Vor Liverpool - Salzburg: Der Fahrplan zur Sensation

FUSSBALL CHAMPIONS LEAGUE: TRAINING RB SALZBURG IN LIVERPOOL
Was Sie alles zum Champions-League-Schlager am Mittwochabend im Stadion Anfield wissen sollten ...

Endlich ist das Tag da, auf den bei Red Bull nicht seit Jahren, sondern seit Jahrzehnten hingearbeitet worden ist. Endlich darf Österrreichs Serienmeister, der ja elfmal in der Qualifikation gescheitet ist, in der Champions League gegen einen ganz großen Klub des Weltfußballs antreten.

Dass es gleich mit dem FC Liverpool der Titelverteidiger geworden ist, gegen den die Salzburger heute Mittwoch im ersten Auswärtsspiel der Ära Red Bull im wichtigsten Klubbewerb der Fußballwelt antreten werden, ist eigentlich schon eine besondere Belohnung für alle Enttäuschungen in den letzten Jahren.

Um 20 Uhr Liverpooler Ortszeit, also um 21 Uhr in Österreich, wird das zweite Spiel der Gruppe E angepfiffen. Mit dem Ticker auf kurier.at sind Sie natürlich live dabei. Der KURIER gibt aber schon jetzt die wichtigsten Antworten auf die wichtigsten Fragen vor dem Champions-League-Hit FC Liverpool gegen Red Bull Salzburg ...

  • Wie ist die Ausgangslage vor dem Spiel?

Der FC Liverpool steht wesentlich mehr unter Druck als die Salzburger. Den Österreichs Serienmeister hat mit dem 6:2 gegen Genk einen wesentlich besseren Start hingelegt als der Titelverteidiger, der beim SSC Napoli mit 0:2 verloren hat. Liverpools Startrainer relativierte bei allem Lob für den Gegner in der Pressekonferenz vor dem heutigen Spiel allerdings die Gala der Salzburger: "Genk hat eine gute Rolle gespielt über einen langen Zeitraum, Salzburg hat vier Kontertore geschossen."

Klopp selbst verspürt durch den schlechten Start aber keinen größeren Druck:  "Die Heimspiele müssen wir sowieso gewinnen", sagte er. Aber der Deutsche weiß auch eines: "Wir haben nicht viel Spielraum, abzuwarten um zu punkten."

  • Wie ist die Form der beiden Mannschaften?

Während es in der Champions League zum Auftakt eine Niederlage gegeben hat, spielt der FC Liverpool in der Premier League bisher eine perfekte Saison. Das 1:0 am Samstag bei Sheffield United war der siebente Sieg im siebenten Spiel. Der Vorsprung auf Meister Manchester City beträgt schon fünf Punkte. Im Ligacup droht allerdings das Aus, weil beim 2:0-Sieg in der 3. Runde gegen die MK Dons ein unberechtigter Spieler eingesetzt worden sein soll.

Auch Salzburg war mit sieben klaren Siegen in die Saison gestartet. Nach dem 2:2 beim LASK fand Österreichs Meister mit einem 4:1 gegen die Austria wieder auf die Siegerstraße zurück, obwohl zahlreiche Stammspieler für die Liverpool-Partie geschont worden waren. Im Cup stehen die Salzburger im Achtelfinale, nachdem vor einer Woche das Prestigeduell gegen Rapid mit 2:1 nach Verlängerung durch ein Last-Minute-Tor von Takumi Minamino gewonnen werden konnte.

  • Auf welche Stars müssen die beiden Mannschaften verzichten?

Beim FC Liverpool fehlt weiterhin der gerade erst zum Welttorhüter gewählte Brasilianer Alisson Becker wegen einer Wadenverletzung. Ihn wird der Spanier Adrian ersetzen, der in der vergangenen Saison bei West Ham United seinen Stammplatz an den polnischen Teamtorhüter Lukasz Fabianski verloren hat. Dazu werden Innenverteidiger Joel Matip und Angreifer Xherdan Shaqiri geschont, beide sind angeschlagen. Trainer Klopp will kein Risiko eingehen.

Salzburg kann nicht aus dem Vollen schöpfen wie noch zum Auftakt gegen Genk. Mit Antoine Bernede, der sich im Cupspiel bei Rapid einen Schienbeinbruch zugezogen hat, gibt es einen gravierenden Ausfall. Den Franzosen wird wohl Enock Mwepu ersetzen. Mo Camara, der gegen die Austria ein fast perfekte Partie auf der Sechserposition gespielt hatte, darf in der Champions League nicht eingesetzt werden.

Die anderen zuletzt angeschlagenen oder erkrankten Spieler sollten alle einsatzfähig sein - auch Jungstar Erling Braut Haaland, vor dem auch Startrainer Klopp großen Respekt zeigt: "Ein wunderbarer Spieler, jung, mit viel Selbstvertrauen. Er ist im Moment am perfekten Platz, kann so viel wie möglich spielen. Er ist eine wirkliche Gefahr. Aber er ist nicht die einzige von Salzburg", meinte der Deutsche. Einen Plan gegen den Stürmer habe er.

  • Wie ist die Salzburger Bilanz gegen englische, wie ist die Liverpooler Bilanz gegen österreichische Vereine?

Obwohl Red Bull seit 2006 jedes Jahr im Europacup dabei ist und seit 2009 regelmäßig zumindest die Europa-League-Gruppenphase erreicht hat, ist es erst das dritte Duell mit einer Mannschaft aus der Premier League. Die Bilanz ist alles andere als gut. Gegen Blackburn Rovers reichte es in der 1. UEFA-Cup-Runde 2006 zu einem 2:2-Heimremis, auswärts war man in der Stadt im Großraum Manchester, also gar nicht weit weg von Liverpool, beim 0:2 chancenlos. In der Europa-League-Gruppenphase 2010 verlor Salzburg beide Spiele gegen Manchster City ohne ein Tor schießen (0:2, 0:3).

Für den ruhmreichen FC Liverpool ist es auch erst das vierte Duell mit einer österreichischen Mannschaft. Im Meistercup wurde 1985 die Austria im Viertelfinale ausgeschaltet. Auf ein 1:1 im Hanappi-Stadion folgte ein klarer 4:1-Sieg im Stadion Anfield. Gegen den FC Tirol gab es 1991 in der 3. UEFA-Cup-Runde mit einem 2:0 in Innsbruck und einem 4:0 in Liverpool zwei klare Siege. 2005 wurde in der Champions-League-Qualifikation beim GAK zunächst 2:0 gewonnen, das Heimspiel dann aber 0:1 verloren. Es war der erste Europcupsieg einer österreichischen Mannschaft in England überhaupt. Mit dabei war damals Salzburgs Co-Trainer Rene Aufhauser.

  • Welche Überschneidungspunkte haben beide Vereine?

Doch einige, denn die Spielweise ist eigentlich sehr ähnlich. Auch Liverpool-Trainer Jürgen Klopp, der 2008 als Trainer bei Red Bull im Gespräch war, gilt als Verfechter des modernen schnörkelosen Offensivfußballs mit Pressing, den auch die Salzburger seit 2012 praktizieren. Dann macht das Duell der beiden Mannschaften auch sehr spannend. Es könnte ein attraktives Spiel mit vielen Toren werden. "Wenn wir in Liverpool etwas erreichen wollen, brauchen wir alle ein perfektes Spiel", weiß Salzburg-Trainer Jesse Marsch.

Da überrascht es nicht, dass mit dem momentan nicht ganz fitten Naby Keita und mit Sadio Mane zwei Ex-Salzburger im Kader der Liverpooler stehen. "Es ist natürlich ein spannendes Spiel für mich. Sie werden bereit für mich sein, aber ich bin auch bereit für sie. Es ist schön auf sie zu treffen. Aber ich will natürlich gewinnen", sagte Mane. Die österreichische Liga sei eine gute, hielt der Senegalese fest. "Ich habe dort viel gelernt, bin als Mensch gereift. Sie sind ein gutes Team, liegen in der Gruppe voran. Es wird ein schweres Spiel."

  • Wer wird das Spiel leiten?

Der schwedische Schiedsrichter Andreas Ekberg wurde von der UEFA nominiert. Der 34-Jährige hat nie ein Spiel mit Beteiligung von Liverpool oder Salzburg geleitet. Insgesamt durfte er bisher acht Champions-League-Spiele und insgesamt 50 Europacup-Spiele pfeifen. In dieser Saison war er schon bei einem Spiel mit österreichischer Beteiligung im Einsatz: Er war Schiedsrichter bei der Champions-League-Qualifikationspartie zwischen dem FC Basel und dem LASK. Dass die Linzer dieses Spiel Anfang August völlig überraschend mit 2:1 gewinnen konnten, ist vielleicht ein gutes Omen für die Salzburger.

  • Wie wird die Stimmung auf den Rängen sein?

Für diese ist das Stadion an der Anfield Road weltberühmt. Und die Stimmung wird auch heute beeindruckend sein, dafür werden die gut 50.000 Liverpool-Fans sorgen. Aber auch die Salzburger werden von so vielen Fans auswärts unterstützt wie noch nie seit dem Einstieg von Red Bull im Jahr 2005. Bis zu 3000 Anhänger werden im Stadion Anfield dabei sein. Das Stadion ist wie bei jedem Liverpool-Heimspiel so gut wie ausverkauft. Am Matchtag waren nur mehr VIP-Karten zum Preis von 660 bzw. 999,60 Pfund erhältlich.

  • Wie wird das Wetter sein?

Die Salzburger wurden am Dientag mit typischen englischem Herbstwetter empfangen. Immer wieder gab es Schauer bei Temperaturen rund um zwölf Grad. Der Spieltag sollte laut den Prognosen der vom Wetter her beste Tag der Woche werden. Es soll trocken bleiben, dazu könnte sich auch nach einem bewölkten Morgen die Sonne zeigen. Allerdings soll es zu Matchbeginn für Anfang Oktober mit Temperaturen von deutlich unter zehn Grad ziemlich kühl werden.

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