Großer Sport in großen Diktaturen: Die Mär von der Demokratisierung

Großer Sport in großen Diktaturen: Die Mär von der Demokratisierung
Früher hoffte man, Großereignisse wie die WM in Katar könnten in autokroatischen Regimen zum Wandel beitragen. Die Geschichte zeigt, dass sie sogar zu mehr Repression führen.

Wie war der Schritt im Westen nicht begrüßt worden: China, Olympia- Gastgeber im Jahr 2008, hatte im Vorlauf der Spiele tatsächlich eigene „Protestzonen“ eingerichtet. Dort konnten sich Einheimische anmelden, um ihren Unmut kundzutun; für manche Beobachter ein Beleg für die rasante Entwicklung der Volksrepublik. Doch die Protestzonen blieben leer – das Regime hatte alle angemeldeten Kritiker zuvor festnehmen lassen.

Heute weiß man, dass die erhoffte Öffnung Chinas durch die Spiele nichts als Schall und Rauch war, ebenso wie die der Wunsch nach einer Demokratisierung Russlands durch die Winterspiele 2014 und die Fußball-WM vier Jahre später. Damals kuschelte Wladimir Putin noch mit Fußballgrößen wie Pelé und Diego Maradona, heute ist der Kremlchef international geächtet.

Demokratisierung durch Sport „ein Mythos“

Gibt es denn Beispiele für Sportereignisse in autoritär regierten Staaten, durch die sich die Repressionen der Regime verringerten? „Nein“, sagt Sozialforscher Christian Gläßel von der Berliner Hertie School zum KURIER – das sei ein Mythos.

Er analysierte mit Co-Autoren sportliche Großereignisse in autokratisch regierten Staaten anhand der Fußball-WM 1978 in Argentinien, die unter der Ägide der Militärjunta stattfand (Die Studie finden Sie hier).

Das Ergebnis: Die Events hatten keinen positiven Effekt – im Gegenteil.

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