Die Vorstellungen bei der Ablöse (700.000 vs. 2 Mio. Euro) lagen zu weit auseinander. Aber auch die Verpflichtungen der Alternativ-Stürmer scheiterten. Die Zeit drängte, Rapid legte nach, bei 1,5 Millionen schien der Deal doch noch perfekt zu werden.
„Sasa hat den Medizincheck in Österreich absolviert, wir haben uns um das Ticket in die Türkei gekümmert. Aber er ist leider nie bei Rapid angekommen“, erinnert sich der damalige Sportdirektor Fredy Bickel. Denn die Admira forderte noch zusätzliche Bonuszahlungen (für Erfolge, Tore, etc.). Dem Rapid-Präsidium war das zu viel und zu riskant. Zur Erinnerung: Kalajdzic war damals (wieder mal) verletzt und hatte erst fünf Profitore vorzuweisen. „Als der Transfer scheiterte, war Sasa am Boden zerstört. Ich hab’ ihn um Geduld gebeten“, erzählt der damalige Admira-Manager Amir Shapourzadeh. „Es ist dann alles gut gegangen: Sasa ist fit geworden, hat uns zum Klassenerhalt geschossen und nach seinem Auftritt bei derU-21-EM gegen Deutschland sind die Angebote nur so reingerauscht.“
Das Rennen machte Stuttgart. Der damalige deutsche Zweitligist holte den Stürmer im Sommer 2019 um 2,5 Millionen Ablöse – und den von Rapid noch abgelehnten Extras, die seitdem bereits eine weitere Million in die Kassa der Südstädter spülten. Mit dem in letzter Transfer-Minute geholten „Kalajdzic-Ersatz“ Aliou Badji wurden die Hütteldorfer hingegen nie wirklich glücklich. Anders als Kalajdzic in Stuttgart – obwohl sein erstes Jahr in Deutschland alles andere als positiv verlaufen ist. Im Juli 2019 verletzte er sich in einem Test in Freiburg schwer am Knie: Außenmeniskus, Innenband und Kreuzband gerissen. Ein Karriere-Aus stand im Raum. Aber Kalajdzic gab wie schon bei der Admira, wo ihn ein Mittelfußknochenbruch und ein Syndesmosebandriss sechs bzw. vier Monate ausbremsten, nicht auf.
Er nutzte die fast neun Monate Zwangspause, um noch stärker zurückzukommen. Spielverständnis wie -übersicht, Stellungsspiel, technische Fähigkeiten, Lauf- und Abschlussstärke mit beiden Füßen – all das zeichnete ihn bei Admira aus. Doch das Kopfballspiel zählte nicht zu seinen Stärken. Er traf zwar auch per Kopf, aber meist nur dann, wenn es sich nicht verhindern ließ. Das ist jetzt anders – wie auch sein Weltklasse-Kopfballtor in Glasgow gezeigt hat.
Kalajdzic ist nicht nur wegen seiner Größe, mit der man normalerweise eher Basketballer wird, ein ungewöhnlicher Fußballer. Auch sein Karriereweg war das. In einer Akademie war er nie. Als Kind und Jugendlicher kickte er für Donau, Vienna und Donaufeld. In die Südstadt kam er erst kurz vor seinem 19. Geburtstag, nachdem er als torgefährlicher Mittelfeldspieler den Scouts in der Wiener Stadtliga aufgefallen war. Bei der Admira spielte er zunächst in der zweiten Mannschaft – oft als Sechser. Erst als nach zehn sieglosen Spielen in der Regionalliga Ost Ernst Baumeister das Traineramt übernahm, wurde Kalajdzic umfunktioniert, weil er im Training der torgefährlichste Spieler war. Das ging sofort auf: Gleich im ersten Spiel als Stürmer erzielte er gegen Ebreichsdorf zwei Tore.
Auch die Schulausbildung ist für einen Fußballer eher ungewöhnlich. Der Sohn bosnischer Serben, die während des Balkankrieges nach Österreich geflüchtet waren, besuchte eine HTL im 20. Wiener Gemeindebezirk, schloss diese extrem arbeits- und zeitaufwendige Ausbildung im Zweig Maschinenbau ab. Nach der Matura überlegte er, ein Studium zu beginnen oder gleich arbeiten zu gehen, entschied sich aber schlussendlich für eine Karriere als Fußballprofi. Weil ihm „das den meisten Spaß gemacht hat“.
Die Entscheidung war goldrichtig. Mit 13 Toren in der Bundesliga für Aufsteiger Stuttgart hat er sich für noch größere Klubs interessant gemacht. Von Leipzig, über Everton und West Ham, bis zu Juventus, Milan und Roma – mit all diesen Vereinen wird er bereits in Verbindung gebracht. 25 Millionen sollen als Ablöse aufgerufen sein. Ein weiterer Wechsel würde auch die Admira freuen, die eine sehr hohe Beteiligung an einem Weiterverkauf hält.
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