Jahre jung, 1,94 Meter groß, am Samstag Matchwinner für Liefering und wohl einer der nächsten Goalgetter Salzburgs.
Bullen im Transfer-Galopp
Diese Episode erzählt, warum Rapid (unabhängig vom 0:3 in der Meistergruppe) Salzburg in wesentlichen Bereichen massiv unterlegen ist.
Die Schere mag sich sportlich laut Tabelle dieser Saison etwas geschlossen haben, aber auf dem Transfermarkt haben die Bullen in den letzten Jahren den Galopp eingelegt. In den 13 Corona-Monaten hat Rapid-Sportchef Barisic null Transfer-Euro ausgegeben. Salzburg konnte derweil (weil noch viel mehr reinkam) rund 13 Millionen aufwenden. Das wird sich auch in näherer Zukunft auswirken.
Besonders groß ist der Spagat in der Ära Kühbauer geworden. Eigentlich wollte der Burgenländer ab Oktober 2018 endlich auch Wunschspieler verpflichten können, ohne davor die Besten verkaufen zu müssen. Bei der Umsetzung hakte es schon in der ersten Transferperiode.
Neben dem ablösefreien Rückkehrer Grahovac kam als Last-Minute-Projekt Stürmer Badji. Die für Wunschspieler Kalajdzic geforderten 1,5 Millionen plus Boni waren den Rapid-Bossen zu riskant.
Günstige Verstärkungen
So viel wurde nur noch einmal ausgegeben – ausgerechnet für den einzigen Neuzugang, der bislang die Erwartungen nicht erfüllen konnte (Kitagawa). Alle anderen, von Ullmann, der seine Ausstiegsklausel aktivierte, über das 200.000-Euro-Schnäppchen Kara bis zum ablösefreien Fountas, fallen in die Kategorie „günstig“. Bei Leihspieler Ritzmaier zahlt Barnsley sogar beim Gehalt mit.
Die Salzburger bewegen sich in anderen Sphären. Sowohl beim Verkauf (auch wenn der echte Gewinn bei den vielen Abgängen nach Leipzig nicht auszurechnen ist), als auch bei den Einkäufen fließen die Millionen. Neben Langzeitprojekten wie Sesko gibt es auch Spieler, die sofort helfen sollen. So wie den 10,5 Millionen teuren Ex-Rapidler Wöber.
Der ebenso teure Okafor ist eines von mehreren Beispielen, dass teure Einkäufe, die nicht einschlagen, kein finanzielles Problem darstellen.
Einer kostete mehr als elf
Erst im Winter kam Brenden Aaronson, der beim 4:2 im Februar gegen Rapid nicht zu bändigen war. Der 20-Jährige kostete 5,45 Millionen.
Das ist mehr als Rapid in den zweieinhalb Jahren unter Kühbauer für alle elf Neuzugänge ausgegeben hat: Rund 4,6 Millionen wurden seither überwiesen, während rund 13 Millionen an dringend nötigen Transfererlösen erwirtschaftet wurden.
111 Millionen im Plus
In Salzburg wurden im selben Zeitraum rund 56 Millionen an Ablöse ausgegeben und unglaubliche 167 Millionen (ungefähr, exakte Zahlen sind in Österreich selten öffentlich) verdient. Diese Explosion im Import/Export-Geschäft begann mit dem Durchbruch von Sadio Mané, der als erster Salzburger zum Kicker von Weltrang aufstieg. Dass es seither so weiterging, hat viele Gründe.
Einer ist der Erfolg im Europacup. Wer nicht gegen Molde scheitert, sondern in der Champions League die Besten fordert, wird am Transfermarkt auch bei den Großen und dort üblichen Beträgen angesiedelt.
Dazu kommt der exzellente Ruf der Scouts und Berater von Red Bull. Wer von Salzburg umworben wird, weiß, dass die Tür in die großen Ligen gleich mit aufgeht.
So wie aktuell Rapid mit der verstärkten Entwicklung der eigenen Talente Kapital aufbaut, ist auch Salzburg ein Ausbildungsverein. Nur auf einem anderen, höheren Level.
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