Warum Yusuf Demir nicht mehr Zeit im Rapid-Trikot bekommt
Warum spielt Yusuf Demir nicht länger? Diese Frage ist seit dem Profidebüt des damals 16-Jährigen und seither jüngsten Rapidlers der Geschichte im Dezember 2019 öfters in Hütteldorf zu hören. Gegen Ried reichte dem Joker vom Dienst die Rapid-Viertelstunde, um an deren Ende das aus jeder Sicht außergewöhnliche Goldtor aus 25 Metern im Kreuzeck unterzubringen.
670 Spielminuten in dieser Saison, aufgeteilt auf 22 Partien, genügten für sechs Tore und zwei Assists. Diese Torquote pro Einsatzminute ist für Spieler des Jahrgangs 2003 aus Europas Top-10-Ligen, zu denen Österreich mittlerweile gehört, ein Spitzenwert.
Trotzdem rationiert Didi Kühbauer die Minuten auf dem Feld für seinen mit Abstand begabtesten Kicker streng. Was meint der Rapid-Trainer, wenn er sagt: „Yusuf hat eine große Karriere vor sich, aber er muss noch einiges lernen“?
Es geht ihm dabei vor allem um das Spiel gegen den Ball. Das lasche Anlaufen der Gegner beim 0:3 gegen WSG Tirol hat den 49-Jährigen geärgert – seither blieb Demir nur die Joker-Rolle.
Wachstumsschmerzen
Der Linksfuß konnte bei seinen (vier) Einsätzen von Beginn tatsächlich nicht so überzeugen wie als Wechselspieler, der dann laut Kühbauer „immer sofort in der Partie ist“.
Außerdem ist Demir öfters angeschlagen, die Muskeln zwicken. Im Herbst erwischte ihn das Coronavirus. Für sein Alter ist er physisch weit. Aber der nur 1,73 Meter große Körper ist eben doch der eines 17-Jährigen.
Das Problem am behutsamen Aufbau: Die Zeit wird knapp. Demirs Vertrag läuft am Ende der kommenden Saison aus. Dass der Edeltechniker zu seinem 16. Geburtstag überhaupt einen Profivertrag bis Sommer 2022 unterschrieben hat, war angesichts der angestellten Top-Klubs von Barcelona über Bayern bis Manchester nicht selbstverständlich und auch dem Engagement des damaligen Talentemanagers Steffen Hofmann zu verdanken.
Eine weitere Verlängerung wäre ein grün-weißes Wunder.
Der Transfer rückt näher
Deswegen muss Rapid den Millionengarant ein Jahr vor Vertragsende verkaufen. Spätestens nach den ersten Europacup-Entscheidungsspielen im August. Leichter wäre es für Sportchef Zoran Barisic, wenn er schon früher wüsste, wie viel Geld der Teenager einbringt.
Denn (nur) ein Teil der Millionen für den Hochbegabten kann in den anstehenden Kaderumbau investiert werden.
Kühbauer hingegen baut Demir auf, als würde er einem Rapid-Stammspieler der kommenden Saison den letzten Schliff verpassen. „Zeit und Ruhe“ fordert er für das Juwel ein. Das wirtschaftlich wohl lukrativere, offensive Ins-Rampenlicht-Stellen eines (aus seiner tagtäglichen Ansicht) noch nicht ganz fertigen Produkts widerstrebt dem Burgenländer.
Dieser Zugang ist redlich, kann den von Corona gebeutelten Verein aber auch Geld am Transfermarkt kosten.
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